Enthüllung über IS-kontrollierte Moschee sorgt für Medien-Wirbel in der Schweiz

Ohne Geld vom IS könnte manche radikale Moschee gar nicht existieren. Das schreibt Terrorismusexperte Shams Ul-Haq, nachdem er vier Monate lang undercover in der Schweiz recherchierte. Ihm gelang es, tief in jene Kreise einzudringen, zu denen westliche Behörden keinen Zutritt haben.
Titelbild
Dieses Selfie zeigt Shams Ul-Haq bei seiner Recherche in der An´Nur Moschee in Winterthur.Foto: Shams Ul-Haq
Von 17. Oktober 2016

Die Aufdeckung der Radikalisierung junger Muslime in Schweizer Moscheen durch den Terrorexperten Shams Ul-Haq hat für einigen Wirbel im Land gesorgt. Nach der Veröffentlichung seiner Story in der Sonntagszeitung gab Haq bereits mehrfach Interviews auch für andere Schweizer Medien. So gab er Interviews für den Tagesanzeiger, den Züricher Unterländer und den Landboten. Die Botschaft war eindeutig: In Schweizer Moscheen geschieht Radikalisierung vor allem junger Muslime. Gefragt danach, ob der Zustand in Deutschland vergleichbar wäre, antworte Haq sinngemäß, dort sei es noch schlimmer.

Journalist undercover in Moschee: So geschickt läuft IS-Terror-Anwerbung – Behörden untätig

Vier Monate lang war Terrorismusexperte Shams Ul-Haq undercover in Schweizer Moscheen unterwegs – auf der Suche nach geheimer Radikalisierung und ihrer Drahtzieher. In einem Exklusiv-Bericht für das Schweizer Magazin “Sonntagszeitung” berichtet er, wie er nach wochenlanger behutsamer Annäherung zu den inneren Zirkeln der Gebetshäuser vordringen konnte. Dabei fand er heraus: Die Terror-Anwerber sind einzelne Personen mit Hintermännern – und sie gehen so geschickt vor, dass oft auch die Moscheegemeinde ihr Spiel nicht durchschaut, toleriert oder hilflos schweigt. Für westliche Behörden ein undurchsichtiges Dickicht.

Wie Haq berichtet, sind Moscheen oft keine reinen Gebetshäuser, sondern vielmehr Begegnungsstätten. Erst die Kombination aus Moschee, Café und Friseur scheint diese Orte perfekt für islamistische Gehirnwäsche vor allem an jungen Leuten zu machen. Die Opfer seien meist „Islam-Anfänger“, die abgefangen werden, bevor sie ein gefestigtes Verständnis der Religion entwickeln, beschreibt Haq. Sie würden gezielt „mit zweideutigen Koranversen“ verwirrt.

Moschee in Winterthur wechselt radikalen Imam aus

Besonders interessierte sich der Journalist für die Vorgänge in der als radikal bekannten An’Nur-Moschee in Winterthur. Dort sagte Imam Shaikh Wail wörtlich über die Schweiz und ihre Bevölkerung: “Die Gesetze von Allah sind ihnen egal. Die Gesetze der Schweiz interessieren mich aber nicht. Die islamischen Gesetze stehen über jedem Land.”

Haq widerspricht hier vehement: Im Koran stehe ausdrücklich, dass man die Gesetze des Landes, in dem man lebt, zu respektieren habe, wie ihm ein befreundeter Imam nochmals versicherte.

Vor allem aber waren es die mehrdeutig auslegbaren Verse des Korans, mit denen der Imam dort Gehirnwäsche betrieb. Haq lauschte mehreren radikalen Predigten, die sehr geschickt formuliert waren: “Dabei veränderte er das Wort ‚Jihad‘ jedes Mal in der Bedeutung so, dass es nicht in Verbindung gebracht werden konnte mit der Aufforderung an die Gläubigen, in den Krieg zu ziehen”, schreibt Haq über den Imam. Das sei auch nicht nötig gewesen: „Die Art und Weise, wie er jedes Mal ‚Jihad‘ brüllte, verherrlichte eindeutig den Gotteskrieg“. Bei jungen verunsicherten Muslimen vermag dies „garantiert den Virus des Radikalismus einzupflanzen“, so der Journalist.

Als der Vorstand der Moschee vor zwei Wochen von Haqs Recherchen Wind bekam, sei Shaikh Wail als Imam sofort abgesetzt worden. Aber über seine Frau, Söhne und Gehilfen würde er dort weiterhin seinen Einfluss ausüben.

Und die Rolle der Behörden? Zwielichtig, konstatiert der Journalist: Zwar stünde die An’Nur-Moschee offiziell unter Überwachung, aber Einsicht in die wirklichen Vorgänge hinter den Kulissen hätten die Behörden nicht. Oder sie tolerieren diese sogar.

Aussteigerin berichtet von „Gehirnwäsche“

Eine Aussteigerin, die anonym bleiben wollte, berichtete, wie sie in der Moschee gezielt von “Anwerberinnen”, mit ausgesuchten Koranversen verwirrt wurde. Dort werde die Stellung der Frau als Kämpferin für den Islamischen Glauben zum Schutz ihrer Familie beschrieben. Anders als bei den jungen Männern wären ihr keine gewaltverherrlichenden Videos gezeigt worden, so die junge Muslima, die froh ist, noch mal die Kurve gekriegt zu haben. Inzwischen habe sie sich von der Gemeinde zurückgezogen, berichtet Haq – und sie wechselte sogar ihren Wohnsitz.

IS hält mit Geld die Moschee am Leben

Ein Vorstandsmitglied der An’Nur-Moschee, das anonym bleiben wollte, stellte Haq gegenüber die Radikalität der Moschee nicht einmal in Abrede: Er bedaure das Aufhetzen der Gläubigen durch die Hasspredigten des Imams. Er könne auch nicht ausschließen, dass sich die Moschee unter der Kontrolle des Islamischen Staates befände. Dies geschehe sowohl durch ideologische als auch finanzielle Unterwanderung, sagte er. Der Moschee fehle das Geld. Das Geld komme zumeist aus dem Ausland. Die genaue Herkunft wollte er aber nicht preisgeben.

Andere Personen aus dem Vorstand bestätigten Haq jedoch, das direkt vom Islamischen Staat Geld an die Moschee fließe. Im Klartext: Ohne diese „Unterstützung“ würde die Moschee in Winterthur überhaupt nicht mehr existieren.

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Dieses Selfie zeigt Shams Ul-Haq bei seiner Recherche in der An´Nur Moschee in Winterthur. Foto: Shams Ul-Haq

Aufklärung ist seine Mission

Der Investigativ-Journalist Shams Ul-Haq recherchierte nicht nur als Moscheebesucher, sondern auch als Flüchtling undercover in europäischen Asylheimen und schrieb darüber ein Buch. Der Terrorismusexperte aus Pakistan, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, sieht es als seine Mission an, die Drahtzieher von Radikalisierung zu enttarnen und die Öffentlichkeit aufzuklären. Seine Meinung: Am politischen Umgang mit Flüchtlingen und der Lage in Asylheimen muss sich dringend etwas ändern – denn aktuell bietet die Situation Terroristen und deren Anwerbern ein leichtes Spiel. In einem Interview mit dem „Schweizer Tagesanzeiger“ sagte er gestern: „In Deutschland ist es viel schlimmer. Dort sind die Gesetze zudem mindestens so lächerlich. “

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Cover Die Brutstätte des Terrors

Buch-Cover „Die Brutstätte des Terrors“ von Shams Ul-Haq. Foto: SWB Media Publishing

Taschenbuch: 214 Seiten, 14,90 Euro

Kindl Edition: 7,99 Euro

Verlag: SWB Media Publishing; Auflage: 1 (26. September

ISBN-10: 3945769973

ISBN-13: 978-3945769973

Größe und/oder Gewicht: 12,8 x 2,3 x 18,9 cm

„Eine wichtige Recherche zur rechten Zeit“ schreibt Dr. Christoph Hein, Frankfurter Allgemeine Zeitung



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