Psychologin berichtet über verhärtete Fronten zwischen Geimpften und Ungeimpften

Ein gutes Klima am Arbeitsplatz und gelebter Teamgeist sind Gold wert, nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer. Doch die aktuellen Maßnahmen in der Gesellschaft haben auch Folgen für das Klima am Arbeitsplatz. Eine leitende Arbeitspsychologin berichtet.
Titelbild
Frustration am Arbeitsplatz.Foto: Istockphoto/fizkes
Von 19. November 2021

Ein gutes Arbeitsklima ist die Basis der effektiven Produktion eines Unternehmens. Viele Firmen bemühen sich um einen guten Teamgeist innerhalb der Belegschaft und investieren viel in die Motivation der Mitarbeiter. Doch was passiert, wenn das Klima im Unternehmen aufgrund der aktuellen Corona-Politik kippt?

Birgit Artner, Leiterin des Fachbereichs Arbeitspsychologie beim Arbeitsmedizinischen Dienst Salzburg (AMD), sieht aktuell zunehmend verhärtende Fronten zwischen Geimpften und Ungeimpften.

Es gebe immer häufiger Probleme mit Konflikten zwischen beiden Gruppen am Arbeitsplatz, erklärte die Gesundheitspsychologin gegenüber der „Krone“. Gereiztheit, sinkende Leistungsfähigkeit, psychosomatische Beschwerden oder Suchterkrankungen seien sichtbare Zeichen. In vielen Betrieben seien die Mitarbeiter erschöpft.

„Wir beäugen die Situation mit Sorge“, so Artner. Den Unternehmen falle es oft schwer, eine befriedigende Lösung zu finden, sagt die Psychologin. Der Konflikt schwele weiter, die Eskalationsstufe steige.

„Das Thema ist sehr spannungsgeladen und emotional, wir versuchen, es auf die sachliche Ebene herunterzuholen“, erklärt die AMD-Expertin. Sie führt Mediationsgespräche mit Mitarbeitern und Führungskräften.

Das Ziel sei es, so die Arbeitspsychologin, den Betroffenen klarzumachen, dass jeder die Freiheit zur Entscheidung habe und dies mit Respekt und Wertschätzung auch anerkannt werde, statt sich weiterhin gegenseitig in Lager zu drängen.

Erschöpft, geschädigt, erkrankt

Die Problematik der Erschöpfung ziehe sich inzwischen durch viele Branchen. Die lange Dauer, die Einschränkungen im Bereich persönlicher Kontakte zu Freunden, im kulturellen Leben, im Fitnessstudio, die Doppelbelastungen mit Homeoffice und Kinderbetreuung wegen geschlossener Schulen.

Das alles hinterlasse laut Artner Spuren. „Die Leute sind ausgepowert.“ Und ganz aktuell seien viele Ungeimpfte zusätzlich gestresst wegen der Schwierigkeiten, zeitgerecht PCR-Test-Ergebnisse zu erhalten.

Eine Zunahme von psychosomatischen Erkrankungen sei festzustellen, von Migräne über Tinnitus oder Magenbeschwerden bis zu Essstörungen. Depressionen und Suchterkrankungen hätten zugenommen. Andere seien schnell gereizt.

Doch für die Behandlung psychischer Erkrankungen gebe es inzwischen lange Wartezeiten. Und wie wirkt sich das auf die Leistungsfähigkeit aus? „Mitarbeiter, die vorher sehr zuverlässig waren, sind plötzlich fehleranfällig oder häufiger im Kurzzeit-Krankenstand“, so die Expertin.

Artner rät, dass die Führungskräfte versuchen sollten, den Druck herauszunehmen und schwierige Verhältnisse zu ändern. Allerdings: „Man darf aber nicht vergessen, dass natürlich auch die Führungskräfte von der Pandemie betroffen sind und sich noch dazu oft in der schwierigen Sandwich-Position zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern befinden.“

Konflikte auch zu Hause

Konflikte nehmen nicht nur im Arbeitsumfeld zu, sondern auch im Privaten. Die Polizei berichtet von einem regelrechten „grundlos und übereifrig durchgeführten Anzeige- und Kontrollwahn“.

Wie die „Kronenzeitung“ berichtet, hat eine Frau ihre Nachbarin, eine 90-jährige Seniorin, bei der Polizei gemeldet. Die alte Dame musste wegen einer Corona-Infektion zu Hause in Quarantäne bleiben. Als sie einmal in ihren Garten ging, rief die Frau vom Haus nebenan die Polizei – zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Vonseiten der Behörden hieß es dazu: „In den eigenen Garten oder auf die Terrasse zu gehen, ist während der Quarantäne grundsätzlich erlaubt, sofern kein Kontakt zu anderen Menschen möglich sowie die Fläche eingezäunt ist.“

Die Nachbarin hatte sich in dem Fall und nach eigenem Empfinden einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt gesehen, obwohl sich die Rentnerin den Angaben nach mehrere Meter entfernt von ihr auf ihrem eigenen Grundstück aufgehalten hatte.

Gerade in dieser schwierigen Zeit seien Solidarität und Zusammenhalt die Gebote der Stunde, kommentiert die Polizei den Vorfall. Anstatt auf Kritik und Panikmache sollte mehr auf gegenseitige Hilfe gesetzt werden.



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