Korruptionsaffäre um Juan Carlos spitzt sich zu

Nach seiner Abdankung im Jahr 2014 war der spanische Altkönig Juan Carlos weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Nun wird der 80-Jährige von seiner Vergangenheit eingeholt.
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Der 80-Jährige hat zu den Vorwürfen bisher keine Stellungnahme abgegeben.Foto: Francisco Flores Seguel, Agenciau/Agencia Uno/dpa
Epoch Times21. Juli 2018

Die spanische Justiz hat in einer Korruptionsaffäre um Altkönig Juan Carlos Medienberichten zufolge Ermittlungen eingeleitet.

Ein Richter am Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid habe den früheren Polizeioffizier José Manuel Villarejo in diesem Zusammenhang für nächsten Donnerstag zu einer Anhörung vorgeladen, berichteten verschiedene Medien, darunter die Tageszeitung „El País“, am Freitag unter Berufung auf Justizsprecher.

Bei der vorige Woche bekanntgewordenen Affäre geht es um Tonaufnahmen eines mutmaßlichen Gesprächs zwischen Villarejo, einem zweiten Mann und einer engen Bekannten von Juan Carlos, bei dem die Frau den 2014 zugunsten seines Sohnes Felipe abgedankten Monarchen unter anderem der Korruption und der Geldwäsche beschuldigt.

Der 80 Jahre alte Vater von König Felipe VI. und das Königshaus gaben keine Stellungnahme ab. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez teilte in einer ersten Reaktion mit, sie respektiere die Entscheidung des Gerichts. Eine Einschätzung wolle man aber noch nicht abgeben, „wir wollen Schritt für Schritt gehen“, sagte Sprecherin Isabel Celaá.

Die Tonaufzeichnungen sollen aus dem Jahr 2015 stammen, wurden aber erst vor einigen Tagen von zwei spanischen Digitalzeitungen veröffentlicht. Darin ist eine Frauenstimme zu hören, die Juan Carlos unter anderem vorwirft, illegale Provisionen in zweistelliger Millionenhöhe kassiert zu haben. Der Royal habe sie zudem als Strohfrau benutzt, um Geld und Vermögen am spanischen Fiskus vorbeizuschleusen, behauptet sie.

Da die Frau sich in den Aufnahmen bei Villarejo darüber beklagt, sie und ihre Kinder seien vom spanischen Geheimdienst (CNI) massiv bedroht worden, bat CNI-Chef Félix Sanz Roldán inzwischen das Parlament um die Möglichkeit einer Stellungnahme. Die entsprechende Anhörung soll ebenfalls am Donnerstag stattfinden.

Die Bekannte des Königs, die in Monaco lebende Corinna zu Sayn-Wittgenstein, zog vergangene Woche in einer Stellungnahme die Echtheit der Mitschnitte nicht in Zweifel. Die vor 53 Jahren in Frankfurt geborene Tochter eines Dänen und einer Deutschen kommentierte den Inhalt des Gesprächs nicht. Sie beklagte aber, sie werde durch die Enthüllungen in einen Konflikt hineingezogen, mit dem sie nichts zu tun habe. „Ich habe immer korrekt gehandelt“, versicherte sie.

Villarejo sitzt seit November 2017 wegen eines anderen Korruptionsskandals in Untersuchungshaft. Er soll das Gespräch mit der engen Bekannten von Juan Carlos heimlich aufgenommen haben. Spekulationen spanischer Medien, der ehemalige Polizeioffizier habe diese Aufnahmen nun Medien gezielt zugespielt, um sich selbst zu helfen, wurden von den Anwälten Villarejos dementiert.

Vor dem Hintergrund einer Serie von Skandalen um das Königshaus – darunter eine Finanzaffäre um Tochter Cristina und deren inzwischen zu knapp sechs Jahren Haft verurteilten Ehemann Iñaki Urdangarin – hatte der gesundheitlich angeschlagene Juan Carlos im Juni 2014 zugunsten seines Sohnes Felipe, heute König Felipe VI. (50) abgedankt. Zur Diskussion, ob Juan Carlos nach seiner Abdankung noch Immunität genieße, sagte Justizministerin Dolores Delgado vorige Woche im Parlament, der Ex-Monarch genieße zwar noch Sonderrechte, aber „keine Immunität mehr“. (dpa)



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