Mehr Recycling
EU-Umweltminister einigen sich auf Recycling-Vorgaben für Autos
Die Umweltministerinnen und -minister der Europäischen Union haben sich auf EU-weite Recycling-Vorgaben für Autos geeinigt. Autos sollen demnach künftig so gebaut werden, dass einzelne Teile leichter ausgebaut und ersetzt werden können.

Die Arbeiter zerlegen vor dem Recycling Teile eines Renault Zoe Elektroautos auf dem Indra Automobile Recycling Center in Pruniers-en-Sologne in der Nähe von Blois, Zentralfrankreich.
Foto: ALAIN JOCARD/AFP/Getty Images
Die Umweltministerinnen und -minister der Europäischen Union einigten sich am Dienstag in Luxemburg auf einen Gesetzentwurf, nach dem Autos künftig so gebaut werden sollen, dass einzelne Teile leichter ausgebaut und ersetzt werden können. Die geplanten Regeln gehen nun in die Verhandlungen mit dem Europaparlament.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) sprach in Luxemburg von einem „wichtigen Schritt in Richtung Rohstoff-Unabhängigkeit“ für die EU. „Die neuen EU-Regeln sichern der deutschen Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe“, erklärte der Minister nach der Einigung. Mehr Recycling sei zudem „umweltpolitisch sinnvoll“, sagte er.
Die Vorschläge sehen einen Mindestanteil für recyceltes Plastik in Neuwagen vor. Die Umweltministerinnen und -minister wollen diesen Anteil schrittweise einführen. Sechs Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung soll er demnach 15 Prozent betragen und in den folgenden vier Jahren auf 25 Prozent steigen. Die Position der EU-Länder fällt damit schwächer aus als von Brüssel vor zwei Jahren vorgeschlagen.
Nach Vorstellung der EU-Staaten soll die Kommission zudem „vorübergehende Abweichungen“ von den Vorgaben erlauben, „wenn ein Mangel an recyceltem Kunststoff besteht oder die Preise übermäßig hoch sind“. In Zukunft seien Mindestanteile für weitere Rohstoffe möglich, etwa für recycelten Stahl, Aluminium oder Batteriekomponenten. Batterien und Motoren von Elektroautos sollen einfach ausgebaut werden können.
Der ADAC hält nicht nur mehr Recycling, sondern auch eine Wiederverwendung von Autoteilen grundsätzlich für sinnvoll. „Die Umwelt wird geschont, oft sind Teile schneller verfügbar und zudem preiswerter“, teilte der Automobilklub am Dienstag mit. „Gerade für ältere Fahrzeuge mit einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteilen kann dies von Nutzen sein.“
Der Automobilklub forderte aber klare Regeln für den Einbau von gebrauchten Ersatzteilen. Dabei könne eine fälschungssichere Nummer für einzelne Fahrzeugteile helfen. Bei Bremsen oder in der Lenkung sollten nach Einschätzung des ADAC aber nur Neuteile eingebaut werden, um die Sicherheit der Fahrzeuge zu gewährleisten.
Die EU will mit dem geplanten Gesetz außerdem die Autobauer stärker für das Recycling verschrotteter Pkw und Transporter in die Pflicht nehmen. Sie sollen etwa für die Lieferung vom Schrottplatz zum Ort der Demontage zahlen. Für Lkw und Motorräder sollen die Hersteller die Kosten für den gesamten Recycling-Prozess übernehmen.
Eigentlich gibt es bereits ein EU-Gesetz, wonach der Hersteller in manchen Fällen etwa die Demontage eines nicht mehr fahrtüchtigen Autos übernehmen müsste. In der Vergangenheit hatten sich jedoch zahlreiche Autobauer nicht an diese Regelung gehalten und untereinander abgesprochen, den Demontagebetrieben nichts zu zahlen. Im April hatte die EU-Kommission deshalb eine Kartellstrafe gegen 15 Hersteller verhängt.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte auch die geplanten Reformen als zu lasch. Die EU müsse alle Hersteller verpflichten, einer entsprechenden Organisation beizutreten, „die ausreichend hohe Gebühren erhebt, um eine hochwertige Rückgewinnung von kritischen Rohstoffen und anderen wertvollen Materialien zu ermöglichen“, forderte DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz. Wer besonders umweltschädliche Fahrzeuge baue, solle höhere Gebühren zahlen.
Die neuen Vorgaben sollen die europäische Recycling-Industrie ankurbeln. Frankreichs Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher betonte in Luxemburg, die Regeln könnten Arbeitsplätze in der Branche schaffen.
Der Rat der 27 EU-Länder muss nun mit dem Europaparlament über das Gesetz beraten. Die Abgeordneten dürften im Herbst ihre gemeinsame Position beschließen, erst danach beginnen offiziell die weiteren Verhandlungen. (afp)
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