Der Mann, der Pakistan ändern soll?

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An Asif Ali Zardari, dem neuen Präsidenten Pakistans, scheiden sich die Geister. (ASIF HASSAN/AFP/Getty Images)
Von 9. September 2008

Asif Ali Zardari (geboren am 21. Juli 1956) hat die am meisten umstrittenen Präsidentenwahlen Pakistans gewonnen. Zudem befindet er sich an einem dramatischen Wendepunkt in seinem Leben. Zardari wurde auf die Hauptbühne der gegenwärtigen politischen Entwicklungen gestoßen, als seine Frau, die charismatische ehemalige Premierministerin Benazir Bhutto, im Dezember ermordet wurde. Seitdem hat er ihre Volkspartei von Pakistan (PPP) erfolgreich durch allgemeine Wahlen geführt und mit ehemaligen politischen Feinden gearbeitet, um Ex-Präsident Pervez Musharraf zu zwingen, zurückzutreten. Vor dem Tod von Bhutto war das öffentliche Image von Zardari so schlecht, dass die PPP ihn während der Werbetätigkeit für die Wahlen im Februar so weit wie möglich von der Öffentlichkeit fernhielt.

Gefängnisstrafen

Im August 2004 gab Zardari zu, ein großes Grundstück im Wert von 4,35 Millionen englischen Pfund in Surrey (England) zu besitzen. Zuvor hatten er und seine Familie bestritten, Grundbesitz in England zu haben. Die pakistanischen Behörden beschuldigten ihn, diese Besitzungen durch Korruption erworben zu haben. Vor dem Hohen Gericht von England und Wales laufen deshalb Gerichtsverfahren gegen Zardari. Diese wurden von der vorigen pakistanischen Regierung angestrengt, um den Erwerb des Besitzes zurückzuverfolgen und ihn gegebenenfalls für den pakistanischen Staat mit beschlagnamen zu können. Im Oktober 2006 wurde ein Antrag Zardaris abgewiesen, der die Zuständigkeit des Gerichts in Frage stellte. Zardari wurde als politische Verbindlichkeit für die PPP gesehen, er verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis unter der Anklage der Bestechung.

Vor seinen größten Schwierigkeiten fand er sich jedoch 1990, als er angeklagt wurde, eine ferngesteuerte Bombe an das Bein eines Unternehmers gebunden und ihn in eine Bank geschickt zu haben, um Geld abzueben, dass dieser Zardari schuldete. Jedoch wurde er aus dem Gefängnis geholt und zum Minister gemacht, nachdem die PPP die Wahlen 1993 gewonnen hatte. 1996 wurde er wegen des Mords an Mir Murtaza Bhutto, dem Bruder seiner Frau, angeklagt. Der Prozess wurde nach dem Schuldspruch jedoch von Pakistans Oberstem Gericht für ungültig erklärt. Pakistans Richter stehen nicht im Ruf, unabhängig von der Regierung zu handeln, wenn es zu außergewöhnlichen Fällen kommt. Zardaris letzte Gefängnisstrafe dauerte acht Jahre, bis er 2004 entlassen wurde. Während dieser Zeit wurde er nach eigenen Angaben gefoltert.

Persönlicher Mut

Zardari stand entschlossen zu seiner Partei sowie zu seiner Frau – obwohl er zuweilen mit der Politik von beiden nicht übereinstimmte. Seine Freunde sagen, dass das sein Charakter war, und dass keiner seinen persönlichen Mut bestreiten kann. Ein enger Freund erzählt eine Geschichte au den 1980er Jahren, als Zardari noch ein Polo-spielender Junggeselle war. „Wir waren auf einer Geländefahrt in Karachi, als eine Dame unserer Gesellschaft, die Tochter eines deutschen Diplomaten, mit ihrem Pferd in einen Sumpf fiel. Es gab 40 von uns. Wir alle standen ringsherum, wie betäubt, abgesehen von diesem Mann, Asif Ali Zardari, der hinein sprang, das Mädchen und dann das Pferd ebenso herauszog. Er hätte jederzeit selbst ertrinken können.“

Jugendzeit

Asif Ali Khan Zardari wurde in Karachi geboren als Sohn von Karachi Hakim Ali Zardari, Haupt eines der „kleineren“ Stämme der Sindhi, die das städtische Leben dem dörflichen vorzogen. Zardari entstammt einer alteingesessenen wohlhabenden Familie der nordindischen Oberschicht, die sich im Bausektor und mit Zementwerken industriell betätigte. Asif wuchs in Karachi auf und wurde in der Schule von St. Patrick – ironisch auch die Alma Mater von Pervez Musharraf – erzogen. Sein Vater tat so, als bestünde der Hauptanspruch des jungen Zardari auf Berühmtheit darin, dass er eine private Disko zuhause hatte. So half er ihm, den Ruf als „Lebemann“ zu bekommen. Als er Benazir, eine Ikone in Pakistan, heiratete, wusste und akzeptierte Zardari, „dass es immer um sie, und nie um ihn gehen würde“, sagte ein Freund der Familie.

Familie zuerst

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 2004 verhielt sich Zardari unauffällig und bekam in den Vereinigten Staaten ärztliche Behandlung. Er leidet unter Zuckerkrankheit und Rückgratbeschwerden, so dass er sich ohne die Hilfe eines Spazierstocks kaum fortbewegen kann. Er arbeitet daran, seine Beziehung zu seinen Kindern nach Jahren der Trennung wieder herzustellen. Parteibeobachter sagen, dass Zardaris Ehe mit Bhutto eine der Bequemlichkeit geworden war. „Sie lebten ihre getrennten Leben, aber beide wahrten den Schein“, sagt ein enger Freund. Jedoch schätzte Benazir die Loyalität ihres Mannes, wissend, dass er„trotz seiner Mängel immer zu seiner Familie stand, egal was kam“, sagt einer ihrer Vertrauten. Jetzt übernimmt er den höchsten Posten im Land und hat auch den populärsten Politiker des Landes, Nawaz Sharif, auf die Oppositionsbank verdrängt. Es bleiben die Fragen offen, ob Zardari etwas gegen den Terrorismus und für die arme Bevölkerung des Landes tun kann und wird.

Text erschienen in Epoch Times Deutshland Nr. 37/08



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