Millionen Afghanen unterwegs: Deutschland fürchtet die neue Flüchtlingswelle

Knapp vier Millionen Afghanen leben als Flüchtlinge im Nachbarstaat Iran, viele davon bereits in der 3. Generation. Dort leben sie aber als Bürger 2. Klasse. Nun schöpfen sie neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Europa. Nun plant Deutschland eine Kampagne in Kabul, mit der es die Afghanen von der Flucht nach Europa abhalten will. Wie aber wird die Wirkung sein?
Titelbild
Migranten versuchen einen Bus zu besteigen. Sie kamen aus der Türkei, meist per Boot, und sind nun in Griechenland gelandet.Foto: Spencer Platt / Getty Images
Epoch Times2. Dezember 2015

´Aus Afghanistan kommen monatlich 100.000 neue Flüchtlinge über die iranische Grenze, die sich von dort aus direkt nach Europa aufmachen. Diese Information kommt sowohl aus deutschen Sicherheitskreisen, als auch von offizieller iranischer Seite, berichtet der "Bayerischer Rundfunk" (BR).

Dieser neue große Schwung an Flüchtlingen hat vor 5 Monaten begonnen, sagt Mohammad Ajami, Leiter der Ausländer Behörde, Khorasan Razavi, in einem Interview mit dem "BR". "Einige hatten vor im Iran zu bleiben, aber die meisten wollten über die Türkei nach Europa."

Auch die vier Millionen afghanischen Flüchtlinge würden ihre Flucht nach Europa planen, da sie im Iran unerwünscht seien, so Ajami.

Für die Kinder der Flüchtlinge aus Afghanistan gäbe es im Iran keine Perspektive, sie kämen als Flüchtlinge auf die Welt. Sie wachsen in Camps auf, ausgegrenzt von der Gesellschaft. 

Erfolgsgeschichten von EU-Flüchtlingen kursieren

Doch kursieren hier neue Erfolgsgeschichten von Freunden und Familien, die in den letzten Wochen in Europa angekommen seien, berichtet der Student Mohammad Khavari dem "BR". Es gab Hoffnung auf die neue Regierung und eine Verbesserung der Zustände, aber leider sei es schlimmer geworden. Für junge Afghanen gäbe es keine Motivation mehr hier zu bleiben.

"Meine Freunde – die in Europa angekommen sind – erzählen, dass man sie dort freundlich aufnimmt und sich um sie kümmert, besonders in Deutschland. Dort gibt es bessere Arbeitsbedingungen. Die meisten die gegangen sind, waren junge Männer. Wenn die ihr Gehalt zu ihren Familien hier im Iran schicken, dann ist es natürlich sehr viel mehr, als sie hier je verdienen könnten", sagt Soghrah. Sie möchte nicht gezeigt werden, denn sie hat vor zu fliehen, dorthin, wo es paradiesisch sein soll.

Soghrah lebt nicht in einem Camp, sondern bewegt sich illegal im Iran und schlägt sich als Tagelöhnerin durch. Diese Gruppe wird auf zwischen 1,5 Millionen bis 3 Millionen geschätzt. Ohne Rechte und Sicherheit sehen sie fast nur in Europa für sich Hoffnung.

BRD-Kampagne warnt vor Flucht

"Wir haben davon im Fernsehen gehört, ich habe es gehört, man sagt uns, flieht nicht. Aber wer akzeptiert das?", so ein befragte Tagelöhner: "Jene die fliehen wollen haben alles verkauft, und dann sagt man ihnen, sie sollen nicht gehen."

In Kabul seien seit ein paar Tagen riesige Plakate zu sehen, auf denen steht: "Afghanistan verlassen? Sind Sie sich sicher?" Oder: "Afghanistan verlassen? Gründlich darüber nachgedacht?" Dahinter steckt die BRD, berichtet der "BR" weiter.

Der "BR" berichtet von 2.500 Pässen die in Kabul pro Tag beantragt werden. Dies konnte der Sender bei heimlichen Aufnahmen in der Passbehörde Kabul aufzeichnen. Eine Befragung von Beamten ergab, dass diese dem Andrang nicht mehr gerecht werden können.

Auch im Iran will die UN-Flüchtlingsorganisation mit Aufklärung die Afghanen im Land vor einer Flucht nach Europa warnen.

Keine Perspektiven im Iran

Als Bürgerin zweiter Klasse – wie sich Sograh selbst nennt – würde sie nichts abhalten von ihrem Ziel, etwas aus ihrem Leben zu machen: "Ja, sie warnen uns über die Medien, dass wir eventuell aus Deutschland deportiert werden, wenn wir dort ankommen. Aber noch kein einziger der angekommen ist, hat uns das bestätigen können. Das Risiko ist es wert."

Ein Drittel von den 1.300 afghanischen Flüchtlingen, die bei einer iranischen Hilfsorganisation registrierten waren, seien nach der Ansprache von Angela Merkel im Sommer, noch in der selben Nacht nach Deutschland aufgebrochen.

250.000 Afghanen hat der Iran im vergangenen Jahr an der Ausreise Richtung Europa gehindert und in ihr Heimatland Afghanistan abgeschoben. Doch wie lange wird der Iran die vielen afghanischen Flüchtlinge noch zurückhalten?

Die vielen Krisen in Afghanistan haben auch Millionen von Flüchtlingen hervorgebracht. Hunderttausende wollen nach Europa, sobald das Wetter besser wird. 

Die UN-Flüchtlingsorganisation in Teheran mahnt, der Sommer 2015 war nur ein Warnsignal. (dk)



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