„Das Schwierigste ist der Zeitunterschied“: Hilfe für die Demokratiebewegung in Hongkong

In Hamburg setzt sich eine junge Datenschützerin für Hongkong ein: Sie nimmt Botschaften der Demonstranten für die Nachwelt auf. In Videos nennen Demonstranten ihren Namen und die Uhrzeit und bekräftigen, dass sie niemals Selbstmord begehen würden. Sollten sie also tot aufgefunden werden, müssen sie getötet worden sein.
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Am 8. Dezember 2019 in Hongkong.Foto: Anthony Kwan/Getty Images
Epoch Times8. Dezember 2019

Eine Videobotschaft nach der anderen füllt das E-Mail-Postfach der aus Hongkong stammenden Aktivistin Glacier Kwong in Hamburg. Junge Landsleute schicken ihr Nachrichten, bevor sie in der chinesischen Sonderverwaltungszone auf die Straße gehen. Weit weg von der chinesischen Internetkontrolle arbeitet Kwong in der Elbstadt bis spät in die Nacht, um den Demonstranten am anderen Ende der Welt unter die Arme zu greifen.

Die gerade einmal 23-jährige Datenschutzaktivistin sucht beispielsweise für festgenommene Demonstranten nach Anwälten. Sie berät sie, wie sie sich im Internet schützen sollten. Und sie verwahrt verschlüsselte Dokumente, die nicht nach China gelangen sollen.

In den vergangenen Wochen sind die Nachrichten düsterer geworden, die Kwong bekommt. Seit die Demonstrationen in Hongkong von Gewalt begleitet werden, nehmen Demonstranten Botschaften für die Nachwelt auf – für den Fall, ihnen stößt etwas zu. „Ich fühle mich nicht wohl, solche Informationen zu bekommen, aber ich denke, dass wenigstens die Hongkonger Polizei oder die chinesische Regierung nicht an mich rankommen“, sagt Kwong der Nachrichtenagentur AFP.

In den Videos nennen die Demonstranten ihren Namen und die Uhrzeit und bekräftigen, dass sie niemals Selbstmord begehen würden. Sollten sie also tot aufgefunden werden, müssen sie getötet worden sein.

Kwong, die gerade ihren Master an der Universität Hamburg ablegt und dann eine Doktorarbeit zum Thema Datenschutz in Angriff nehmen will, ist schon mit 23 eine erfahrene Aktivistin. 2012 wurde sie als Teenager in ihrer Heimat Hongkong politisch aktiv. Sie engagierte sich für eine Nichtregierungsorganisation gegen einen Gesetzentwurf, der die Rechte von Internetnutzern zu beschneiden drohte.

„Das Schwierigste ist der Zeitunterschied“

Auch in der „Regenschirm-Bewegung“, die 2014 wochenlang für freie Wahlen in Hongkong demonstrierte und den Grundstein für die derzeitigen Proteste legte, engagierte sie sich. Kwong forderte damals in einem millionenfach angeklickten Internetvideo internationale Hilfe.

2018 zog die Hongkongerin nach Hamburg. Dort ist sie jetzt Teil eines großen Netzwerks von im Ausland lebender Landsleute. Sie unterstützen aus der Ferne die Demonstranten in ihrer Heimat und fordern die Regierungen der Länder, in denen sie gerade sind, zum Handeln auf.

„Das Schwierigste ist der Zeitunterschied“, gesteht Kwong. „Wenn Dinge (in Hongkong) passieren, ist für mich meist Schlafenszeit.“ Sie sei „sehr frustriert“, so weit weg zu sein.

Bei der Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong habe Deutschland „mehr als andere Länder“ in Europa getan, findet Kwong. Die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien dagegen sei derzeit zu sehr mit dem Brexit beschäftigt. Aber Deutschland habe „die Fähigkeit, mehr zu tun“.

2018 war Deutschland das erste Land, in dem zwei Hongkonger Unabhängigkeitsaktivisten Asyl erhielten. Ray Wong und Alan Li waren Ende 2017 aus Angst vor einer Verurteilung aus Hongkong geflohen und hatten sich nach Deutschland abgesetzt.

Wong, der inzwischen Politik in Göttingen studiert, nehmen die Ereignisse in seiner Heimat sehr mit. „Immer wenn ich sehe, was in Hongkong passiert, zerreißt es mir das Herz“, sagt er. Auch Wong steht mit Organisatoren der jetzigen Proteste in Kontakt, nimmt aber für sich nur eine „indirekte“ Rolle in Anspruch. Er arbeitet vielmehr daran, bei der Bundesregierung um Unterstützung zu werben. (afp)



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