Herausforderungen beim Wiederaufbau von Notre Dame: Kosten, Zeitraum, Bauart

Titelbild
Kathedrale Notre-Dame in Paris.Foto: Dan Kitwood/Getty Images
Epoch Times17. April 2019

Nach der Brandkatastrophe von Notre-Dame rückt die Frage nach dem Wiederaufbau in den Vordergrund. Wie lange dauert die Restaurierung, ist eine originalgetreue Wiederherstellung möglich, und mit welchen Kosten ist zu rechnen? Das sind die Herausforderungen für die nächsten Jahre:

KOSTEN:

Die Zahlen variieren je nachdem, ob traditionelle oder moderne Techniken zur Anwendung kommen. In jedem Fall werden die Sanierungsarbeiten nach Einschätzung von Experten mehrere hundert Millionen Euro kosten. Die Solidarität und Spendenbereitschaft der Menschen dürfte es aber erlauben, dass diese Kosten gedeckt werden. „Dieses Mal ist es nicht das Geld, das fehlen wird“, sagt der Berater der französischen Regierung für Kulturgüter, Stéphane Bern.

ZEITRAUM:

Auch die Prognosen über die benötigte Zeit für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale variieren stark. Präsident Emmanuel Macron sagte nach der Katastrophe einen Wiederaufbau innerhalb von fünf Jahren zu. Bern dagegen geht von „mindestens zehn bis 20 Jahren“ aus.

Zunächst müssen die Schäden bewertet werden, danach muss entschieden werden, wie sie behoben werden sollen. Erst dann können die Ausschreibungen folgen. Zeit in Anspruch nehmen werden auch die Vorbereitungsarbeiten, etwa die Beseitigung der Wasserschäden durch die Löscharbeiten. Die Restaurierungsarbeiten selbst lassen sich nach Experteneinschätzung relativ schnell erledigen.

AUSSCHREIBUNGEN:

Im Gegensatz zu Kathedralen in anderen Ländern, die nicht dem Staat gehören, unterliegen die Ausschreibungen für den Wiederaufbau von Notre-Dame komplexen Regeln. Die bei den Ausschreibungen berücksichtigten Unternehmen können auf Subunternehmer zurückgreifen, die wiederum selbst auf Subunternehmer zurückgreifen können.

VERSICHERUNG:

Es droht eine langwierige Diskussion über die Versicherungsfrage: Wer ist für was verantwortlich? Allein herauszufinden, was genau die Brandursache war, dürfte schwierig werden.

WIEDERERÖFFNUNG FÜR BESUCHER:

Das Innere der Kathedrale soll wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, und das so schnell wie möglich. Zunächst muss aber die Stabilität der Gewölbe gesichert sein. Die Behörden und das Bistum wollen eine Wiedereröffnung für Gläubige und Touristen innerhalb eines vernünftigen Zeitraums.

GEWÖLBE UND DACHSTUHL:

Die Gewölbe könnten durch zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Temperaturschocks – durch das Feuer und anschließend das Löschwasser – in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Eine Einsturzgefahr besteht Experten zufolge nicht, weil der Dachstuhl bei dem Bau keine stabilisierende Rolle gespielt habe. Es ist nicht das erste Mal, das eine Kathedrale über kein Dach mehr verfügt.

Der historische Holz-Dachstuhl, dessen Ausarbeitung bis ins 12. Jahrhundert oder noch weiter zurückreicht, ist für immer verloren. Die Konstruktion war eine der schönsten Frankreichs, für Architekturhistoriker handelt es sich um einen enormen Verlust. Viele Architekten fordern einen originalgetreuen Wiederaufbau, andere dagegen plädieren für eine schnellere Neukonstruktion aus Stahl oder Beton.

Der Dachstuhl war aus Eichenholz gefertigt, das zum Bauzeitpunkt bereits zwischen 100 und 150 Jahre alt war. Für eine Nutzung beim Wiederaufbau hätten solche Eichen bereits spätestens im 19. Jahrhundert angepflanzt werden müssen.

SPITZTURM:

Die Rekonstruktion des 93 Meter hohen und bei dem Feuer eingestürzten Spitzturms dürfte problemloser sein. Der Turm war bereits im 19. Jahrhundert rekonstruiert worden.

BAUGERÜSTE:

Nötig werden riesige und komplexe Baugerüste sein. Allein die Gewölbe sind 33 Meter hoch, zur Stützung könnten komplexe Gerüste notwendig sein. Auch eine gigantische Plane über der Kathedrale während der Trocknungsphase wahrscheinlich.  (afp)



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