„Kaufscham“: Shoppen ohne schlechtes Umwelt-Gewissen

Die Schweden haben ein Wort für das schlechte Gewissen beim Shoppen: "köpskam", die Kaufscham. Das ReTuna schaffte es nun als "weltweit erste Shoppingmall für reparierte, recycelte und restaurierte Gegenstände" ins Guinness-Buch der Rekorde 2020.
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Am 15. November 2019 am "ReTuna", einem Einkaufszentrum für gebrauchte Objekte in Eskilstuna, Schweden. In Eskilstuna, einer schwedischen Industriestadt, die sich einem ökologischen Umbau verpflichtet hat, erhält das Recycling von Gebrauchtwaren eine andere Dimension: ein ganzes Einkaufszentrum für Gebrauchtwaren, das aus dreizehn Geschäften besteht.Foto: JONATHAN NACKSTRAND/AFP über Getty Images
Epoch Times26. Juli 2020

Die schwedische Wortschöpfung „flygskam“ – Flugscham – hat es bereits in den Duden geschafft. Die Schweden haben aber auch ein Wort für das schlechte Gewissen beim Shoppen: „köpskam“, die Kaufscham. In Eskilstuna, eine Stunde westlich der Hauptstadt Stockholm, können die Bürger einkaufen gehen, ganz ohne ihr Umweltbewusstsein zu belasten: Dort steht das erste Einkaufszentrum, das ausschließlich Gebrauchtes anbietet.

ReTuna hat es als „weltweit erste Shoppingmall für reparierte, recycelte und restaurierte Gegenstände“ ins Guinness-Buch der Rekorde 2020 geschafft. Auf 5000 Quadratmetern und zwei Etagen bieten 13 Läden ausschließlich Secondhand an. Der typische Geruch von Trödel ist allgegenwärtig.

Angestellte sind gerade dabei, Bildschirme, Bücher und Spielsachen zu sortieren. „Sie können hier im Grunde alles kaufen, was es auch in normalen Läden gibt: Möbel, Klamotten, Blumen, Sportartikel, Baumaterial – fast alles“, sagt Anna Bergström, die bis Anfang des Jahres für den Komplex verantwortlich war.

50 Umweltversprechen der Stadt

Die Stadt hat das Ladenzentrum vor fünf Jahren eröffnet, mehr als 50 Menschen arbeiten dort. ReTuna ziehe im Jahr 250.000 bis 300.000 Kunden an, sagt Bergström.

Das Einkaufszentrum ist Teil der ökologischen Transformation des Industriestandortes Eskilstuna. Volvo baut hier seine Baumaschinen und auch das finnische Edelstahl-Unternehmen Outokumpu produziert in der Stadt. Seit den 90er Jahren bemüht sich Eskilstuna, umweltfreundlicher zu werden.

Alle Abfälle werden bereits wiederverwertet oder zur Energieerzeugung genutzt. Die Busse im Stadtzentrum fahren mit Biogas. 2012 verabschiedete Eskilstuna einen „Klimaplan 2020“, um treibhausgasneutral zu werden. 2016 kam eine Liste mit „50 Umweltversprechen“ hinzu, die vom Ausbau erneuerbarer Energien bis zu neuen Fahrradwegen reicht.

„Viele der Ziele sind nicht erreicht worden“, kritisieren die oppositionellen Grünen. „Es gibt es noch viel zu tun, um den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren“, räumt auch der seit zehn Jahren amtierende Bürgermeister ein, der Sozialdemokrat Jimmy Jansson.

Augenfällig sind vor allem die vielen Autos in der Stadt – unterwegs auf den Straßen, abgestellt entlang der Bürgersteige. Und auch der Parkplatz vor dem umweltfreundlichen Einkaufszentrum steht voller Autos. (afp/ks)



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