„Charlotte Corday“ – Oper über die französische Revolution

Titelbild
Der Chor in "Charlotte Corday".Foto: Theater / René Jungnickel
Von 13. Mai 2013

 

„Charlotte Corday“ feierte am Samstag Premiere am Mittelsächsischen Theater in Freiberg, dem wohl ältesten Stadttheater der Welt, da es sich, anders als ehemalige Hoftheater, bereits seit 1791 im Besitz der Stadt befindet. „Charlotte Corday“, eine Oper in drei Akten von den beiden Italienern Giuseppe di Leva und Musik von Lorenzo Ferrero, die durch die dramatischen Ereignisse der französischen Revolution inspiriert wurde. Gesungen wurde in deutscher Sprache.

Die junge Landadlige Charlotte Corday sympathisierte zunächst mit der Revolution. Am 13. Juli 1793 kommt sie nach Paris, wo sie eine Atmosphäre von Angst und Unsicherheit erlebt und sich in ihrer Meinung bestätigt sieht, dass sich die politische Realität längst von den ursprünglichen Idealen entfernt hat. Charlotte, die gerade jetzt eine Heldentat als nötig erachtet, plant deshalb ein Attentat auf Jean Paul Marat, einen Anführer der Jakobiner.

Die revolutionären Ereignisse werden im Spiel von einer Gruppe von Kindern nachgeahmt, ein „Opfer“ bleibt nach den Tumulten gefesselt zurück und wird von Charlotte befreit. Sie tröstet das Kind und macht sich selbst Mut, dann kauft sie bei einer Straßenhändlerin ein Messer und einen Schal.

Szene aus "Charlotte Corday" - Lila Milek und Guido Kunze  mit dem Ensemble.Szene aus "Charlotte Corday" – Lila Milek und Guido Kunze mit dem Ensemble.Foto: Theater / René Jungnickel

Lilia Milek brillierte als Charlotte Corday, und auch Christoph Schröter als ihr Jugendfreund, Sergio Raonic Lucovic als Jean-Paul Marat und Guido Kunze als sein Leibwächter und Vertrauter lieferten eine solide künstlerische Leistung ab und wurden dafür am Ende mit Bravo-Rufen und entsprechendem Applaus belohnt.

Die Inszenierung von Judica Semler brachte sehr überzeugend die hoffnungslose Stimmung von desillusionierten Freiheitskämpfern auf die Bühne und ließ die vermeintlichen Helden selbst als eher tragische Figuren in einem Spiel erscheinen, dass viel größer ist als sie selbst und vor allem Charlotte letztendlich selbst zum Opfer macht.

Marat sah seinen Kampf sehr wahrscheinlich als aussichtslos an, aber ein heldenhafter Tod war ihm bisher verwehrt. Kam Charlotte da nicht gerade recht? Im letzten Akt bringt Charlotte dem Badenden eine Liste mit Staatsfeinden nach Hause. Er bleibt mit ihr allein und liest an erster Stelle seinen eigenen Namen. Die beiden diskutieren über Macht und Einsamkeit, Wahrheit und Tod. Dann ersticht Charlotte Marat.

Der Freiberger Blick schrieb in seiner Vorankündigung: „Beide handelten ihrer Meinung nach für das Wohl des französischen Volkes und beide waren bereit, dafür zu töten. Beide wussten auch, dass sie damit schuldig wurden und waren bereit, für ihre Sache den Tod in Kauf zu nehmen.“ Charlotte Corday wurde wenige Tage später hingerichtet.

Lorenzo Ferrero, 1951 geborener Komponist der Oper aus Turin und einer der erfolgreichsten italienischen Komponisten der Gegenwart sagt über seine zwei Protagonisten: „Ich war immer überzeugt, dass Marat, als er mit Charlotte konfrontiert war, kein unwissendes Opfer war. Er hat sie allein empfangen, in einem wenig passenden Moment, ungeschützt, ohne wirkliche Notwendigkeit. Ich glaube, dass das bei Marat nicht nur Neugierde war, sondern dass er an seiner eigenen Ermordung mitgewirkt hat.“

Die musikalische Leitung hatte Jan Michael Horstmann inne.

Weitere Aufführung finden am 14. 5., 17.5., 26.5., 1.6., 4.6. und 7.6. statt.

 

 



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