Zuschauerin mit dem Pappschild droht Klage nach Massensturz bei Tour de France

Die Polizei sucht die Verursacherin eines Massensturzes bei der Tour de France. Es wird vermutet, dass es sich dabei um eine Deutsche handelt.
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Die Fahrer werden während der 1. Etappe der 108. Ausgabe des Radrennens Tour de France, 197 km zwischen Brest und Landerneau, am 26. Juni 2021, nach einem Sturz verursacht durch eine Zuschauerin, von medizinischem Personal unterstützt.Foto: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / POOL / AFP über Getty Images
Epoch Times27. Juni 2021

Nach einem Massensturz bei der Tour de France hat die Polizei am Sonntag mit öffentlichen Aufrufen nach Zeugen und der Zuschauerin gesucht, welche die dramatische Kettenreaktion auslöste. Der Veranstalter des Rennens kündigte seinerseits an, die offenbar deutschsprachige Frau zu verklagen. Diese hatte am Samstag im gelben Regenmantel offenbar ihre Großeltern grüßen wollen. Sie trat mit dem Rücken zum heranrasenden Feld auf die Straße und hielt ein Schild mit der Aufschrift „Allez Omi-Opi“ in die Kameras.


Der deutsche Fahrer Tony Martin an der Spitze des Feldes prallte in voller Fahrt in das Plakat, verlor die Balance und stürzte. Bei den Teilnehmern hinter ihm kam es zu einem Domino-Effekt, unzählige Fahrer stürzten, mehrere von ihnen verletzten sich. Die Frau erschrak sichtlich, als sie die Konsequenzen ihres Handelns sah, entfernte sich dann aber vom Unfallort, der rund 45 Kilometer vor dem Ziel in Landerneau lag. Es wird wegen der Aufschrift auf dem Schild vermutet, dass sie aus dem deutschsprachigen Raum stammt.

Zahlreiche Prellungen und Wunden

Nach dem Auftakt in Brest mit dem Massensturz gab es nur ein Thema: Eine Frau in einer gelben Regenjacke mit einem großen Pappschild – in das Tony Martin mit hohem Tempo knallte und einen Massensturz auslöste. „Manche Zuschauer haben einfach keinen Respekt und schalten auch nicht mehr den Kopf ein“, schimpfte Martin.

Der 36-Jährige zog sich zahlreiche Prellungen und Wunden zu, blieb von Knochenbrüchen glücklicherweise verschont. Dennoch droht Martin mal wieder eine Tour der Leiden. Die Schmerzen wird der Routinier wohl bis Paris haben. „Es war eine Rennsituation wie es sie bei der Tour die ganze Zeit gibt. Im Normalfall muss man davon ausgehen, dass die Zuschauer dann zur Seite gehen“, sagte Martin. „Allez Opi Omi“ stand auf dem Schild, dass die Zuschauerin auf die Straße hielt. Wohl deshalb spekulierten französische Medien, dass die Frau Deutsche sein könnte.

Die Tour-Organisation ASO will in dem Fall die Justiz einschalten. „Wir werden die Frau verklagen, die sich so schlecht benommen hat“, sagte der stellvertretende Renndirektor Pierre-Yves Thouault gegenüber AFP. „Wir tun dies, damit die kleine Minderheit dem großen Rest nicht die Show verdirbt.“ Diversen Medienberichten zur Folge hat die Dame allerdings das Weite gesucht und war bisher nicht auffindbar.

Nähe zu den Fans ist gewollt

Mit der Anzeige trifft die ASO den Nerv der Fahrer. „Der oder die Deppin sollte angezeigt werden meiner Meinung nach. Das geht einfach nicht, Absicht oder nicht“, sagte der Berliner Profi Simon Geschke dem „Cyclingmagazine“. Am Ende der Etappe – es gab kurz vor dem Ziel noch einen weiteren Massensturz – mussten vier Fahrer das Rennen aufgeben. Darunter auch der Freiburger Jasha Sütterlin. Die „L’Équipe“ schrieb voller Pathos vom „bretonischen Leidensweg“.

Die Nähe zu den Fans ist durchaus gewollt. Es ist sozusagen das Alleinstellungsmerkmal des Radsports, dass man seinen Helden während der Etappe sehr nah kommen kann. Manchmal zu nah. Martins Zuschauersturz war nicht der erste bei der Tour. Unvergessen ist der gelbe Beutel eines Fans, an dem Lance Armstrong am Schlussanstieg nach Luz Ardiden 2003 hängegeblieben war und stürzte. Jan Ullrich wartete damals auf seinen langjährigen Rivalen, der US-Amerikaner gewann am Ende auch die Etappe.

Stürze gehören zur Tagesordnung

Ullrichs früherer Teamkollege Giuseppe Guerini war 1999 auf dem Weg zum Etappensieg in Alpe d’Huez. Ein Zuschauer wollte den Italiener dabei fotografieren, stellte sich allerdings mitten auf die Straße. Guerini fuhr in den Fan und kam zu Fall, gewann dennoch die Etappe. In den vergangenen Jahren waren die Organisatoren deshalb dazu übergegangen, die letzten Kilometer auch bei Bergetappen mit Zäunen zu sichern.

Stürze gehören gerade in der ersten hektischen Woche der Tour zur Tagesordnung. Auch auf der ersten Etappe blieb das Peloton nicht von einem dieser typischen Massencrashs verschont. So erwischte es 7,5 Kilometer vor dem Ziel nicht nur André Greipel, sondern auch den viermaligen Sieger Chris Froome bei dessen Tour-Comeback zwei Jahre nach seinem schweren Sturz. Brüche zog sich der Brite nicht zu, kam jedoch nur schwer wieder auf das Rad. Froome stehen wie Martin ein paar schmerzhafte Tage und Nächte bevor. (dpa/afp)



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