Italien fühlt sich in Flüchtlingskrise trotz Hilfszusagen allein gelassen – „Die ganze EU muss die Last tragen“

Die Lage in Italien hatte sich wegen der steigenden Ankunftszahlen von Bootsflüchtlingen zuletzt zugespitzt. Das Land sieht sich an seiner Kapazitätsgrenze. Alleine in dieser Woche wurden bereits mehr als 4600 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet.   
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Migranten im Mittelmeer.Foto: ANDREAS SOLARO/AFP/Getty Images
Epoch Times13. Juli 2017

Italien fühlt sich in der Flüchtlingskrise trotz der Zusicherungen Deutschlands und Frankreichs allein gelassen. Sein Land habe „seinen Teil bezüglich der Rettung und der Aufnahme der Flüchtlinge getan“, sagte der italienische Ministerpräsident Paolo Gentiloni am Mittwoch in Triest.

Die Last müsse aber von „der ganzen Europäischen Union mitgetragen“ werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekundeten ihre Solidarität mit Italien.

Italien werde auch künftig seinen Beitrag leisten, sagte Gentiloni. Er setze sich aber dafür ein, „dass die Migrationspolitik nicht nur einigen wenigen Ländern anvertraut bleibt, sondern von der ganzen Europäischen Union mitgetragen wird“, sagte Gentiloni, der sich in Triest anlässlich der Westbalkan-Konferenz mit Merkel und Macron traf.

Die Lage in Italien hatte sich wegen der steigenden Ankunftszahlen von Bootsflüchtlingen zuletzt zugespitzt. Das Land sieht sich an seiner Kapazitätsgrenze. Alleine in dieser Woche wurden bereits mehr als 4600 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet.

Merkel sagte Italien Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu. „Italien hat Großartiges geleistet, was die Registrierung und die Ankunft der Flüchtlinge anbelangt“, sagte die Kanzlerin. Das Land habe eine „große Aufgabe zu bewältigen, bei der wir Italien solidarisch zur Seite stehen wollen“.

„Ursachen von Flucht und Migration“ bekämpfen

Die EU müsse aber auch die „Ursachen von Flucht und Migration“ in den afrikanischen Ländern bekämpfen, sagte Merkel. Unter anderem müsse die Lage im Krisenstaat politisch stabilisiert werden. Zudem sei es wichtig, die wirtschaftlichen Perspektiven in den Herkunftsländern zu verbessern.

Der „Handel mit Menschen“ müsse beendet werden, betonte Merkel. „Denn wir wissen, wie viele Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen auf dieser Flucht“, sagte die Kanzlerin. „Europa kann nicht nur ein Europa der Wirtschaft sein, sondern Europa muss auch ein Europa sein, das allen Herausforderungen gemeinsam begegnet.“

Auch Macron sicherte Italien die Solidarität seiner Regierung. In der Vergangenheit habe Frankreich zur Bewältigung der Flüchtlingskrise „nicht immer seinen Teil getan“. Die Umsiedlung von Flüchtlingen müsse beschleunigt werden. Gleichzeitig mahnte er an, zwischen „politischen Flüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen“ zu unterscheiden.

Im norditalienischen Triest fand am Mittwoch eine Konferenz Westbalkan-Staaten statt, an der auch mehrere EU-Staaten teilnahmen. Die Serie der Westbalkan-Konferenzen war 2014 von der Bundesregierung angestoßen worden. (afp)



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