Der Gaskrieg – nicht nur Kampf um das blaue Feuer

Beim Machtkampf zwischen der Ukraine und Russland geht es um mehr als nur das Gas
Von 4. Januar 2006

Der Gas-Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat eine lange Vorgeschichte. Seit 1999 wurde durch verschiede Abkommen wiederholt versucht die Abrechnungsproblematik der Gaslieferungen von Russland an die Ukraine zu regeln. Bis vor kurzem hatte man sich immer einigen können. Doch nun ist der „Gaskonflikt“ entflammt. 

An Vorwürfen fehlt es auf beiden Seiten nicht. Die Bandbreite reicht von politischer Erpressung bis zum kriminellen Vorgehen beim unberechtigten Entwenden von Gas aus der Pipeline. Ist es denn nun wirklich ein politisches Machtspiel oder Triumph der Markwirtschaft? Droht der ukrainischen Industrie ein Kollaps?

Die Menschen in der Ukraine fürchten um ihre Arbeitsplätze, zu sehr ist die ukrainische Industrie auf das billige Gas aus Russland angewiesen, als dass man darauf verzichten könnte. Schnell entflammt so auch der alte Konflikt zwischen Ost und West in der Ukraine selbst. Die Ostukrainer, welche mit ihrer „gasbetrieben“ Stahlindustrie und ihrer Pro-Russland Haltung auf keinen Fall auf das Gas aus Russland verzichten wollen, stehen so in direktem Kontrast zu der weniger industrialisierten Westukraine, welche ein Leben ohne Gas einer Abhängigkeit vom mächtigen Nachbar Russland vorzieht. Dort sitzt die Angst vor dem mächtigen Russland tief.

Laut internen Informationen diskutieren Führungskräfte der Stahlwerke in den großen Industriegebieten seit einiger Zeit über mögliche Alternativen zum Gas. Doch ist die Infrastruktur der Betriebe auf Gas ausgelegt, ein Wechsel teuer. Die Menschen machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Im Volk werden Vorwürfe gegen Präsident Juschtschenko laut, der mit seiner prowestlichen Haltung den großen Nachbarn Russland vergraulte. Denn nun fordert der ukrainische Präsident die Betriebe auf, ihren Gasverbrauch zu reduzieren oder sogar einzustellen. Der Gaskonflikt trifft viele Menschen in der Ostukraine sehr hart, sie haben viel zu verlieren – die meisten arbeiten in der Stahlindustrie. Viele wären bereit die Unabhängigkeit wieder aufzugeben, nur um nicht arbeitslos zu werden.

Sehr anders ist die Stimmung in der Westukraine und unter den Anhängern von Präsident Juschtschenko. „Lieber bleiben wir ohne Gas als zurück zu Russland“, so der Tenor. Vielen von ihnen sind das Leid und die Hungerskatastrophen immer noch zu deutlich vor Augen, welche die russischen Kommunisten in der Anfangszeit der Sowjetunion über das ukrainische Volk brachten. Sie trauen auch dem „neuen“ Russland nicht.

In Russland selber klingt es anders. Die „Deep Throat“ beim Gasgiganten Gazprom sagt, die Ukraine habe den Eklat selbst verschuldet; „Kiew hat auf die Einführung von Marktverhältnissen in der Gasabrechnung mit Russland bestanden, um mit dem Gastransport nach Westeuropa die Gewinne steigern zu können. Nun hat Gazprom geantwortet und verlangt den höheren Gaspreis – auch von der Ukraine. Der Vorschlag von 160$ pro 1000 Kubikmeter Gas im März 2005 wurde von Kiew abgelehnt. Kiew bestand weiterhin auf den Preis von 50$ pro 1000 Kubikmeter Gas, den Preis, welcher noch aus der postsowjetischen Zeit stammt. Sogar die Kunden in Russland müssen mehr für das Gas bezahlen als die Ukrainer heute“.

Gazprom verlangt nun das 4.6fache des bisherigen Preises – 230$ pro 1000 Kubikmeter Gas.

Ob das nun realistisch ist oder nicht – es geht um weit mehr als nur ums Gas.

Moskau sitzt sprichwörtlich am Gashahn und drehte diesen zu. Als Antwort droht die Ukraine ihrerseits mit der Sperrung des Standorts Krim für die russische Schwarzmeerflotte. Das Duell um das Gas hat begonnen.



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