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Der wahre Preis der kostenlosen Onlinedienste

Große Tech-Unternehmen wie Google, Apple oder Amazon investieren viele Milliarden US-Dollar in den Ausbau des Geschäftes mit Staaten. Das weltweit generierte Datenvolumen hat sich in den vergangenen 15 Jahren versechzigfacht.

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KI-basierte Systeme verarbeiten große Datenmengen mit Hilfe von Algorithmen (Symbolbild).

Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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Lesedauer: 10 Min.


In Kürze:

  • Konzerne greifen an allen möglichen Stellen auf Informationen zu.
  • Künstliche Intelligenz spielt eine Schlüsselrolle beim Datensammeln.
  • Die Europäische Union will eine Führungsrolle spielen.

 
„Wer über Daten herrscht, wird die ganze Welt beherrschen.“ Diese Aussage stammt von dem Japaner Masayoshi Son, Gründer und CEO der SoftBank Group.
Egal, was man im Internet gerade tut, überall hinterlässt man Spuren. Deutlich sieht man das an den Cookies, den kleinen Informationspaketen, die beim Besuch einer Website auf dem Computer gespeichert und an Dritte übertragen werden.
In der EU kann man mittlerweile seine Zustimmung für das Setzen von Cookies einschränken. Es bleibt zudem die Option, die Cookies nach dem Besuch im Browser zu löschen. Das verhindert zwar das Datensammeln im jeweiligen Moment nicht, macht jedoch eine Wiedererkennung beim nächsten Besuch schwieriger.

38.000 Jahre Filme streamen

Die Datensammelaktivitäten von Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren massiv verstärkt, getrieben durch technologische Fortschritte, wirtschaftliche Interessen und die Verbreitung digitaler Dienste.
Laut Statista stieg das weltweit generierte Datenvolumen von zwei Zettabyte (2010) auf mehr als 173 Zettabyte (2024). Bis 2029 sollen es laut Prognose gar fast 530 Zettabyte sein. Zur Erläuterung: ein Zettabyte ist eine Eins mit 21 Nullen. Das Streamen eines Filmes auf Netflix in HD-Qualität verbraucht etwa drei Gigabyte (GB). Um ein Zettabyte zu erreichen, müsste ein einzelner Mensch mehr als 38.000 Jahre ununterbrochen streamen.
Google, Apple, Facebook (Meta), Amazon und Microsoft gehören zu den dominierenden Akteuren im digitalen Raum. Die Tech-Riesen kontrollieren zentrale Plattformen, die täglich von Milliarden Menschen genutzt werden. Diese Unternehmen sammeln systematisch Daten aus vielfältigen Quellen. Dazu zählen das Suchverhalten der Nutzer, deren Standortinformationen, die Spracheinstellungen, das Kaufverhalten sowie die Nutzung von Cloud-Diensten.
Die gesammelten Daten dienen nicht nur der Optimierung eigener Produkte und Dienste, sondern bilden auch die Grundlage für personalisierte Werbung, algorithmische Empfehlungen und die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Durch die enge Verzahnung ihrer Dienste mit dem Alltag der Nutzer verfügen diese Konzerne über einen nahezu lückenlosen Einblick in digitale Lebenswelten. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Daten ist enorm – sie gelten als strategisches Kapital und sind entscheidend für die Marktstellung der Unternehmen.
Google sammelt Daten über nahezu alle seine Dienste – darunter Suchanfragen, Standortverläufe, YouTube-Nutzung, Sprachbefehle, Gmail-Inhalte und Android-Geräteaktivitäten. Diese Informationen werden zu personalisierten Profilen gebündelt und für Werbung, Produktempfehlungen und KI-Training verwendet.

Daten mit Gewinn an Dritte verkaufen

Laut einer aktuellen Analyse steht Google seit Jahren in der Kritik, „unverhältnismäßig viele Informationen seiner Nutzer zu sammeln“. Die Daten werden laut Bericht „zu einem persönlichen Profil gebündelt und zu Gewinnzwecken auch an Dritte verkauft“. Selbst bei deaktivierter Standortfreigabe können Bewegungsdaten über WLAN, Bluetooth und Sensoren erfasst werden. Nutzer können die Datenerfassung über Einstellungen einschränken, doch viele Funktionen sind tief in die Dienste integriert und schwer vollständig zu deaktivieren.
Apple sammelt Daten über seine Geräte und Dienste, darunter iPhones, iPads, Macs, Siri, iCloud und Apple Health. Dabei werden Nutzungsdaten wie App-Verhalten, Systemdiagnosen, Standortinformationen, Sprachbefehle und Interaktionen mit Siri erfasst. Auch Gesundheitsdaten wie Herzfrequenz, Schlafmuster und Bewegungsprofile können bei Zustimmung gespeichert werden.
Apple betont, dass viele Daten lokal verarbeitet und durch Techniken wie „Differential Privacy“ anonymisiert werden. Dennoch verwendet das Unternehmen laut einem Bericht des Portals „datenschutz.org“ auch personenbezogene Daten zur Verbesserung von Diensten und zur Analyse des Nutzerverhaltens.
Amazon greift Daten über nahezu alle Berührungspunkte mit seinen Nutzern ab. Dazu gehören Kaufverhalten, Suchverläufe, Produktbewertungen, Wunschlisten, Lieferpräferenzen und Zahlungsinformationen. Über Alexa erfasst das Unternehmen zusätzlich Sprachbefehle, Interaktionen und Smart-Home-Aktivitäten.
Auch die Nutzung von Prime Video, Kindle, Audible und Amazon Music liefert detaillierte Informationen zu Interessen und Medienverhalten. Nach Aussage des Portals „Thunderbit“ ist Amazon für viele Menschen ein „fest integrierter Bestandteil des Alltags“. Das ermöglicht es dem Konzern, tiefgreifende Profile zu erstellen und diese für personalisierte Werbung, Logistikoptimierung und Produktentwicklung zu nutzen.

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Microsoft nutzt zur Sammlung von Daten eine Vielzahl von Produkten und Diensten. Dazu gehören etwa Windows, Microsoft 365, Outlook, Azure, LinkedIn und Intune. Erfasst werden Telemetriedaten wie Systemnutzung, Fehlerberichte, App-Verhalten und Gerätekonfigurationen. Office-Dienste liefern Informationen über Inhalte von Dokumenten, Bearbeitungsverläufe und Nutzerinteraktionen.
In die Kritik geriet Microsoft durch die Einführung von Recall – einer KI-Funktion für Windows 11 – im April 2025. Das Programm erstellt etwa alle fünf Sekunden automatisch Bildschirm-Screenshots. Es soll damit eine durchsuchbare Zeitleiste der Aktivitäten der jeweiligen Computernutzer ermöglichen.
Zunächst gab es viel Kritik bezüglich der Sicherheit der Daten, da alle Screenshots und sensible Daten unverschlüsselt einsehbar waren. Microsoft besserte nach und versprach mehr Sicherheit. So sind die Daten nun verschlüsselt, auch kann jeder Nutzer nun selbst entscheiden, ob er Recall nutzen will. So muss er das Programm aktivieren, kann es aber auch ganz entfernen.

KI spielt zentrale Rolle beim Datensammeln

Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei Google, Apple, Amazon und Microsoft eine zentrale Rolle in der Datensammlung. Google nutzt KI, um Suchverhalten, Sprachbefehle, YouTube-Nutzung und Standortdaten in Echtzeit zu analysieren und daraus personalisierte Dienste und Werbung abzuleiten. Laut „Talmeier.de“ basiert Googles Marktmacht auf einem „Kreislauf aus Daten, Geld und strategischen Partnerschaften“. Perfektioniert wird dies durch KI-gestützte Analyse.
Amazon verwendet KI zur Auswertung von Kaufverhalten, Alexa-Sprachdaten und Streaming-Nutzung. Wie die Plattform „all-ai.de“ schreibt, investierte Amazon in diesem Jahr rund 100 Milliarden US-Dollar in KI-Rechenzentren zur Datenverarbeitung.
„ComputerBase“ berichtet, dass Microsoft für 2025 rund 80 Milliarden US-Dollar in KI-Infrastruktur investiert, um Daten aus Cloud-Diensten effizient zu verarbeiten. Apple setzt KI lokal auf Geräten ein, etwa in Siri, Health und Fotos.

Bürokratiemonster „EU Data Act“

Unternehmen verteidigen das Sammeln von Daten mit dem Hinweis auf eine dadurch mögliche Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit. Doch Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei in der Schweiz, widerspricht dem. Vordergründig seien es wirtschaftliche Interessen, die dabei im Mittelpunkt stünden. „Konzerne wie Meta oder Google analysieren uns bis ins Detail, um Werbung zu verkaufen“, zitiert ihn das schweizerische Nachrichtenportal „20min.ch“.
Doch nicht nur Unternehmen, auch Staaten sammeln enorme Massen an Daten. In den USA erlaubt der Cloud Act Strafverfolgungsbehörden den Zugriff auf elektronische Daten, die bei US-Dienstleistern gespeichert sind. Dabei spielt der Standort, an dem die Daten gespeichert werden, keine Rolle. Ein Zugriff ist also weltweit möglich, Dienstleister sind verpflichtet, die Daten herauszugeben.
Für Deutschland gelten die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und das Telekommunikations-Telemedien-Datenschutzgesetz (TTDSG). Vergleichbar mit dem Cloud Act ist das alles nicht, weil sie in erster Linie dem Schutz der Daten dienen sollen.
Doch auf EU-Ebene ist am 11. Januar 2024 der EU Data Act in Kraft getreten. Seit dem 12. September ist er in allen EU-Staaten anwendbar. Die Verordnung regelt den Zugang zu Daten vernetzter Produkte, verpflichtet Anbieter zur Datenübertragbarkeit und erleichtert den Wechsel zwischen Cloud-Diensten. Auch erhalten Behörden Zugriff auf Unternehmensdaten.
Während der Cloud Act auf staatliche Kontrolle und Zugriffsmöglichkeiten fokussiert ist, zielt der EU Data Act auf die Stärkung der Datenhoheit innerhalb Europas ab. „Das Datengesetz wird ein Wendepunkt sein, der den Zugang zu einer fast unendlichen Menge an hochwertigen Industriedaten ermöglicht“, zitierte die „Computerwoche“ die seinerzeit federführende Europaabgeordnete Pilar del Castillo Vera von der EVP-Fraktion. Im Artikel werden jedoch auch die mangelnde Rechtssicherheit sowie die Schaffung eines Bürokratiemonsters kritisiert.

Europa soll führende datengesteuerte Gesellschaft werden

Perspektivisch verfolgt die Europäische Kommission mit der EU-Datenstrategie das Ziel, Europa bis 2030 zu einer führenden datengesteuerten Gesellschaft zu machen. Dazu sollen sektorübergreifende Datenräume entstehen, in denen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden Daten sicher und effizient austauschen können.
So strebt die EU an, dass bis 2030 alle Haushalte über Gigabit-Internet verfügen. 75 Prozent der Unternehmen sollen Cloud-, KI- oder Big-Data-Technologien nutzen. Des Weiteren ist die vollständige Digitalisierung von Verwaltungen vorgesehen, die dann auch interoperable Dienste bereitstellen.
Die Datenstrategie sieht eine Nutzung der gesammelten Daten in verschiedenen Bereichen vor. Dazu gehören eine personalisierte Medizin, sogenannte intelligente Mobilität oder auch „bessere Politikgestaltung“. Gleichzeitig sollen Datenschutz, Sicherheit und digitale Souveränität gewahrt bleiben.
Nach einem zweijährigen Volontariat arbeitet Oliver Signus seit mehr als 30 Jahren als Redakteur. Seit 2022 schreibt er für Epoch Times. Dabei ist die vielschichtige, abwechslungsreiche Arbeit das tägliche Salz in der Suppe. Als Schwerpunkte haben sich die brisanten Themen unserer Zeit wie das World Economic Forum (WEF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herauskristallisiert.

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