Messer-Attentat in Reading: Libyer war polizeibekannt – Stadt trauert um beliebten Lehrer

Der 25-jährige Libyer, der im Verdacht steht, am Samstag aus terroristischen Motiven in Reading auf mehrere Menschen eingestochen zu haben, verbrachte mehrere Monate im Gefängnis und galt als psychisch krank. Ein angeblicher Bruder provoziert unterdessen auf Facebook.
Von 22. Juni 2020

Nach dem Messerattentat vom Samstag (20.6.) im britischen Reading steht die Gemeinde nach wie vor unter Schock.

Drei Menschen starben und drei weitere wurden verletzt, als der 25-jährige anerkannte Asylbewerber aus Libyen, Khairi Saadallah, in den Forbury Gardens der Stadt ohne Vorwarnung auf eine Gruppe von Menschen einstach. Anschließend konnte der Libyer von einem Polizeibeamten, der an den Tatort gerufen wurde, überwältigt werden.

Reading trauert um beliebten Lehrer

Bis dato sind, wie BBC berichtet, nur bezüglich eines der Todesopfer Angaben zur Person veröffentlicht worden. Es handelt sich um den 36-jährigen Lehrer James Furlong, der im Leitungsteam der Holt School von Wokingham tätig war und dort für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung verantwortlich war.

Einem Augenzeugen zufolge soll der öffentliche Park zum Zeitpunkt der Tat gut besucht gewesen sein, einige Gruppen hätten sich auch verabredet, um zusammen zu trinken. Eine Person sei durch den Park gelaufen, habe plötzlich begonnen, „einige nicht entzifferbare Worte“ zu rufen und auf Mitglieder einer größeren Gruppe, die sich in der Anlage befand, einzustechen.

Saadallah wurde am Samstag unter Mordverdacht verhaftet, mittlerweile ist der Haftgrund auf Terrorverdacht modifiziert worden.

Der mutmaßliche Attentäter war polizeibekannt und auch beim MI6 lag ein Aktenvorgang vor, der seine Person betraf. Allerdings erwies sich die Information, die diesen auslöste, nicht als belastbar. Es ging um die Behauptung, Saadallah hätte Ambitionen, zum Zweck des bewaffneten Kampfes nach Libyen zu reisen.

Libyer soll zwei Gesichter gehabt haben

Von dort war Saadallah, so schreibt die „Daily Mail“, im Jahr 2012 als Tourist eingereist. Anschließend beantragte er Asyl mit der Begründung, Islamisten würden ihm in seiner Heimat nach dem Leben trachten.

Bekannte schildern Saadallah britischen Medien gegenüber als unauffällig und als einen „normalen, ehrlichen Kerl“, mit dem man auch schon einmal trinken oder Cannabis rauchen konnte. Andererseits ließ der nunmehr Terrorverdächtige zunehmend auch ein anderweitiges Potenzial erahnen.

Er hat, so berichtet „Sky News“, mindestens eine Vorstrafe wegen eines – wenn auch nicht gravierenden – Gewaltdelikts und insgesamt bislang 12 Monate seiner Zeit in Großbritannien im Gefängnis verbracht. Im Rahmen seiner letzten verbüßten Haftstrafe ist er jedoch nach Verbüßung der Hälfte freigekommen.

Zuletzt sei Saadallah dem „Guardian“ zufolge vom Nationalen Bewährungsservice betreut worden. Keine der bisherigen Vorstrafen sei jedoch einschlägig gewesen. Es ging eher um Beleidigungen, einfache Körperverletzungen, allerdings soll er auch einmal einen Ladendetektiv, der ihn des Diebstahls beschuldigt hatte, mit einer Angriffswaffe bedroht haben.

Saadallah soll an PTSD und einer Persönlichkeitsstörung gelitten haben

Von zahlreichen späteren islamistischen Terroristen, insbesondere solchen, die in den Reihen des „Islamischen Staates“ (IS) in Syrien und im Irak gekämpft hatten, ist bekannt, dass sie zuvor mehrfach durch Taten mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, die keinerlei politischen Bezug hatten. Saadallah wies allerdings keinen Bezug zu einer Ideologie dieser Art auf.

Allerdings zeigen die Gerichtsakten bisheriger Anklagen gegen Saadallah auch auf, dass dieser enorme Probleme im Bereich der mentalen Gesundheit aufwies.

Neben einer erheblichen Schuldenbilanz und einer längeren Zeit der Obdachlosigkeit stand Saadallah auch in medizinischer Behandlung wegen PTSD (Posttraumatisches Stresssyndrom), Depressionen und einer Persönlichkeitsstörung. Zuletzt hatten auch mehrere Behörden versucht, dem Libyer eine Eingliederungsperspektive zu vermitteln.

England als „Königreich des Rassismus“

Ob die nunmehrige Tat einen politischen Bezug hat, untersuchen derzeit Experten. Analysten versuchen derzeit, elektronische Spuren des mutmaßlichen Täters nachzuverfolgen, von Smartphone- bis hin zu Social-Media-Kontakten aus den vergangenen Jahren.

Für Befremden sorgten unterdessen Facebook-Einträge eines Nutzers namens Mo Saadallah, der sich als Bruder des Tatverdächtigen ausgibt. Dort kommentiert er den Bericht eines Nachrichtensenders über die Tat von Reading mit den Worten:

Das ist nicht wahr. Khairi hat sich verteidigt… rassistische Länder. Zuerst die Freiheit für meinen Bruder.“

In einem späteren Post schrieb er: „Wir sind keine Terroristen und f*** England! #The_kingdom_of_racism“

Es gibt bis dato noch keine Bestätigung dafür, dass Mo Saadallah tatsächlich der Bruder des Tatverdächtigen von Reading ist.

Kein Bezug zu „Black Lives Matter“-Kundgebung

Der Vorfall in der 220.000-Einwohner-Stadt westlich von London ereignete sich kurz nach einer Kundgebung der Black-Lives-Matter-Bewegung in dem Park.

Die Polizei gab jedoch an, sie sehe keinen Zusammenhang zwischen der Anti-Rassismus-Demonstration und dem Angriff. Die Organisatorin des Protests, Nieema Hassan, schrieb bei Facebook, niemand von den Demonstranten sei getroffen worden. „Wir waren alle schon weg, als das passierte.“

In Großbritannien hatte das Innenministerium im Dezember des Vorjahres die Terror-Warnstufe von „schwerwiegend“ auf „substanziell“ erhöht. Seit dieser Zeit gab es bereits drei größere Vorfälle, bei denen zwei Menschen ums Leben gekommen waren. In zwei der drei Fälle waren „Einsame Wölfe“ als Täter losgezogen.

(Mit Material von afp)

3272423,3272180,3030377



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion