Italien empört: Französischer Zollbeamter verlangt Drogentest von Nigerianer auf italienischem Staatsgebiet

Ein Einsatz bewaffneter französischer Zollbeamten bei einer Hilfsorganisation für Migranten in Italien hat dort Empörung ausgelöst. Die Franzosen hatten einen Nigerianer im Bahnhof des italienischen Grenzortes Bardonnechia zu einem Drogentest aufgefordert.
Titelbild
Migranten in Italien.Foto: CARLO HERMANN/AFP/Getty Images
Epoch Times1. April 2018

Ein Einsatz französischer Zollbeamter in einem italienischen Bahnhof hat zu diplomatischen Verstimmung zwischen Rom und Paris geführt.

Das italienische Außenministerium bestellte am Samstag den französischen Botschafter ein, um gegen den „schwerwiegenden“ Vorfall zu protestieren, der weit über die normale „Zusammenarbeit zwischen Nachbarstaaten“ hinausgehe.

Eine Hilfsorganisation, die im Bahnhof des italienischen Grenzortes Bardonecchia seit Dezember Flüchtlinge und Migranten betreut, hatte sich über das Verhalten der Franzosen beschwert.

Die Uniformierten brachten demnach am Freitagabend einen Nigerianer in den Bahnhof und verlangten einen Urintest, weil sie ihn des Drogenschmuggels verdächtigten. Der Beschwerde schlossen sich italienische Politiker an, die sich über den Einsatz auf italienischem Staatsgebiet empörten und eine Erklärung der französischen Regierung verlangten.

Die französische Botschaft in Rom veröffentlichte schließlich eine Stellungnahme des französischen Haushaltsministers Gérald Darmanin, der für den Zoll zuständig ist. Die Zollbeamten aus dem französischen Grenzort Modane hatten demnach am Freitagabend Fahrgäste in einem TGV von Paris nach Mailand kontrolliert. Der Nigerianer, den sie des Drogenschmuggels verdächtigten, stimmte den Angaben zufolge einem Urintest zu.

Aus „Respekt“ vor dem Betroffenen warteten die Beamten ab, bis der Zug in den Bahnhof von Bardonecchia einfuhr, und brachten den Mann in die Räumlichkeiten der Hilfsorganisation, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Sie baten darum, die Sanitäranlagen der Organisation nutzen zu dürfen. Der Drogentest war den Angaben zufolge negativ.

Der französische Zoll beruft sich auf ein Abkommen aus dem Jahr 1990, das die Nutzung der Einrichtung in dem Bahnhof erlaube. Die italienischen Behörden erklärten dagegen, die italienische Bahn habe den französischen Zoll kürzlich darüber informiert, dass die Einrichtung für die Franzosen nicht mehr zugänglich sei, weil sie nun von der Hilfsorganisation genutzt werde. Das Verhalten der französischen Zollbeamten sei daher „inakzeptabel“.

Vertreter Frankreichs und Italiens wollen den Angaben zufolge am 16. April bei einem Treffen in Turin ausführlich über den Vorfall sprechen. (afp)



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