Logo Epoch Times
Eine besondere Beziehung

Das Wunder der Aussöhnung: Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen

1951 erkannte der Deutsche Bundestag in Bonn die Verantwortung für die Verbrechen an den Juden während des Nationalsozialismus an. Insgesamt wurden seitdem laut Bundesfinanzministerium mehr als 80 Milliarden Euro Entschädigung gezahlt. Ein Blick in die Geschichte.

top-article-image

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (l) trifft sich am 6. Dezember 2025 mit Israels Präsident Isaac Herzog in dessen Residenz in Jerusalem.

Foto: Abir Sultan/POOL/AFP via Getty Images

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 8 Min.

Im Mai jährte sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zum 60. Mal. Angesichts der Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus war der Beginn der Annäherung schwierig.
Letztlich endete sie aber in einer besonderen Freundschaft, die beim Israel-Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz weiter gepflegt werden soll. Die wichtigsten Stationen der Beziehungen.

Bonn zahlte seit 1952 mehr als 80 Milliarden Euro

27. September 1951
Der Bundestag erkennt in Bonn die deutsche Verantwortung für die Verbrechen an den Juden während des Nationalsozialismus an. Das israelische Parlament stimmt daraufhin Gesprächen über mögliche Leistungen zur „Wiedergutmachung“ zu.
10. September 1952
Die Bundesrepublik verpflichtet sich im Luxemburger Abkommen zur Lieferung von Waren im Wert von 3,5 Milliarden Mark binnen 14 Jahren. Weitere Abmachungen folgen. Insgesamt wurden seitdem nach Angaben des Bundesfinanzministeriums mehr als 80 Milliarden Euro Entschädigung gezahlt, die dem Aufbau Israels und Holocaust-Opfern zugute kamen.

Der amerikanische Sänger und Schauspieler Frank Sinatra während eines Besuchs in Nazareth, Israel, im Mai 1962 in einer Menge von Gratulanten. Sinatra, der sich auf seiner „World Tour for Children” befand, nutzte den Besuch, um sein „Sinatra Centre for Children” zu eröffnen.

Foto: Graphic House/Archive Photos/Getty Images

14. März 1960
Das erste Treffen von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Israels Ministerpräsident David Ben-Gurion findet betont informell im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria statt.

Willy Brandt besuchte als Erster Israel

12. Mai 1965
Ihre Amtsnachfolger Ludwig Erhard und Levi Eschkol vereinbaren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Zehn arabische Staaten brechen daraufhin aus Protest ihre Beziehungen zur Bundesrepublik ab. In Israel begleiten massive Proteste den Amtsantritt des ersten deutschen Botschafters Rolf Pauls – eines ehemaligen Wehrmachtsoffiziers.
5. September 1972
Nach dem Überfall einer palästinensischen Extremistengruppe auf Israels Olympiateam in München kommen bei einem gescheiterten Befreiungsversuch der deutschen Polizei alle elf Geiseln ums Leben.
8. Juni 1973
Als erster deutscher Bundeskanzler besucht Willy Brandt (SPD) Israel. Dort prägt er eine bleibende Formel für das Verhältnis: „Unsere normalen Beziehungen haben den Charakter der Besonderheit.“

Der ägyptische Politiker Anwar Sadat (1918–1981), Präsident Ägyptens, der amerikanische Politiker Jimmy Carter und der israelische Politiker Menachem Begin (1913–1992), Premierminister Israels, unterzeichnen am 17. September 1978 im East Room des Weißen Hauses in Washington, D.C., das Camp-David-Abkommen. Das Abkommen war das Ergebnis von zwölf Verhandlungstagen in Camp David.

Foto: Archive Photos/Hulton Archive/Getty Images

1975: Das Holyland-Modell von Jerusalem, ein Modell im Maßstab 1:50 von Jerusalem während der späten Zeit des Zweiten Tempels (zwischen 516 v. Chr. und 70 n. Chr.). Es befindet sich im Holyland Hotel in Beyit VeGan, Jerusalem, und wurde 1966 vom Hotelbesitzer Hans Kroch als Denkmal für seinen Sohn in Auftrag gegeben.

Foto: Archive Photos/Getty Images

Deutschland stockt die Waffenhilfe auf

8. Mai 1985
Bundespräsident Richard von Weizsäcker nennt die deutsche Kapitulation zum Ende des Zweiten Weltkriegs in einer wegweisenden Rede einen „Tag der Befreiung“ von Gewaltherrschaft – auch für die Deutschen.
12. April 1990
Die erste von den Ostdeutschen frei gewählte Volkskammer bittet „das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel“.

Ein verwundeter Palästinenser wird am 8. Oktober 1990 in Jerusalem ins Krankenhaus gebracht, nachdem es zu Zusammenstößen zwischen Muslimen und Juden gekommen war. Die Tempelberg-Morde von 1990 sind auch bekannt als Al-Aqsa-Massaker oder Schwarzer Montag. Es war die höchste Zahl an getöteten und verletzten Zivilisten seit Beginn der Intifada in einem einzigen Vorfall und innerhalb weniger Stunden.

Foto: Sven Nackstrand/AFP via Getty Images

18. Januar 1991
Im Golfkrieg feuert der Irak erstmals Scud-Raketen auf Israel. Deutschland stockt die Waffenhilfe auf und liefert Abwehrraketen sowie U-Boote.
16. Februar 2000
Bundespräsident Johannes Rau spricht als erster deutscher Politiker vor der Knesset und bittet um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Weil er seine Rede auf Deutsch halten darf, bleibt ein Drittel der Abgeordneten fern.
17. März 2008
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht vor der Knesset und definiert die Sicherheit Israels als „Teil der deutschen Staatsräson“. Am selben Tag finden die ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen statt, also gemeinsame Sitzungen der beiden Kabinette.

Erstmals Regierungskonsultationen im Jahr 2018

31. März 2009
Benjamin Netanjahu kehrt ins Amt des Ministerpräsidenten zurück, das er seitdem mit kurzen Unterbrechungen ausübt. Netanjahu lässt den Friedensprozess mit den Palästinensern zum Erliegen kommen. Die politische Distanz zu Deutschland wächst.
4./5. Oktober 2018
In Jerusalem kommen beide Kabinette abermals zu Regierungskonsultationen zusammen. Es sollten die bislang letzten sein – obwohl sie ursprünglich im jährlichen Rhythmus verabredet waren.
Merkel und Netanjahu vereinbaren die Einrichtung eines deutsch-israelischen Jugendwerks. Bis heute ist es nicht umgesetzt.

Angela Merkel und Benjamin Netanjahu in Israel. 4. Oktober 2018.

Foto: Kobi Gideon/GPO via Getty Images

7. Oktober 2023
Der Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel löst in Deutschland große Solidarität aus. Netanjahus aggressives Vorgehen im Gazastreifen und im Libanon befremden die Bundesregierung aber. Ihre Appelle zur Mäßigung zeigen wenig Wirkung.
21. November 2024
Der Internationale Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu wegen Kriegsverbrechen. Bei einem Besuch in Deutschland müsste die deutsche Justiz ihn festnehmen.

Netanjahu verärgert über Teilembargo von Waffen

Mai 2025
Mit gegenseitigen Besuchen würdigen die beiden Präsidenten Frank-Walter Steinmeier und Isaac Herzog den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Frank-Walter Steinmeier und Isaak Herzog vor einer Installation, die die Opfer des von der Hamas ausgeführten Terror-Anschlags vom 7. Oktober zeigt (Archiv)

Foto: via dts Nachrichtenagentur

8. August 2025
Der neue Bundeskanzler Merz kündigt an, vorerst keine Rüstungsausfuhren nach Israel mehr zu genehmigen. Er reagiert damit auf Israels Offensive im Gazastreifen. Netanjahu und seine Regierung sind tief verärgert über das Teilembargo.
13. Oktober 2025
Israel und die Hamas unterzeichnen unter starkem Druck der USA einen Waffenstillstand für den Gazastreifen. Nachdem sich der Waffenstillstand stabilisiert hat, beendet Merz im November das Waffen-Teilembargo. Der Weg für seinen Israel-Besuch ist frei. (afp/ks)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.