Kirchenschändungen in Frankreich: „Angreifer wollen ‚Herz des katholischen Glaubens‘ attackieren“

"Es ist die Absicht die dahintersteckt, die sehr schockierend ist. Das ist es, was die Schändung ausmacht", sagte Pfarrer Pic von der Pfarrei Notre-Dame. Seid Anfang des Jahres häufen sich die Fälle von Vandalismus in Frankreichs katholischen Kirchen. Doch gesprochen wird darüber wenig.
Titelbild
Die Statue an der Kathedrale St. Denis in Paris zeigt den auf Anordnung des römischen Statthalters enthaupteten Heiligen Dionysius.Foto: iStock
Epoch Times28. März 2019

Nach Welt am Sonntag werden in Frankreich im Schnitt täglich zwei Kirchen geschändet. Doch wird die wachsende Zahl an Vandalismusfällen in christlichen Gotteshäusern in unserem Nachbarland kaum publik gemacht. Besonders auffällig ist eine Serie von Vandalismusfällen, die Anfang diesen Jahres begann.

So wurde laut „La Croix International“ am 4. Februar in der St. Nikolauskirche in Houilles, Yvelines eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria zerschmettert auf dem Boden gefunden. Erst wenige Wochen zuvor wurde dort das Altarkreuz zu Boden geworfen und der Stuhl des Zelebranten beschädigt.

Am 5. Februar wurde in der Kathedrale Saint-Alain in Lavaur in Südfrankreich ein verbranntes Altartuch gefunden sowie geschändete Kreuze und Statuen, die abgerissen oder entstellt wurden.

Das Feuer, das durch den Anschlag entstand, wurde in den frühen Morgenstunden von einer Pfarrsekretärin entdeckt und breitete sich glücklicherweise nicht aus.

Am 6. Februar, nur einen Tag nach dem Vorfall im Dom von Saint-Alain, brachen Menschen in Nimes in der dortigen katholischen Kirche den Tabernakel auf und zerstreuten die Hostien auf dem Boden. Der Tabernakel, oftmals kunstvoll gestaltet, ist ein Schrein in römisch-katholischen und alt-katholischen Kirchen, worin die geweihten Hostien aufbewahrt werden. Die Hostien sind runde, dünne Oblate, die bei Abendmahl oder Kommunion den Leib Christi darstellen. Zudem zeichneten die Vandalen mit Exkrementen ein Kreuz an die Wand und beschädigten religiöse Gegenstände in der Kirche.

Die Wiener Organisation „Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians“ (OIDAC) dokumentierte einen weiteren Vorfall am 9. Februar in der Kirche Notre-Dame de Dijon in Côte-d’Or, etwa 175 Meilen süd-östlich von Paris. Auch bei diesem Fall von Vandalismus wurde der allerheiligste Ort für die Katholiken – der Tabernakel – geschändet. Ein Altartuch wurde mit Farbe beschmiert und ein Messbuch zerrissen.

Pater Emmanuel Pic von der Pfarrei Notre-Dame sagte gegenüber „La Bien Public „, dass nichts von großem finanziellen Wert beschädigt wurde. Für ihn scheint es daher so, als wollten die Angreifer das „Herz des katholischen Glaubens“ attackieren.

Es ist die Absicht die dahintersteckt, die sehr schockierend ist. Das ist es, was die Schändung ausmacht“, sagte Pfarrer Pic.

Für ihn schienen die Vandalen gewusst zu haben, dass der Angriff auf den Altar und die Hostien, die Teil des Abendmahls sind „ein sehr starkes Symbol für [die Gemeindemitglieder] ist, da die in der vorangegangenen Messe geweihten Hostien in den Augen der Gemeindemitglieder nicht mehr nur ein Stück Brot sind“, fügte er hinzu.

Satanssymbole an der Außenwand, Kirchenfenster eingeschlagen, Statuen von Heiligen zerschmettert

Die Organisation OIDAC dokumentierte auch einen Angriff am 10. Februar auf die St. Nikolauskirche. Hier wurde der Tabernakel zu Boden geworfen vorgefunden. Ein 35-jähriger Mann gestand später diese Tat der Polizei.

Am 5. März war es dann die katholische Kirche in Reichstett, die es traf. Am 7. März wurde die Orgel von Saint-Denis bei Paris beschädigt. Das ist die Kathedrale, in der Frankreichs Könige beerdigt sind.

Am 11. März kam es zu Vandalismus in der Kirche Saint-Louis, in Straßburg. Und am 17. März kam es zum Ausbruch eines Feuers in Saint-Sulpice in Paris. In anderen Kirchen wurden Satanssymbole an der Außenwand geschmiert, Kirchenfenster eingeschlagen, Statuen von Heiligen zerschmettert.

Es ist unsere aufrichtige Hoffnung, dass die Täter vor Gericht gestellt werden und dass das Bewusstsein für die zunehmende antichristliche Feindseligkeit in Frankreich den öffentlichen Raum erreicht“, erklärte Ellen Fantini, Exekutivdirektorin von OIDAC in einer Stellungnahme zu den Vorfällen in Frankreich.

Katholische Kirchen in Frankreich wurden 2016 Ziel von Anschlägen

Es ist noch unklar, ob die Vorfälle überhaupt miteinander zusammenhängen. Doch rufen sie Erinnerungen in Frankreich wach. Sie erinnern an die Serie von Übergriffen und Akte des Vandalismus, welche 2016 der katholischen Kirche in Frankreich und Belgien durch Anhänger des Islamischen Staats widerfuhren.

Damals wurde Pater Jacques Hamel, von radikalen Muslimen bei der Feier der Messe in einer Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray in der Normandie getötet.

Die zwei 19-jährigen Islamisten betraten damals die Kirche und nahmen den Priester und vier weitere Personen als Geiseln. Wie die örtliche Polizei berichtete, wurde dem Priester von den Angreifern die Kehle aufgeschlitzt. Beide Geiselnehmer wurden von der Polizei erschossen.

Bischofskonferenz will sich nicht offiziell zu den Vorfällen äußern

Bislang wollte die Französische Bischofskonferenz sich nicht offiziell zu den Vorfällen äußern. Es heißt, um weitere Schändungen zu vermeiden.

In einer Twitter-Nachricht vom Sprecher der Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, heißt es allerdings:

„Kirchen brannten, wurden geplündert und entweiht. Wir können uns nie daran gewöhnen, dass Orte des Friedens Opfer von Gewalt werden, dass der Leib Christi, das schönste und wertvollste für uns, mit Füßen getreten wird“. (er)



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