Libyen: Vormarsch von Haftar-Truppen schürt Sorgen vor Gewalteskalation

Ein Vormarsch von Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Haftar auf die Hauptstadt Tripolis hat Sorgen vor einer Gewalteskalation geschürt. Der UN-Sicherheitsrat wird sich heute mit der Lage in dem nordafrikanischen Krisenstaat befassen.
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Ein Anschlag in Tripolis, Libyen. 25. Dezember 2018.Foto: MAHMUD TURKIA/AFP/Getty Images
Epoch Times5. April 2019

Ein Vormarsch von Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis hat Sorgen vor einer Gewalteskalation geschürt. Der UN-Sicherheitsrat in New York wird sich am Freitag auf Antrag Großbritanniens mit der Lage in dem nordafrikanischen Krisenstaat befassen, wie Diplomaten sagten. Einheiten Haftars standen am Donnerstagabend weniger als 30 Kilometer vor Tripolis, wo die international anerkannte Einheitsregierung ihren Sitz hat.

Die Einheiten von Haftars sogenannter Libyschen Nationalen Armee (LNA) bezogen an einer Straßensperre 27 Kilometer von Tripolis entfernt Stellung, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete. Dort befanden sich mindestens 15 Pickups mit Luftabwehrgeschützen und dutzende Männer in Militäruniformen. LNA-General Abdessalem al-Hassi sagte, der Kontrollposten sei ohne Gefechte eingenommen worden.

Region von „Terroristen und Söldnern“ säubern

Haftar ist der starke Mann im Osten Libyens und unterstützt mit seinen Truppen eine dort angesiedelte Gegenregierung zu der von Fajes al-Sarradsch geführten Einheitsregierung. Am Donnerstag befahl der General seinen Truppen, in Richtung der im Westen des Landes gelegenen Hauptstadt Tripolis vorzurücken.

Er versprach, Zivilisten, die „Institutionen des Staates“ und Ausländer würden verschont. Bereits am Mittwochabend hatte die LNA angekündigt, sich auf eine Offensive im Westen des Landes vorzubereiten, um die Region von „Terroristen und Söldnern“ zu säubern.

Die Ankündigung löste international Besorgnis aus. Die USA, Frankreich, Italien, Großbritannien und die Vereinigten Arabischen Emirate warnten vor einer militärischen Eskalation und drohten mit Konsequenzen. „Unsere Regierungen sind gegen jede militärische Aktion in Libyen und werden jedwede libysche Fraktion zur Rechenschaft ziehen, die weiteren Konflikt hervorruft“, hieß es in einer Erklärung.

„Es gibt in Libyen keine militärische Lösung. Die Lösung muss politisch sein“

Der UN-Sicherheitsrat in New York wird am Freitag (21.00 Uhr deutscher Zeit) hinter verschlossenen Türen zusammenkommen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der sich derzeit in Libyen aufhält, rief bei einer Pressekonferenz in Tripolis zu einem Ende aller Truppenbewegungen und zur Deeskalation auf. „Es gibt in Libyen keine militärische Lösung. Die Lösung muss politisch sein.“

Derweil kündigte die Tripolis Protection Force, ein Bündnis von Milizen der Hauptstadt, auf Facebook einen Einsatz an, um das Vorrücken der Libyschen Nationalen Armee zu stoppen. Auch Milizen aus der Hafenstadt Misrata wollen sich den Haftar-Einheiten entgegenstellen.

Land nicht unter Kontrolle

Eigentlich ist für Mitte April in der libyschen Oasenstadt Gadames eine Konferenz unter Vermittlung der UNO geplant, bei der nach einer politischen Lösung für das Krisenland gesucht werden soll. Der libysche Analyst Emad Badi sagte, mit dem Vormarsch seiner Truppen wolle Haftar womöglich seine Verhandlungsposition stärken.

Seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. (afp)



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