Istanbul: Weltkulturerbe Hagia Sophia verliert Museumsstatus und wird zur Moschee

Die griechische Regierung verurteilt die Umwandlung in eine Moschee. Dies sei eine "offene Provokation gegenüber der gesamten zivilisierten Welt", erklärte die griechische Kulturministerin Lina Mendoni. Erdogans "Nationalismus" werfe die Türkei "sechs Jahrhunderte zurück."
Titelbild
Touristen in der Hagia Sophia.Foto: Chris McGrath/Getty Images
Epoch Times10. Juli 2020

Die weltberühmte Hagia Sophia in Istanbul soll künftig als Moschee genutzt werden. Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hob am Freitag den seit 1935 bestehenden Museumsstatus für den Kuppelbau aus dem 6. Jahrhundert auf.

Kurz darauf kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im Kurzbotschaftendienst Twitter an, die Hagia Sophia werde der Religionsbehörde Diyanet unterstellt und für muslimische Gebete geöffnet.

Das Gericht erklärte in seiner Entscheidung, die Hagia Sophia, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, könne für muslimische Gottesdienste genutzt werden.

Die russisch-orthodoxe Kirche bedauerte den Schritt. Die türkische Entscheidung ignoriere „die Sorge von Millionen von Christen“, sagte der russische Kirchensprecher Wladimir Legoida der Nachrichtenagentur Interfax.

Griechenland verurteilt offene Provokation

Die griechische Regierung verurteilte die Umwandlung in eine Moschee. Dies sei eine „offene Provokation gegenüber der gesamten zivilisierten Welt“, erklärte die griechische Kulturministerin Lina Mendoni. Erdogans „Nationalismus“ werfe die Türkei „sechs Jahrhunderte zurück.“ Die Gerichtsentscheidung zeige, dass es in der Türkei „keine Unabhängigkeit der Justiz“ gebe.

Griechenland und Russland beobachten genau, wie die Türkei mit ihrem byzantinischen Erbe umgeht. Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet, nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde die Kirche dann in eine Moschee umgewandelt. Nach der türkischen Republikgründung wurde sie 1935 zum Museum.

Unesco warnte Türkei

Zuvor hatte die Unesco die Türkei vor der eigenmächtigen Umwandlung des historischen Gebäudes in eine Moschee gewarnt. Mit dem Status als Weltkulturerbe seien „eine Reihe von Zusagen und rechtlichen Verpflichtungen verbunden“, erklärte die UN-Kulturorganisation und rief die Türkei vor einer Entscheidung zum Dialog auf.

Ein Staat dürfe „keine Veränderung an dem herausragenden universellen Wert“ eines Welterbe-Monuments vornehmen, unterstrich die Unesco. Die Hagia Sophia gehört als Teil der Istanbuler Altstadt zum Welterbe.

Seit 2005 hatte es mehrere Versuche gegeben, den Status als Museum zu ändern. Erdogan hatte die Umwandlung in ein Museum zuletzt als „großen Fehler“ bezeichnet. Die säkulare türkische Opposition und die USA als wichtigster Verbündeter der Türkei sind gegen eine Nutzung als Moschee. (afp)



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