In Kürze:
- ZDF bestätigt: Mitarbeiter eines langjährigen Dienstleisters in Gaza war Mitglied der Hamas
- Der Mann kam bei einem israelischen Angriff am 19. Oktober ums Leben
- Israels Armee lieferte Belege für die Hamas-Zugehörigkeit des 37-Jährigen
- Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma PMP wurde „bis auf Weiteres“ eingestellt
Ein Mitarbeiter einer Produktionsfirma in Gaza, mit der das ZDF über Jahre hinweg zusammengearbeitet hatte, war Mitglied der terroristischen Hamas. Das hat der öffentlich-rechtliche deutsche Sender am Montag, 27. Oktober, eingeräumt.
Der 37-jährige Ahmed Abu Mutair war – neben dem Sohn eines anderen Mitarbeiters – am 19. Oktober ums Leben gekommen. Eine israelische Rakete hatte an jenem Tag den Standort der Palestine Media Production (PMP) in Deir al-Balah im Süden Gazas getroffen. Abu Mutair war dort als Ingenieur für die Abwicklung der Übertragungstechnik beschäftigt.
ZDF erhob erst massive Vorwürfe gegen Israel
Das ZDF hatte
in einer ersten Reaktion den israelischen Streitkräften schwere Vorwürfe gemacht. Chefredakteurin Bettina Schausten wurde in einer Mitteilung mit den Worten zitiert:
„Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden.“
Korrespondent Thomas Reichart nannte den Getöteten im „heute journal“ einen „Kollegen“ und erklärte, der Vorfall reihe sich in ein „Muster“ des Vorgehens Israels gegen Journalisten ein. Über 200 davon seien bei Angriffen in Gaza getötet worden.
Neben den israelischen Streitkräften, die umgehend eine eigene Untersuchung angekündigt hatten, führte auch das ZDF Recherchen durch. Diese hätten, so äußerte der Sender noch jüngst gegenüber „Bild“, keine Anhaltspunkte für eine Hamas-Tätigkeit Abu Mutairs gegeben. PMP sei seit 1996 als Dienstleister für das ZDF-Studio in Tel Aviv tätig.
Armee übermittelte erforderliche Informationen zur Identität des Mitarbeiters
Abu Mutair arbeitete seit 2013 für das Unternehmen. Er habe keinen direkten Kontakt mit dem Sender gehabt. Bei der Trauerzeremonie wurde der verhüllte Leichnam mit einer blauen „Presse“-Weste bedeckt.
Israels Armee hatte Abu Mutair allerdings bereits zeitnah nach Beginn der Untersuchung als Zugführer der sogenannten Qassam-Brigaden der Hamas identifiziert. Mittlerweile hat die Militärführung dem ZDF auch die vom Sender eingeforderten Belege dafür zukommen lassen.
In einer
Presseerklärung räumte der Sender die Hamas-Mitgliedschaft des Mitarbeiters von PMP ein. Der Sender, so hieß es, „begrüßt, dass die israelische Armee der Bitte nachgekommen ist, die Identität des getöteten Mitarbeiters der Produktionsfirma PMP in Gaza zu klären“. Es sei ein Dokument beigelegt worden, aus dem die Hamas-Tätigkeit von Abu Mutair hervorgehe. Das ZDF erklärte außerdem, die Zusammenarbeit mit PMP bis auf Weiteres einzustellen.
Dilemma von ZDF & Co.: Unabhängige Medienarbeit in Gaza kaum möglich
Der 37-jährige PMP-Mitarbeiter soll nicht der einzige Medienmitarbeiter in Gaza gewesen sein, der gleichzeitig auch der Hamas angehört haben soll oder in deren Auftrag gehandelt habe. So präsentierte Israels Armee im Oktober des Vorjahres
mehrere Dokumente. Aus diesen sei eine Verbindung von mindestens sechs „Al-Jazeera“-Mitarbeitern zur Hamas oder zum „Islamischen Dschihad“ hervorgegangen. Der Sender wies die Darstellung zurück und sprach von „Fälschungen“.