Frankreich: Macron und Le Pen liefern sich hitziges TV-Duell mit scharfen Attacken

Gestern Abend flogen in Frankreich die Fetzen: Die französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen lieferten sich vor der Stichwahl ein hitziges TV-Duell, das den Franzosen lange in Erinnerung bleiben wird.
Titelbild
Noch lächeln sie: Die französischen Präsidentschaftskandidaten Marie Le Pen (l.) und Emmanuel Macron vor der TV-Debatte am 3. Mai 2017.Foto: ERIC FEFERBERG/AFP/Getty Images
Epoch Times4. Mai 2017

„Kandidat des Krieges aller gegen alle“, „Lügen“, „großer Unsinn“, „Arroganz“: Die französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen haben sich vor der Stichwahl ein hitziges TV-Duell geliefert.

Der französische Ex-Wirtschaftsminister und seine Rivalin stritten am Mittwochabend mit scharfen Worten über Themen wie Europa, Wirtschaftspolitik und den Anti-Terror-Kampf. Die Fernsehzuschauer sahen einer Umfrage zufolge Macron als Sieger des Fernsehduells.

„Herr Macron ist der Kandidat der wilden Globalisierung, der Uberisierung, der Prekarität, der sozialen Brutalität, des Krieges aller gegen alle, der wirtschaftlichen Plünderung“, sagte Le Pen gleich zu Beginn der zweieinhalbstündigen Fernsehdebatte, die von den Sendern TF1 und France 2 organisiert wurde.

Zugleich machte die Front-National-Kandidatin den früheren Wirtschaftsminister für die magere Bilanz des sozialistischen Staatschefs François Hollande verantwortlich und sagte, der Präsident würde Macron „fernsteuern“.

Macron warf Le Pen dagegen immer wieder vor, „Lügen“ und „Unsinn“ zu verbreiten, „lächerliche Formeln“ herunterzubeten und sich in Sachfragen nicht auszukennen. „Sie haben kein Projekt für unser Land“, sagte der 39-jährige Präsidentschaftsfavorit. „Das Land verdient etwas Besseres.“

Harte Wortgefechte über EU und den Euro

Die zwei Präsidentschaftskandidaten lieferten sich unter anderem über die EU und den Euro harte Wortgefechte. „Der Euro ist die Währung der Bankiers, nicht die Währung des Volkes“, sagte Le Pen, die für eine Rückkehr zum französischen Franc eintritt.

Der frühere Investmentbanker warnte, eine Abkehr vom Euro wäre „tödlich“ für die Kaufkraft der Franzosen und die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft. Er wolle einen starken Euro und ein starkes Europa, das „schützt“.

Die Le Pen bescheinigte Macron deswegen „europäischen Extremismus“ – und warf ihm vor, sich Deutschland und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu unterwerfen. Bei einem Wahlsieg Macrons würde in Wirklichkeit Merkel über die Geschicke Frankreichs entscheiden: „So oder so wird Frankreich künftig von einer Frau regiert – entweder von mir oder von Frau Merkel.“

Worte zu Sicherheit und Anti-Terror-Kampf

Mit scharfen Attacken überzogen sich die Kandidaten auch beim Thema Sicherheit und Anti-Terror-Kampf: Le Pen warf Macron „Gefälligkeit mit dem islamistischen Fundamentalismus“ vor.

Sie warb erneut dafür, ausländische Gefährder umgehend aus Frankreich auszuweisen und verurteilte Terroristen mit doppelter Staatsbürgerschaft auszubürgern.

Macron bezeichnete Le Pens Forderungen als „Augenwischerei“, die bei der Terrorbekämpfung wirkungslos seien. Die Front National-Chefin gehe außerdem in die „Falle“ der Islamisten und drohe einen „Bürgerkrieg“ in Frankreich anzuzetteln. „Sie sind die Hohepriesterin der Angst“, sagte Macron.

Immer wieder fielen Macron und Le Pen sich gegenseitig ins Wort, die Moderatoren waren sichtlich überfordert. Die 48-jährige Le Pen versuchte ihren Rivalen zudem mit hämischem Lachen aus dem Konzept zu bringen und unterstellte ihm „Arroganz“. Macron versuchte derweil, seine Konkurrentin mit Detailfragen in die Ecke zu drängen.

Macron nach TV-Duell Favorit

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe für den Nachrichtensender BFMTV ging Macron als Sieger aus der TV-Debatte heraus: 63 Prozent der Befragten hielten ihn für überzeugender.

Die Fernsehdebatte zwischen den beiden Wahlrunden ist in Frankreich traditionell einer der wichtigsten Wahlkampfmomente. Macron und Le Pen wollten am Mittwoch die vielen noch unentschlossenen Wähler für sich gewinnen, die bei der zweiten Wahlrunde am kommenden Sonntag eine wichtige Rolle spielen dürften.

Macron war bei der ersten Runde am 23. April an erster Stelle gelandet und geht als klarer Favorit in die Stichwahl. Umfragen sahen ihn zuletzt mit rund 60 Prozent deutlich vor Le Pen, die demnach auf 40 Prozent käme. (afp/as)



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