Hunter Biden und China: Gerüchte, Diamanten und Beziehungen werden zum Thema im Wahlkampf

Facebook, Twitter und liberale Medien stellen die jüngsten Berichte der „New York Post“ über Geschäftsbeziehungen Hunter Bidens zu China als Akt der Desinformation dar. Allerdings hatten bereits zuvor Medien kritische Fragen über dessen Aktivitäten aufgeworfen.
Von 18. Oktober 2020

Die Bemühungen der Verantwortlichen in Social-Media-Giganten wie Facebook oder Twitter, den am Donnerstag (15.10.) erschienenen Beitrag der „New York Post“ (NYP) über angebliche E-Mails von Hunter Biden aus den News Feeds zu verbannen, hat zum gegenteiligen Effekt geführt. Zugriffszahlen und öffentliche Aufmerksamkeit für den Bericht über geschäftliche Verbindungen des Sohnes des US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zu einem mittlerweile insolventen chinesischen Energiekonzern mit Verbindungen zum Militär sind seither noch deutlich angewachsen.

Laptop im April 2019 zur Reparatur gegeben – und nicht wieder abgeholt

Der frühere New Yorker Bürgermeister und spätere Anwalt von US-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, soll nach dreiwöchiger Sichtung die Kopie der Festplatte eines Laptops an die NYP weitergereicht haben. Diese soll E-Mails enthalten haben, in denen sich Hunter Biden und James Gilliar von der internationalen Consulting-Firma J2cR über Details eines möglichen lukrativen Engagements ausgetauscht haben sollen.

Die Festplatte stammt Giuliani zufolge von einem Laptop, der bereits im April 2019 als reparaturbedürftig bei einem Reparaturbetrieb in Wilmington, Delaware abgegeben, aber nicht wieder abgeholt worden sein soll. Das FBI soll den Laptop später beschlagnahmt haben. Der Betreiber der Reparaturwerkstatt, John Paul Mac Isaac, habe Giuliani die Kopie der Festplatte übergeben und behauptet, Hunter Biden hätte den durch Flüssigkeitseinwirkung beschädigten Laptop selbst abgegeben.

The „Daily Beast“ zufolge hat der Werkstatteigentümer allerdings mittlerweile erklärt, die Person, die den Laptop gebracht haben soll, aus medizinischen Gründen nicht mehr eindeutig als Hunter Biden identifizieren zu können.

Aufkleber der Beau Biden Stiftung soll angebracht gewesen sein

Allerdings soll der Laptop einen Aufkleber der „Beau Biden Stiftung“, benannt nach dem 2015 verstorbenen jüngeren Sohn des Präsidentschaftskandidaten, aufgewiesen haben und Hunter Biden soll insgesamt drei Mal Laptops in die Werkstatt Mac Isaacs gebracht haben, der sich in sozialen Medien als Wähler und Anhänger von Donald Trump geoutet hatte. Zudem sollen sich etwa 800 private Bilder von Hunter Biden befunden haben, von denen die NYP einzelne publizierte.

Joe Biden lehnte ebenso wie dessen Wahlkampfteam oder sonstige Personen, die im Artikel der NYP genannt wurden, einen Kommentar ab.

Biden-Familienanwalt George Mesires erklärte, Aussagen von Rudy Giuliani bräuchten nicht kommentiert zu werden, weil dieser sich bereits mehrfach dadurch als „unehrlich“ entlarvt hätte, dass er „längst diskreditierte Verschwörungstheorien über die Familie Biden“ verbreitet hätte, bei denen er sich „offen auf Akteure mit Verbindung zum russischen Geheimdienst“ gestützt hätte.

Hunter Biden soll geplantes Unternehmen „Hudson West“ angesprochen haben

In den E-Mails soll es unter anderem um mögliche Deals mit CEFC China Energy Co. aus Shanghai gegangen sein, die damals als größter nominell privater Energiekonzern Chinas gegolten hatte. In der chinesischen KP-Diktatur sind jedoch alle Unternehmen verpflichtet, eine Sektion der Kommunistischen Partei unter ihrem Dach zu unterhalten – und ihre wesentlichen Geschäftsentscheidungen im Einvernehmen mit dem Regime zu treffen. CEFC war zudem auch ein bedeutender Partner der chinesischen Armee und Geheimdienste.

Je nach Inhalt der angestrebten Vereinbarung mit der CEFC sollte Hunter Biden Vorsitzender oder Vizechef des Vorstands eines Unternehmens werden, das mit dem Arbeitstitel „Hudson West“ ausgestattet wurde und in dem er und seine Geschäftspartner mit CEFC das Eigentum teilen sollten. Bereits in einem Vorababkommen sollten, den aus dem Mai 2017 stammenden E-Mails zufolge, 80 Prozent des „Anteils“ an der neuen Unternehmung unter vier Personen aufgeteilt werden, von denen eine als Hunter Biden zu identifizieren gewesen sein soll.

Auch Anteile, von denen einer mit „10 Jim“ und der andere mit „10, von H für den Großen gehalten“, bezeichnet wurden, wurden in der Korrespondenz angesprochen. Beide wurden nicht identifiziert, dass es sich bei „Jim“ um Hunters Onkel James Biden und bei dem „Großen“ um seinen Vater handeln könnte, ist bis dato lediglich Gegenstand von Spekulationen in sozialen Medien.

CEFC China suchte „Türöffner“

Gilliar wollte über Details bezüglich des angeblich geplanten Deals mit Zang Jian Jun, dem früheren Vorstandsdirektor von CEFC China, sprechen. Im August 2017 soll Hunter Biden eine E-Mail-Korrespondenz in Gang gesetzt haben, in der die Rede davon wäre, dass dieser aus der geplanten Holding über drei Jahre hinweg jährliche Mittel in Höhe von zehn Millionen US-Dollar „allein für Vorstellungen“ erhalten soll. Sein Korrespondenzpartner sei dabei der bekannte Hongkonger Finanzier Dong Gongwen gewesen.

Der Korrespondenz zufolge sollte Hunter Biden vor allem die Funktion eines „Türöffners“ für Geschäftsanbahnungen haben, da man sich auf dessen weitläufige Kontakte stützen wollte. Bei einer bloßen geplanten Tätigkeit als Berater und Teilhaber soll es aber nicht geblieben sein.

Es soll demnach der Gründer und langjährige Chef von CEFC selbst, Ye Jianming, gewesen sein, der Biden in Miami getroffen und dort mit ihm ein „dauerhafteres und lukrativeres Arrangement“ für die Gründung eines Unternehmens mit 50:50-Beteiligung besprochen haben soll. Hunter Biden soll geschrieben haben: „Beratungshonorare sind ein Teil unseres Einkommensflusses, aber der Grund, warum dieser Vorschlag des Vorsitzenden für mich und meine Familie so viel interessanter war, ist, dass wir auch Partner bei den Anteilen und Profiten aus den Joint-Venture-Investitionen werden.“

Ye Jianming fiel 2018 in Ungnade

Dass aus dem Deal, um den es in den Mails gegangen sein soll, nichts wurde, lag nicht zuletzt an dem Umstand, dass Ye Jianming bei den Granden des KP-Regimes in Ungnade fiel und Anfang 2018 verhaftet wurde. Die CEFC ist seit März 2020 offiziell insolvent. Auch ein Unternehmen mit dem Namen „Hudson West III”, das im September 2017 in den USA erste Kredite aufgenommen hatte und zu deren Eigentümern Hunter Bidens Anwaltspartnerschaft Owasco PC gehörte, sei einem Bericht der Senatoren Ron Johnson und Chuck Grassley zufolge mittlerweile aufgelöst.

Joe Biden spricht im Zusammenhang mit den Vorwürfen rund um die angeblichen E-Mails von einer „Schmierenkampagne“, liberale Zeitungen von einem „Nicht-Skandal“ und davon, dass es sich bei der Darstellung um eine mögliche „Operation eines fremden Geheimdienstes“ handeln könne.

Letzteres behauptet das Wahlkampfteam Bidens, das allerdings bis dato noch nicht erklärt hat, dass es sich bei den E-Mails um Fälschungen gehandelt hätte.

Schokin-Affäre lenkte erhöhte Aufmerksamkeit auf Bidens Sohn

Tatsächlich hat Joe Biden auch selbst dazu beigetragen, dass die geschäftlichen Aktivitäten seines Sohnes Hunter, der von der Zeit nach dem „Euromaidan“ 2014 bis April 2019 Vorstandsmitglied des ukrainischen Energiekonzerns Burisma war, Nachfragen hervorriefen.

So hatte Biden, der bis Anfang 2017 Vizepräsident war, 2018 in einer öffentlichen Veranstaltung des Council of Foreign Relations geschildert, wie er die Gewährung von Kreditgarantien in Höhe von einer Milliarde US-Dollar an die Ukraine an die Bedingung geknüpft hätte, dass deren Generalstaatsanwalt Wiktor Schokin entlassen werde. Dieser Forderung sei das Kabinett von Übergangs-Premierminister Arseniy Yatsenyuk auch binnen weniger Stunden nachgekommen.

Schokin ermittelte zum damaligen Zeitpunkt gegen Burisma wegen diverser Korruptionsvorwürfe. Aus dem Lager Bidens heißt es dazu jedoch, dass diese nicht gegen Hunter Biden gerichtet gewesen wären, der erst später seine Position dort angetreten habe. Vielmehr sei es um Vorkommnisse aus der Zeit vor dem Maidan gegangen und Schokin hätte als Repräsentant der „alten Garde“ um den aus dem Amt gedrängten Präsidenten Wiktor Janukowytsch diese zu verhindern gesucht. Hunter Biden hingegen sei neben mehreren weiteren Anwälten und früheren Politikern in den Vorstand gegangen, um das Unternehmen auf die Verhältnisse einer Marktwirtschaft auszurichten.

Das Sorgenkind der Familie

Dass Hunter Biden allerdings schon seit längerem ein waches Interesse an Geschäftskontakten nach China hatte, hatte bereits im Vorjahr der „New Yorker“ zum Thema einer ausführlichen Analyse gemacht. Bereits damals hatte das Magazin geargwöhnt, dass Hunter Biden zu einer Belastung für seinen Vater im Vorwahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten werden könnte. Gründe dafür seien ein unsteter Lebenswandel, den Hunter Biden über Jahre hinweg gepflegt hatte und der unter anderem auch Drogenprobleme beinhaltet hatte, aber auch Geschäftsbeziehungen in die totalitäre KP-Diktatur. Anders als der 2015 verstorbene Beau Biden, der von 2007 an als Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Delaware fungierte, habe Hunter als Sorgenkind in der Familie gegolten.

Die Beziehungen Hunter Bidens nach China reichen demnach bis ins Jahr 2012 zurück. Damals standen er und sein Geschäftspartner Devon Archer bereits im Kontakt mit Jonathan Li, der den Beteiligungsfonds Bohai Capital managte. Im Juni 2013 wurden sich die Akteure und einige weiterer Geschäftspartner über die Gründung eines Fonds einig, der den Namen BHR Partners trug. Hunter Biden fungierte erst als unbezahltes Vorstandsmitglied und erwarb erst nach dem Ende der Amtszeit seines Vaters im Weißen Haus einen Anteil.

Hunter hatte 2013 auch seinen Vater auf einem offiziellen Besuch in Peking begleitet. Dort habe er auch Li „auf ein Tasse Kaffee“ getroffen, wie er gegenüber dem Magazin erklärte. 12 Tage nach dem Besuch wurde die Auflage des Fonds durch das Regime genehmigt. Li wurde Geschäftsführer, Hunter Biden erwarb später einen Anteil von zehn Prozent. Der Fonds bietet nicht nur privaten Unternehmen Gelegenheit, um ihr Geld anzulegen, sondern auch den größten Staatsbanken des chinesischen KP-Regimes und lokalen Regierungseinrichtungen.

Kritische Fragen mit „Einschüchterung“ beantwortet

Hunter Bidens Anwalt zufolge habe dessen Interesse am Fonds darin bestanden, „Wege zu finden, um chinesisches Kapital auf internationale Märkte zu bringen“. Hunter Biden zog sich im April 2020 aus dem Vorstand des Fonds zurück, behielt jedoch seinen zehnprozentigen Anteil.

Der Verfasser des „New Yorker“-Artikels, Adam Entous, berichtet, Fragen nach dem damaligen Hunter-Besuch bei Geschäftspartnern in China und den Mitgliedern des Teams von Joe Biden seien damals mit „Einschüchterung“ beantwortet worden.

Ein früherer Berater soll Entous gegenüber geäußert haben: „Jeder, der für ihn arbeitete, wurde angeschrien.“ Später habe niemand mehr das Thema aufgebracht, weil Joe Biden emotional ohnehin schon belastet gewesen wäre durch die familiäre Situation, die durch die tödliche Erkrankung seines Sohnes Beau noch verstärkt worden wäre.

40-Millionen-Projekt auf Monkey Island

Auch über Kontakte Hunter Bidens zu Ye Jianming hatte bereits der „New Yorker“ geschrieben. Dort hieß es, diese hätten auch einen Zusammenhang mit der Tätigkeit Hunter Bidens als Vorstandsmitglied des Welternährungsprogramms der USA gehabt, für das man sich eine Spende erhoffte. Allerdings habe man im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens auch über mögliche Investitionsmöglichkeiten für CEFC in den USA gesprochen.

Ye habe Hunter in weiterer Folge einen 2,8-Karat-Diamanten zusammen mit einer Dankeskarte für das Meeting auf das Hotelzimmer geschickt. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge soll der Wert des Diamanten zwischen 10.000 und 80.000 US-Dollar gelegen haben. Hunter Biden wies den Vorwurf der Bestechung zurück. Diese hätte auch wenig Sinn gemacht, weil sein Vater nicht mehr im Amt gewesen wäre. Hunter habe den Diamanten an seine Geschäftspartner weitergegeben und wisse nicht, was diese damit gemacht hätten.

Hunter Biden war jedoch Teil eines Verhandlungsteams, das eine 40-Millionen-Dollar-Investition in ein Flüssiggas-Projekt auf Monkey Island in Louisiana ermöglichen sollte, die tausende Arbeitsplätze bringen sollte. Im Sommer 2017 habe Ye mit Hunter Biden über juristische Probleme gesprochen, die Patrick Ho in den USA erwarteten, der mit Ye zusammenarbeitete. Hunter Biden übernahm dessen Mandat. Ho wurde später zu drei Jahren Haft wegen des Betriebs eines mehrere Millionen US-Dollar schweren Bestechungssystems verurteilt, von dem Regierungsbeamte in Uganda und im Tschad profitieren sollten.

„Vitamin B“ als Hauptinteresse

Hunter Biden erklärte angesichts der Ausschaltung des in Ungnade gefallenen Ye, er halte diesen nicht für einen „zwielichtigen Charakter“, er habe vielmehr „einfach Pech“ gehabt. Der Autor Peter Schweizer, der 2018 sein Buch „Secret Empires“ präsentierte, in dem er auch über Hunters Aktivitäten in China und der Ukraine schrieb, schrieb von „Stellvertreter-Korruption“ als einer neuen, rechtlich kaum fassbaren Form von Korruption, in die namhafte Politiker der USA und deren Familien involviert wären.

Dieses System, so Schweizer, würde „gutes Geld für den Politiker, seine Familie und Freunde“ erzielen und amerikanische Politiker „verwundbar hinsichtlich finanziellen Drucks aus Übersee“ machen. Das Interesse der Chinesen an Hunter Biden beziehe sich vor allem auf dessen „guanxi“, was ein anderes Wort für „Vitamin B“ – also Beziehungen – in der Geschäftswelt darstelle.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion