Mindestens zwölf Tote bei Angriffen auf Schiiten im Norden Nigerias

Im August bestätigte die örtliche Regierung von Kaduna Berichte von Amnesty International, wonach im vergangenen Dezember in Kaduna fast 350 Schiiten von der Armee ermordet und in einem Massengrab verscharrt worden seien. Bisher wurde aber niemand in der Armee für dieses Massaker zur Rechenschaft gezogen.
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Nigerianische ArmeeFoto: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images
Epoch Times13. Oktober 2016

Bei Attacken gegen Schiiten in mehreren Städten im Norden Nigerias sind nach Angaben einer radikalen schiitischen Islamistengruppe mindestens zwölf Menschen getötet worden. Polizei und Armee hätten im Bundesstaat Katsina am Mittwoch das Feuer auf eine Prozession zum schiitischen Aschura-Fest eröffnet und zehn Teilnehmer erschossen, sagte ein Sprecher der Islamischen Bewegung Nigerias (IMN) der Nachrichtenagentur AFP. Mehr als 50 Menschen seien verletzt worden.

Auch in anderen Städten gab es gewaltsame Zusammenstöße, nachdem die Bundesstaaten Katsina, Kebbi und Kano den Schiiten die traditionellen Prozessionen zum Aschura-Fest verboten hatten. Die IMN strebt die Errichtung eines islamischen Staats nach dem Vorbild des Irans an und erkennt die Autorität der Zentralregierung in Abuja nicht an. Besonders im Bundesstaat Kaduna gibt es seit Jahren starke Spannungen mit der IMN.

Im August bestätigte die örtliche Regierung von Kaduna Berichte von Amnesty International, wonach im vergangenen Dezember in Kaduna fast 350 Schiiten von der Armee ermordet und in einem Massengrab verscharrt worden seien. Bisher wurde aber niemand in der Armee für dieses Massaker zur Rechenschaft gezogen. Seit Dezember wird der IMN-Führer Ibrahim Zakzaky ohne Anklage an einem unbekannten Ort festgehalten.

In Kaduna, wo die IMN seit vergangener Woche komplett verboten ist, berichteten IMN-Vertreter am Mittwoch von zwei Toten. Laut Augenzeugen plünderte eine Menschenmenge das Haus des örtlichen IMN-Chefs Mukhtar Sahabi und setzte es in Brand. Einwohner sagten, salafistische Imame in der Stadt hetzten offen gegen die schiitische Minderheit. Auch in der Millionenstadt Kano gab es dutzende Verletzte, als eine Menge eine schiitische Feier angriff.

Der Politologe Chris Ngwodo warf der Regionalregierung vor, durch ihr Vorgehen die Stimmung gegen Schiiten weiter anzuheizen. Dies könnte die Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten verschärfen und der anti-schiitischen Islamistengruppe Boko Haram erneut Auftrieb geben. Die Armee hatte 2009 einen Aufstand der Bewegung mit großer Härte niedergeschlagen, doch damit letztlich nur zu ihrer weiteren Radikalisierung beigetragen. (afp)



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