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Wettlauf um Seltene Erden

Ende der China-Abhängigkeit: Trump mobilisiert Verbündete gegen Pekings Exportdrohungen

Der US-Präsident erklärte, die Fähigkeit Chinas, die USA, Deutschland und weitere Verbündete durch seine Dominanz im Sektor kritischer Mineralien zu bedrohen, werde bald schwinden. Deutschland ist mit einem Importanteil von über 90 Prozent aus China besonders stark abhängig.

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China ist weltweit der wichtigste Produzent von Seltenen Erden.

Foto: Str/FEATURECHINA/dpa

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Lesedauer: 8 Min.

Präsident Donald Trump kündigte an, die Vereinigten Staaten würden ihre Abhängigkeit von China bei Seltenen Erden innerhalb von 18 Monaten beenden. Dazu diene ein Notfallprogramm zum Aufbau eigener und verbündeter Lieferketten. Er bezeichnete die Initiative als zentrale Priorität der nationalen Sicherheit, insbesondere nach den jüngsten Ausfuhrbeschränkungen Pekings.
In der CBS-Sendung „60 Minutes“ am 2. November erläuterte Trump, seine Regierung werde in weniger als zwei Jahren alle industriellen und verteidigungspolitischen Bedürfnisse der USA decken können. Er verwies auf neue Partnerschaften mit Japan, Australien und dem Vereinigten Königreich.
„In kurzer Zeit werden wir alles haben, was wir für uns selbst brauchen“, betonte Trump. „Wir haben ein Notfallprogramm eingeführt, und binnen eines Jahres bis eineinhalb Jahren werden wir alles haben, was wir brauchen – unabhängig von jeglicher Art der Bedrohung.“
China beherrscht die globale Produktion Seltener Erden und einen noch größeren Anteil an der Raffinationskapazität. Trump und seine Berater sehen darin eine strategische Schwachstelle für die USA. Diese Mineralien sind entscheidend für eine breite Palette hoch technisierter Produkte, darunter Smartphones, Elektrofahrzeuge, Kampfflugzeuge und Lenkflugkörper.

Chinas Dominanz und frühere Exporthebel

Peking setzte Seltene Erden erstmals 2010 als Waffe ein, indem es Ausfuhrkontrollen gegen Japan in einem diplomatischen Streit verhängte. Etwa ein Jahrzehnt später folgten Beschränkungen für strategische Materialien wie Antimon, Germanium und Wolfram gegenüber den USA.
Im April erweiterte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Liste der Ausfuhrkontrollen um sieben Seltene Erden sowie um Magnete aus drei dieser Elemente. Am 9. Oktober kündigte sie umfassende Restriktionen an, die auch Produkte mit Spuren Seltener Erden betreffen. Trump nannte dies eine feindliche Handlung gegen die gesamte Welt.
„Das war keine Bedrohung gegen die Vereinigten Staaten. Das war wirklich eine Bedrohung gegen die Welt“, sagte Trump im „60 Minutes“-Interview. „Also hat sich die ganze Welt auf unser Betreiben hin zusammengeschlossen, denke ich.“ Trump prognostizierte, dass Seltene Erden in zwei Jahren kein Problem mehr darstellen würden.

Zölle als Druckmittel – befristete Entspannung

China hat seine Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden für ein Jahr ausgesetzt. Das geschah im Rahmen eines Abkommens, das Trump kürzlich mit dem chinesischen Machthaber Xi Jinping schloss. Weltweit haben Länder ihre Bemühungen beschleunigt, Lieferketten für kritische Mineralien unabhängig von China zu gestalten. Es gab einen Schub neuer politischer Maßnahmen, Investitionen und grenzüberschreitender Vereinbarungen zur Sicherung alternativer Quellen.
Im CBS-Interview betonte Trump, dass Zölle im Rahmen seiner Notfallbefugnisse entscheidend gewesen seien, um China zur Aussetzung der Kontrollen zu bewegen.
„Zölle bringen uns nationale Sicherheit und großen Wohlstand“, sagte er. „Als sie den Schritt mit den Seltenen Erden gegen uns und den Rest der Welt unternommen haben, habe ich sofort einen Zoll von 100 Prozent zusätzlich zu dem verhängt, was sie schon zahlten. Und als ich das tat, kamen sie sofort an den Verhandlungstisch.“
Trumps jüngstes Treffen mit Xi am 30. Oktober beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschafts­kooperation (APEC) in Südkorea führte zu einem Abkommen. Washington streicht darin einige Abgaben, Peking setzt die Ausfuhrkontrollen aus und verpflichtet sich zu höheren Käufen US-amerikanischer Agrarprodukte wie Sojabohnen.

Gegen Abhängigkeit: Berlin setzt auf Diversifikation

Das Problem besteht auch für Deutschland: Über 90 Prozent der hiesigen Importe von Seltenen Erden stammen aus China – mit spürbaren Risiken für Automobil-, Hightech- und Rüstungsindustrie. Zwar gingen die Einfuhren 2024 mengenmäßig um 13 Prozent zurück, doch die EU bezieht weiterhin rund 46 Prozent Zufuhr ihrer Seltenen Erden aus China. Fachleute der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sprechen von einer „sehr kritischen“ Lage, da Exportbeschränkungen aus Peking auch deutsche Rüstungsprojekte treffen können.
Die Rohstoffstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) fördert Partnerschaften etwa mit Australien, Kanada und Staaten in Afrika, um neue Lieferquellen zu erschließen. Ein bis zu einer Milliarde Euro geplanter Rohstofffonds soll Projekte finanzieren; komplexe Genehmigungsverfahren bremsen bislang. Unternehmen wie die Vacuumschmelze GmbH für magnetische Werkstoffe in Hanau bauen separate Lieferketten mit Bergbaukonzernen in Australien und Südamerika sowie mit Raffinerien in Japan und den USA auf. Ab 2025 sollen südkoreanische Anbieter deutsche Automobilhersteller mit Magneten aus nicht chinesischen Quellen beliefern.
Auf EU-Ebene treibt der im Jahr 2024 in Kraft getretene Critical Raw Materials Act (CRMA, Gesetz über kritische Rohstoffe) die Reduzierung der Abhängigkeit von China voran: Bis zum Jahr 2030 soll der Bezug von Seltenen Erden aus einem einzigen Drittstaat auf höchstens 65 Prozent sinken – durch heimische Förderung, Recycling und strategische Projekte in Ländern wie Schweden, Norwegen und Grönland.

Wettlauf um Alternativen zu China

In der CNN-Sendung „State of the Union“ am 2. November unterstrich Finanzminister Scott Bessent Trumps Aussagen. Die USA und ihre Verbündeten würden ihre Unabhängigkeit von chinesischen Seltenen Erden beschleunigen. Die Drohung mit Ausfuhrkontrollen habe sie motiviert, alternative Lieferketten mit Höchstgeschwindigkeit aufzubauen.
„Sie haben diesen Plan seit 25 oder 30 Jahren vorbereitet. Und die USA haben geschlafen“, sagte Bessent über Chinas Pläne, Seltene Erden als Waffe zu nutzen. „Und jetzt, unter dieser Regierung, werden wir in den nächsten ein, zwei Jahren mit Höchstgeschwindigkeit vorgehen.“
Chinas Dominanz im Sektor Seltener Erden umfasst etwa 70 Prozent der Förderung, 90 Prozent der Trennung und Verarbeitung sowie 93 Prozent der Magnetherstellung, wie das Center for Strategic and International Studies angibt.
Bessent nannte die Dominanz der KPCh im Bereich kritischer Mineralien ein „Schwert“ über der ganzen Welt. Nun sei es Zeit für dringende Maßnahmen, um diese Bedrohung zu mindern. „Wir haben die Verbündeten mobilisiert. Also werden alle westlichen Demokratien, die asiatischen Demokratien und auch Indien mit uns zusammenarbeiten, um eigene Lieferketten aufzubauen“, erläuterte er. „Wir wollen uns nicht von China abkoppeln. Aber wir müssen Risiken minimieren. Sie haben sich in vielen Bereichen als unzuverlässiger Partner erwiesen.“
Seit seiner Rückkehr ins Amt im Januar hat Trump den Ausbau US-eigener Kapazitäten für kritische Rohstoffe vorangetrieben. Dazu gehören vereinfachte Genehmigungen für Bergbauprojekte und die Finanzierung neuer Verarbeitungsanlagen. Seine Regierung hat Verbündete ermutigt, Investitionen zu koordinieren, um die globale Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zu senken.
In einem separaten Interview mit der „Financial Times“ hob Bessent die Dynamik dieser Initiativen hervor: Die Fähigkeit der KPCh, Seltene Erden als wirtschaftliches Druckmittel zu nutzen, werde in ein oder zwei Jahren erlahmen.
Thomas Kalmund ist seit 2004 in vielfältigen Rollen bei Epoch Times tätig. Derzeit schreibt er hauptsächlich aus den USA über politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen mit Blick auf deren Bedeutung für Deutschland und Europa.

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