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Energiepolitik und Geopolitik

Japan widersetzt sich US-Sanktionskurs: Kein Importstopp für russisches Gas

Trotz Washingtons verschärfter Russlandpolitik will Japan weiterhin Flüssigerdgas (LNG) aus russischen Quellen beziehen. Premierministerin Sanae Takaichi betonte nach ihrem Treffen mit Donald Trump, dass ein Importstopp die Energieversorgung ihres Landes gefährden würde. Die USA zeigen Verständnis – vorerst.

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USA und Japan stärken ihr Bündnis.

Foto: Franck Robichon/EPA Pool/dpa

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Lesedauer: 7 Min.


In Kürze:

  • Japan bleibt trotz US-Druck vorerst bei russischen LNG-Importen.
  • Premierministerin Sanae Takaichi verweist auf nationale Energiesicherheit.
  • Donald Trump will mit hohen Strafzöllen Druck auf Moskau erhöhen.
  • USA und Japan betonen dennoch strategische Partnerschaft im Pazifik.

 
US-Präsident Donald Trump kann bei seiner Sanktionsstrategie gegen die Russische Föderation bis auf Weiteres nicht auf Japan zählen. Das hat dessen neue Premierministerin Sanae Takaichi im Anschluss an den Besuch des engen Verbündeten mitgeteilt.
Ein Importstopp für LNG-Lieferungen aus Russland wäre für Tokio „schwierig“, habe die Regierungschefin erklärt, wie „Reuters“ berichtet. Er würde die Sicherheit der Energieversorgung Japans gefährden.

Japan bleibt bei russischem LNG – Trump zeigt Verständnis

Das Thema war während des bilateralen Treffens zwischen Sanae und Trump am Dienstag, 28.10., aufgekommen. Takaichi, die erst in der Vorwoche zum ersten weiblichen Regierungsoberhaupt des Landes gewählt worden war, bat Trump um Verständnis für die noch vorhandene Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen.
Russisches LNG macht derzeit etwa 9 Prozent aller Gasimporte Japans aus. Zudem haben die Handelsriesen Mitsui und Mitsubishi Anteile am Sachalin-2-Projekt im Fernen Osten der Russischen Föderation. Im Juni hatte auch die japanische Raffinerie Taiyo Oil 600.000 Barrel Rohöl nach der Sachalin-Zusammensetzung erhalten.
Sachalin 2 ist ein Joint Venture zur Förderung von Erdgas und Öl nördlich der gleichnamigen russischen Pazifikinsel. Das 1994 konzipierte Projekt war über einige Zeit hinweg sogar die weltweit größte Anlage zur Förderung von verflüssigtem Erdgas. Neben den japanischen Konzernen hatte unter anderem auch Shell dort investiert. Ende des Jahres 2006 übernahm die Gazprom die Aktienmehrheit.

Sachalin 2 bleibt für Tokio strategisch unverzichtbar

Für Japan sind die Lieferungen aus Russland und dabei insbesondere aus Sachalin nach wie vor von großer Bedeutung. Deshalb hatte sich jüngst auch die japanische Regierung auf Ersuchen des Wirtschaftsministeriums für eine Stabilisierung des Projekts ausgesprochen. Sachalin 2 produziert sowohl LNG als auch Öl als Nebenprodukt. Dieses trägt auch in entscheidender Weise zur Aufrechterhaltung der Betriebsstabilität bei.
Um der Bedeutung der russischen Ölimporte für die Versorgungssicherheit Rechnung zu tragen, hatten die USA Japan eine Ausnahmegenehmigung von bereits geltenden US-Sanktionen gewährt. Am 8. Juni transportierte entsprechend die „Voyager“, ein sanktioniertes russisches Schiff, eine Ladung LNG nach Japan. Es war die erste russische LNG-Lieferung nach Japan seit 2023.
Die Ausnahmegenehmigung von den aufgrund des russischen Einmarsches in der Ukraine gegen die beteiligten Transportschiffe verhängten US-Sanktionen galt bislang bis zum 28. Juni. Bereits unter Trumps Vorgänger Joe Biden, hatten die USA ihre Verbündeten dazu aufgefordert, Energieimporte aus Russland zu überdenken.

Neuer Sanktionsplan: Zölle bis zu 500 Prozent

Anders als Biden hat Trump proaktiv Gespräche mit Russland gesucht, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Aus dem Weißen Haus hieß es, diese seien positiv verlaufen. In konkrete Schritte hin zu einer Lösung mündeten diese bislang jedoch nicht. Um Fortschritte im Friedensprozess zu erzwingen, hat Trump jüngst den Druck auf Russland erhöht.
Der „Sanctioning Russia Act of 2025“ sieht Zölle in Höhe von 500 Prozent auf alle russischen Waren und Dienstleistungen vor. Allerdings sollen diese auch für solche aus Ländern gelten, die russisches Uran und Erdölprodukte kaufen. Der Senat will sich in Kürze mit dem Thema befassen und Trump auch offiziell dazu ermächtigen.
Die neuen US-Sanktionen richten sich vor allem Lukoil und den russischen Staatskonzern Rosneft sowie gegen deren Tochterunternehmen beider Konzerne in Russland. Rosneft ist auch Mehrheitseigner der Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt. Die Sanktionen sollen nicht nur US-Unternehmen, sondern auch ausländischen Banken künftig jegliche Geschäfte mit den beiden Ölkonzernen untersagen.

Japan verhängte eigene Handelssanktionen gegen Russland

Auch gegenüber Japan hatte US-Finanzminister Scott Bessent die Erwartungshaltung formuliert, dass diese ihre Energieimporte aus Russland vollständig einstellen. Dies habe er nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Katsunobu Kato in Washington mitgeteilt. Sanae schließt einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt jedoch aus. Ein umgehendes Ende des Bezugs aus Russland hätte explodierende Energiepreise zur Folge, hieß es aus der Regierung.
Zwar sind auch die USA ein immer bedeutenderer LNG-Lieferant und der größte Teil der Öl- und Gaslieferungen für Japan kommt aus den Golfstaaten. Sachalin 2 ist jedoch „Japans nächstgelegene und zudem günstige LNG-Quelle“, so Unternehmensberater Nobuo Tanaka gegenüber „Reuters“. Die USA sollten sich die Frage stellen, ob sie LNG aus Alaska zu erschwinglicheren Preisen als Russland liefern könnten.
Japan hat Handelssanktionen gegen Russland verhängt und unterstützt die Ukraine mit humanitären Gütern und vorwiegend nicht letalen Militärgütern. Ungeachtet pazifistischer Bestimmungen in der japanischen Verfassung hat die Regierung in Tokio dem Verbündeten in Washington auch zugesagt, die Verteidigungsausgaben bis 2027 auf mindestens 2 Prozent des BIP zu erhöhen.

Meiste japanische Verträge mit Russland laufen bis 2033 aus

Vieles deutet darauf hin, dass die USA dem japanischen Partner in Sachen russischer Energielieferungen entgegenkommen werden. Tokio ist einer der wichtigsten Verbündeten im Bemühen, in der Pazifikregion den wachsenden Einfluss Chinas zurückzudrängen. Außerdem ist eine Transformation der Energieversorgung in Sicht. Die meisten langfristigen Verträge mit Sachalin 2 enden zwischen 2028 und 2033.
Sanae versprach Trump zudem Investitionen in den USA in Höhe von bis zu 550 Milliarden US-Dollar. Diese sollen über staatlich geförderte Projekte vonstattengehen und auf Grundlage von Empfehlungen eines Investitionsausschusses erfolgen. Im Gegenzug gewährten die USA Tokio günstigere Zollbedingungen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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