Bundeskanzler Scholz lehnt russischen PCR-Test ab

Zumindest physisch kommen sich Scholz und Putin im Kreml nicht wirklich nahe. Ein sechs Meter langer Tisch trennt die beiden mächtigen Männer im Kreml. Das hat Gründe - aber keine politischen.
Titelbild
Russischer Präsident Wladimir Putin (l) und Bundeskanzler Olaf Scholz.Foto: MIKHAIL KLIMENTYEV/Sputnik/AFP via Getty Images
Epoch Times15. Februar 2022

Bundeskanzler Olaf Scholz hat es abgelehnt, sich vor seinem Treffen mit Präsident Wladimir Putin von russischer Seite auf Corona testen zu lassen.

Stattdessen entschied sich der SPD-Politiker, den für den Zutritt zum Kreml erforderlichen PCR-Test am Dienstag nach seiner Landung in Moskau an Bord seiner Regierungsmaschine von einer Ärztin der deutschen Botschaft vornehmen zu lassen. Das hatte Folgen für das Gespräch im Kreml: Ein sechs Meter langer Tisch trennte die beiden bei ihrem Vier-Augen-Gespräch, das mehrere Stunden dauern sollte.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einer reinen Vorsichtsmaßnahme. „Aber das beeinflusst weder den Charakter des Treffens noch die Inhalte oder die Dauer“, betonte er.

Auch Macron blieb „auf Distanz“

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bei seinem Besuch in Moskau vor wenigen Tagen einen russischen PCR-Test abgelehnt. Er wurde dann wie jetzt Scholz von Putin auf Distanz gehalten. Auch bei der Pressekonferenz standen die Rednerpulte mehrere Meter voneinander entfernt. Andere Kollegen hingegen empfing Putin auch in Pandemiezeiten mit Händeschütteln und intensiven Umarmungen.

Scholz hatte nach seiner Landung in Moskau 40 Minuten lang sein Flugzeug nicht verlassen, um sich an Bord testen zu lassen. Die russischen Gesundheitsbehörden seien eingeladen worden, dabei zu sein, hieß es aus dem Umfeld des Kanzlers. Ein Testgerät sei aus Deutschland mitgeführt worden. Scholz selbst, seine gesamte Delegation und die mitreisenden Journalisten – zusammen mehr als 50 Personen – mussten schon vor der Abreise aus Deutschland insgesamt drei negative PCR-Tests vorlegen.

Im Wohnzimmer der Weltpolitik

Putin empfing Scholz dann in seinem Wohnzimmer der Weltpolitik, einem prunkvollen, ovalen Saal des Senatspalastes im Kreml. Dort führt der Präsident die meisten Gespräche mit seinen ausländischen Gästen im Vier-Augen-Format. Der Weiße Tisch ist ebenfalls oval. Scholz und Putin nahmen an den Stellen des Tisches Platz, die am weitesten entfernt sind. Wie sich das auf die Akustik des Gesprächs ausgewirkt hat, ist nicht überliefert. Scholz ist bekannt dafür, dass er sehr leise spricht. Auch Putin hat keine besonders laute Stimme. Beide trugen aber keine Masken.

Einige Gespräche mit seinen Gästen führe Putin auch anderswo im Kreml an einem Kamin, meint sein Sprecher Peskow. Mit Handschlag und Umarmungen begrüßt der Präsident beispielsweise den als „letzten Diktator Europas“ verschrienen belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Mit inniger Umarmung empfing Putin zuletzt auch den kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew im Kreml.

Ukraine-Konflikt, ein zentrales Thema

Zum Auftakt des Treffens betonte Scholz vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise die Wichtigkeit des Dialogs. Putin kündigte seinerseits an, dass das Gespräch vor allem um die Sicherheitssituation in Europa und dabei insbesondere den Ukraine-Konflikt gehen solle.

Scholz betonte die Bedeutung des Treffens „so kurz nach Beginn meiner Zeit als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland“ und angesichts der Geschichte der Beziehungen beider Länder. Europa befinde sich derzeit in einer „schwierigen Situation“, darüber wolle er mit Putin sprechen. Er sei froh, „dass das jetzt möglich ist“, sagte Scholz. Denn es sei „das Wichtigste“, dass Probleme durch „gute Gespräche miteinander“ gelöst würden.

Putin seinerseits nannte den Ukraine-Konflikt als zentrales Thema des Gespräches. „Leider müssen wir einen bedeutenden Teil unserer Zeit Themen widmen, die mit der Situation in Europa und der Sicherheit zusammenhängen, vor allem in Bezug auf die Ukraine.“

Unmittelbar vor dem Treffen der beiden Politiker hatte der Kreml den geplanten Abzug eines Teils seiner an der Grenze zur Ukraine zusammengezogenen Soldaten bestätigt. Dabei handele es sich um einen „gewöhnlichen Vorgang“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. Zugleich kündigte er an, dass Russland „weitere Militärübungen vornehmen“ werde. (dpa/afp/red)



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