Dresden – 60. Jahrestag der Zerstörung

Titelbild
10.000 Kerzen zum Gedenken an die Opfer der Bombennächte in DresdenFoto: Carsten Koall/Getty Images
Von 15. Februar 2005

Ein Meer von Kerzen illuminierte Dresdens historisches Stadtzentrum zwischen Semperoper, Kathedrale und Frauenkirche am 13. Februar, dem 60.Jahrestag seiner Zerstörung am Ende des 2.Weltkrieges und formierte sich zu einer 30 Meter messenden hellen Riesenkerze. Weiße Rosen schmückten die Revers der Tausenden beim bewusst schweigenden Gedenken an die Toten von damals wie an alle Opfer des Krieges, der von Deutschland seinen Ausgang nahm.

Bereits am Morgen hatte das offizielle Gedenken auf dem Dresdner Heidefriedhof, wo zwanzigtausend Bombenopfer begraben liegen, mit einer Kranzniederlegung begonnen, an der neben Sachsens Ministerpräsident Prof.Milbradt, Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg und Hunderten Angehörigen der Verstorbenen auch die Botschafter Großbritanniens, der USA und Frankreichs teilgenommen hatten.

Überschattet wurde das Gedenken von etwa viertausend Neonazis und

Rechtsextremen, die zumeist aus weiten Teilen Deutschlands angereist waren, um in kompakten Demonstrationszügen, die an Nazi-Aufmärsche erinnerten, mit Plakaten vielfach provozierenden Inhalts das friedliche Gedenken der Dresdner zu stören.

Eine Gegendemonstration und der Protest Linker, die sich gegen das Erinnern an die Zerstörung Dresdens wandten, wurden von Tausenden Polizisten ebenso wie die Marschsäulen der Rechten erfolgreich abgeschirmt, so dass es zu keinen nennenswerten Übergriffen kam. Unterstützt wurde das friedliche Erinnern und das Bemühung um Aussöhnung von Bundesminister Manfred Stolpe und Bundespräsident Wolfgang Thierse, der ausführte: „Es ist unerhört wichtig, dass die Dresdner und Dresdnerinnen zeigen, dass sie ihr Gedenken an die Toten des 13.Februar 1945 nicht mißbrauchen und verfälschen lassen wollen und daß sie ihre Straßen und Plätze gegen die Neonazis verteidigen.“

Erstmals wurde der Innenraum der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche für ein friedliches Gedenken und den Ruf nach Versöhnung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf dem Dresdner Altmarkt wurde eine Erinnerungsstätte an die Toten und die Zerstörung der Stadt an der Stelle eingeweiht, wo 1945 der größte Scheiterhaufen zur Einäscherung Tausender errichtet worden war.

Einige Minuten vor zehn Uhr abends, als der erste Bombenangriff vor 60 Jahren begonnen hatte, ertönten die Glocken aller Kirchen Dresdens, schweigendes Innehalten der Passanten und des Verkehrs in der Innenstadt. Ein ökumenischer Gottesdienst in der lutherischen Dresdner Kreuzkirche mahnte mit den Worten des katholischen Bischofs Dr.Reinelt an die Friedens- und Versöhnungsfähigkeit der Stadt: „Haß und Hetze verträgt diese Stadt nicht mehr, von ihr soll nur mehr Versöhnung und Friede ausgehen“. Dr.Werner Barlmeyer, der Direktor des Stadtmuseums, erinnerte: „Der Preis der Freiheit ist der Mut“. Kurz nach dem Gedenken begann es zu schneien, so wie vor 60 Jahren in der Bombennacht Frost und Kälte das bis dahin überraschend milde Winterwetter beendet und eine Periode mit Schnee und

Eis eingeleitet hatten.

Die Stadt liegt tief in weiß gebettet. Wolfgang Thierse: „Die Zeichen, die sie in die Welt sandte, werden richtig verstanden werden“.



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