„Ich habe Pachamama im Tiber versenkt“: Österreichischer Lebensschutz-Aktivist legt Geständnis ab

Das Rätsel um die Hintermänner der Entwendung indigener Figuren aus der Marienkirche in Traspontina während der katholischen Amazonas-Synode und deren anschließenden Wurf in den Tiber ist gelöst. Ein österreichischer Aktivist bekannte sich zu der Aktion.
Titelbild
Die Göttin Pachamama (Mutter Erde, Mutter Welt, Mutter Kosmos) gilt bei einigen indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. (wikipedia)Foto: istock
Von 4. November 2019

Eine Woche nach Ende der umstrittenen „Amazonas-Synode“ der Katholischen Kirche hat sich ein österreichischer Lebensschutzaktivist in einem Video zur Urheberschaft von „Pachamama-Gate“ bekannt.

Bis dahin unbekannte Personen hatten in der Zeit der Synode von Amazonasstämmen angefertigte Figuren, die nackte schwangere Frauen darstellen sollen und zur Dekoration in der katholischen Kirche Santa Maria in Traspontina aufgestellt waren, entwendet und in den Tiber geworfen. Die Aktivisten hatten die Aktion auch gefilmt.

Die Statue wurde, wie die „Catholic News Agency“ berichtet, bei verschiedenen Ritualen und Veranstaltungen rund um die Amazonas-Synode im Oktober in Rom verwendet, unter anderem beim Auftakt in den Vatikanischen Gärten sowie dem „Amazonas-Kreuzweg“, aber auch in der Synodenhalle und in der Karmeliterkirche Santa Maria in Traspontina.

Der Vorfall hatte in der öffentlichen Wahrnehmung die Inhalte der Synode selbst in den Hintergrund gerückt. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Katholischen Kirche hatte er für heftige Diskussionen gesorgt.

Notwehr wider den Götzendienst?

Der Kommunikationsbeauftragte des Vatikans, Andrea Tornielli, warf den Verantwortlichen für die Aktion „Fremdenhass“ und ein „gewalttätiges und intolerantes Gebaren“ vor. Die Täter hätten im Namen von Tradition und Doktrin „ein Symbol von Mutterschaft und der Heiligkeit des Lebens in verächtlicher Weise weggeworfen“.

Vor allem konservative Katholiken äußerten auf Onlineplattformen oder in sozialen Medien demgegenüber klammheimliche Freude bis hin zu offenem Beifall. Einige verglichen die Tat gar mit dem Vorgehen des biblischen Richters und Israelitenführers Gideon gegen den Baalskult oder mit der Zerstörung des Götzenbildes vom „Goldenen Kalb“ durch Mose im Buch „Exodus“.

In einem Interview mit dem Nachrichtenportal „kath.net“ hat nun der Lebensschutzaktivist und frühere Hochschulpolitiker der rechtskonservativen „Jungen Europäischen Studenteninitiative (JES), Alexander Tschugguel, die Verantwortung für die Aktion übernommen. Er begründet das Vorgehen mit dem Ersten Gebot („Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“), das durch eine Verwendung der Figuren im kirchlichen Kontext verletzt werde:

„Ich wollte dafür sorgen, dass diese Götzen nicht mehr in der Kirche und zu kirchlichen Zwecken benutzt werden. Daher schien es mir symbolisch am besten, sie in den Tiber zu werfen.“

„Indigene Menschen sollen nicht getauft werden“

Dass die Figur die heidnische Gottheit „Pachamama“ darstellen soll, die ein Symbol für „Mutter Erde“ sei, habe man ihm zuvor vonseiten der Organisation „REPAM“ selbst bestätigt, die sich als Vertretung einiger Indianerstämme aus dem Amazonasgebiet betrachtet.

„Vieles, was ich da gehört habe, fand ich wirklich schrecklich. Beispielsweise, dass es nicht gewollt ist, die indigenen Menschen zu taufen. Auch Bischof Kräutler hat sich dementsprechend geäußert. Dann kam die Sprache auf die Statuten, die dort standen, und mir wurde erklärt, dass es sich hierbei um Fruchtbarkeitssymbole handelt und um die Darstellung von ‚Mutter Erde‘.“

Die Erde als Gottheit anzubeten, sei jedoch nach katholischer Lehre nicht statthaft. Tschugguel zog gegenüber kath.net eine positive Bilanz über seine Intervention:

„Mir ging es ausschließlich darum, diesen sichtbaren Verstoß gegen das erste Gebot unmöglich zu machen. Es ist auch gelungen. Bei der Abschlussveranstaltung der Synode waren die Statuen nicht dabei.“

Wie CNA Deutsch berichtete, entschuldigte sich Papst Franziskus am 25. Oktober dafür, dass die Holzfiguren in den Fluss gestoßen wurden. Auch der Papst nannte die Figur „Pachamama“.

„Symbol des Lebens?“ Kinderopfer in indigenen Gemeinschaften weit verbreitet

Im Umfeld der Amazonas-Synode und des zuvor am 14. Oktober in Amerika begangenen Kolumbus-Tages kritisierte auch Publizist Tyler O’Neil auf „PJ Media“ eine romantisierende Sicht des Lebens indigener Gemeinschaften im Amazonas, wie sie aufseiten westlicher Gegner des Kolumbus-Tages oder Kritikern zufolge auch in der jüngsten katholischen Synode zum Ausdruck gekommen sei.

Der Narrativ vom eroberungshungrigen westlichen Menschen, der die friedlichen, unschuldigen und selbstgenügsam im Einklang mit der Natur lebenden indigenen Völker unterjocht habe, sei unberechtigt. Erst im August wurde im peruanischen Huanchaco die weltweit größte bislang bekannte Stätte für Kinderopfer entdeckt. Dort habe man etwa 250 Skelette von Kindern zwischen 4 und 14 Jahren ausgegraben.

Die Opferungen hätten in der Zeit der Chimú-Kultur zwischen 1200 und 1400 stattgefunden. Die Chimú seien Vorgänger der Inkas gewesen, die ebenfalls Kinderopfer gekannt hatten. Auch diese weit verbreitete Praxis relativiert zumindest die Einschätzungen des Vatikans, die Pachamama-Figuren sollten tatsächlich Mutterschaft und Leben versinnbildlichen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion