Ist Bahrain ein Testlauf für eine Annäherung zwischen Riad und Jerusalem?

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Der Königreich Turm in Riad, Saudi-Arabien.Foto: iStock
Epoch Times16. September 2020

Saudi-Arabien muss grünes Licht gegeben haben – sonst wäre die Annäherung Bahrains an Israel nicht möglich gewesen. Auch wenn Riad weit davon entfernt ist, selbst diplomatische Beziehungen mit Jerusalem aufzunehmen, spielt es im Hintergrund eine entscheidende Rolle bei der jüngsten Entwicklung.

Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Bahrain der zweite Verbündete Saudi-Arabiens, der binnen eines Monats seine Feindschaft mit Israel beendete. In Washington, das die Annäherungen vermittelte, wird eine „wahrlich historische“ Entwicklung gefeiert.

Saudi-Arabien hat großen Einfluss auf Bahrain. 2011 kamen saudiarabische Truppen dem Herrscherhaus in Manama zu Hilfe, als im Zuge des Arabischen Frühlings das Volk aufbegehrte. Vor zwei Jahren unterstützte Riad den kleinen Nachbarn in finanzieller Not.

Zum neuen Verhältnis seines Schützlings zu Israel schwieg Riad offiziell. Doch aus dem Umfeld des Königshauses verlautete, die saudiarabische Führung habe letztlich dem enormen Druck Washingtons nachgegeben.

US-Präsident Donald Trump kündigte bereits an, weitere arabische Länder würden ihre Beziehungen zu Jerusalem normalisieren. Mit etwa „fünf oder sechs Ländern“ seien die Gespräche sehr weit gediehen, sagte er am Dienstag beim Empfang des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus.

Vergangene Woche telefonierte der US-Präsident mit dem saudiarabischen König Salman. „Wir haben den Dialog begonnen“, sagte er nach dem Gespräch. Die staatlichen Medien in Saudi-Arabien gingen darauf nicht direkt ein, verbreiteten jedoch die Beteuerung des Königs, er werde sich für eine „dauerhafte und faire“ Lösung der Palästinenserfrage einsetzen.

Sollte Saudi-Arabien, Hüter der heiligsten Stätten des Islam, Israel anerkennen, würde das in der Bevölkerung als Verrat an der palästinensischen Sache aufgefasst – und es würde dem Ansehen als Führer der muslimischen Welt erheblich schaden.

Experten zufolge braucht Riad jedoch gar keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Jerusalem. Im Geheimen gebe es bereits Verbindungen zu Israel, das es als Bollwerk gegen seinen Feind Iran betrachtet.

Anfang des Monats gab das Königshaus seine Zustimmung, dass die neuen Direktflüge zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten über saudiarabisches Territorium führen dürfen – ein weiteres Indiz für eine saudiarabisch-israelische Kooperation.

„Ich würde von einer ‚alternativen Normalisierung‘ der Beziehungen sprechen“, sagt Ryan Bohl vom US-Think-Tank Stratfor. „Die Saudis werden sich langsam in diese Richtung bewegen, aber es ist klar, dass das Königreich offen für eine Normalisierung ist.“

Regierungsfreundliche saudiarabische Medien testen immer wieder die öffentliche Reaktion auf eine solche Entwicklung, indem sie für engere Beziehungen zu Israel plädieren.

Ein Prediger in der heiligen Stadt Mekka entfachte in den sozialen Medien kürzlich einen Sturm der Empörung, als er über die Offenheit des Propheten Mohammed gegenüber Andersgläubigen, insbesondere Juden, sprach. Von vielen wurde das als Aufruf zu einer Annäherung an Israel verstanden. Riad werde auf indirekte Beziehungen zu Jerusalem setzen, bis die saudiarabische Öffentlichkeit für einen diplomatischen Wandel bereit sei, sagt Bohl.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten war die öffentliche Reaktion auf die Annäherung an Israel eher verhalten. In Bahrain sprachen Oppositioneller jedoch von „Verrat“. Riad dürfte die Reaktionen in Bahrain genau beobachten, sagt Kristin Diwan vom Think-Tank Arab Gulf States Institute in Washington. „Denn Saudi-Arabien benutzt Bahrain oft als Testgelände für seine eigene zukünftige Politik.“ (afp)



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