Lage in Barcelona nach Gewalteskalation wieder leicht beruhigt

Die Lage in Barcelona hat sich nach den gewaltsamen Protesten wieder leicht entspannt. Die Regionalregierung Kataloniens rief Madrid zu "Verhandlungen ohne Vorbedingungen" auf.
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Demonstranten schwenken katalanische Flaggen für die Unabhängigkeit "Estelada" während eines Protestes anlässlich des 2. Jahrestages des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums in Barcelona am 1. Oktober 2019.Foto: PAU BARRENA/AFP/Getty Images
Epoch Times20. Oktober 2019

Nach den heftigen Unruhen in Barcelona hat sich die Lage in der katalanischen Metropole in der Nacht zum Sonntag leicht entspannt.

Am Samstag, dem sechsten Protesttag in Folge, versammelten sich noch einmal 6.000 Unabhängigkeitsbefürworter im Stadtzentrum. Im Vergleich zum Vortag blieb es aber vergleichsweise ruhig. Die Regionalregierung Kataloniens rief Madrid zu „Verhandlungen ohne Vorbedingungen“ auf.

Die Demonstranten in Barcelona folgten am Samstagabend einem Aufruf linker Befürworter eines von Spanien unabhängigen Kataloniens. Sie protestierten auf dem zentralen Platz Urquinaona gegen „polizeiliche Repression“ und skandierten: „Besatzungseinheiten raus!“

Um erneute Gewalt zu verhindern, formten dutzende Unabhängigkeitsbefürworter eine Menschenkette zwischen den Demonstranten und der Polizei.

Dennoch gelang es gewaltbereiten Demonstranten, Barrikaden zu errichten und diese in Brand zu setzen, insbesondere auf der berühmten Touristenmeile Las Ramblas. Anschließend wurden sie von Polizisten vertrieben.

Auch Proteste in Madrid und San Sebastián

Proteste gab es auch in San Sebastián sowie in Madrid. In der spanischen Hauptstadt gab es Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden 26 Menschen verletzt.

Auslöser der Proteste war die Verurteilung von neun Anführern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. Spaniens Oberster Gerichtshof hatte am Montag Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente Politiker der Bewegung verhängt. Dabei ging es um ihre Rolle bei dem umstrittenen Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens im Jahr 2017.

Mindestens 182 Menschen am Samstag bei Ausschreitungen verletzt

Nachdem am Freitag eine halbe Million Menschen friedlich protestiert hatten, war die Gewalt in Katalonien in der Nacht zum Samstag eskaliert. Bei den Ausschreitungen wurden mindestens 182 Menschen verletzt. Spanische Behörden bezifferten die Zahl der Verletzten seit Beginn der Proteste am Montag auf 500 in der gesamten Region.

Das spanische Innenministerium meldete 83 vorläufige Festnahmen in der Nacht auf Samstag. In den Vortagen waren bereits 128 Demonstranten festgenommen worden.

Steine und Metallgegenstände gegen Polizisten – Tränengas und Gummigeschossen gegen Demonstranten

AFP-Reportern zufolge ähnelte Barcelona in der Nacht zum Samstag einem Schlachtfeld. Radikale Demonstranten, die Barrikaden errichtet hatten, warfen Steine und Metallgegenstände auf Polizisten. Dutzende Pflastersteine wurden aus den Gehwegen gerissen. Die Beamten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein.

Flüge wurden gestrichen, Läden und Touristenattraktionen wie die weltberühmte Gaudí-Kathedrale Sagrada Família blieben geschlossen. Die Demonstranten blockierten zudem mehrere Hauptverkehrsrouten in der Hauptstadt Kataloniens. Die Polizei forderte in einer auf Englisch verfassten Mitteilung im Onlinedienst Twitter, die Innenstadt zu meiden.

Bürgermeisterin von Barcelona: „Das kann nicht so weitergehen“

„Das kann nicht so weitergehen, das hat Barcelona nicht verdient“, sagte die linke Bürgermeisterin Ada Colau am Samstag mit Blick auf die Ausschreitungen und verurteilte „jegliche Arten von Gewalt“.

Die katalanische Regionalregierung rief Madrid nach den tagelangen Massenprotesten zu Verhandlungen auf. Ministerpräsident Pedro Sánchez müsse umgehend einen Termin für Gespräche „ohne Vorbedingungen“ nennen, sagte der katalanische Regionalpräsident Quim Torra am Samstag.

Mit seiner Forderung zielt Torra auch auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum ab, das die spanische Zentralregierung allerdings kategorisch ablehnt.

Madrid will einen „Dialog im Rahmen der Gesetze“

Die Regierung in Madrid erklärte, sie sei stets bereit „für einen Dialog im Rahmen der Gesetze“. Sie forderte den Regionalpräsidenten auf, die Gewalt in der Region „aufs Schärfste zu verurteilen“. Dies habe Torra bislang nicht getan.

„Gewalt haben wir uns nie auf die Fahnen geschrieben und werden es auch nicht tun“, sagte Torra, ohne die Gewalt ausdrücklich zu verurteilen.

Er forderte die Demonstranten zur Zurückhaltung auf: „Die Verteidigung von Rechten und Freiheiten muss immer friedlich zum Ausdruck gebracht werden.“ Sein Stellvertreter Pere Aragones kritisierte den Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen durch die Polizei. (afp)



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