Moderne Sklaverei: Gericht in Brüssel verhängt Bewährungsstrafen für arabische Prinzessinnen

Während sieben arabische Prinzessinnen und ihre Mutter von einem belgischen Gericht zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt wurden, sitzen sie schön längst wieder im eigenen Land. Angeklagt wurden sie wegen Menschenhandel und erniedrigender Behandlung der Angestellten.
Titelbild
Eines der Opfer im Prozess gegen acht arabische Prinzessinnen kommt im Mai in Brüssel in den Gerichtssaal. Anwälte haben unmenschliche Arbeitsbedingungen für die Dienerschaft der Angeklagten geschildert.Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa
Von 27. Juni 2017

Auch wenn die Sklaverei in keinem Land auf der Welt mehr erlaubt ist, so ist sie doch noch weit verbreitet. Unter moderner Sklaverei werden heute auch Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, die Versklavung von Kindern und häusliche Knechtschaft verstanden.

Die Nichtregierungsorganisation „Walk Free Foundation“ definiert moderne Sklaverei als eine Situation, in der einer Person die Freiheit genommen wird, den eigenen Körper zu kontrollieren, oder die Freiheit, eine bestimmte Arbeit abzulehnen. Solche Personen können leicht ausgebeutet werden – vor allem durch Drohungen, Gewalt, Machtmissbrauch oder Täuschung.

Arabische Prinzessinnen ließen für sich schuften

Jetzt wurden in Brüssel eine Scheich-Witwe und deren sieben Töchter vor Gericht verurteilt, weil mehr als 20 Bedienstete unterschiedlicher Herkunft für die Prinzessinnen schuften mussten.

2007 und 2008 residierte die Familie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Luxushotel Entourage in Brüssel. Tag und Nacht und ohne Aussicht auf Erholung mussten ihre privaten Angestellten ständig einsatzbereit sein.

Wie „Focus“ berichtet, hatte die Familie die Frauen unter falschen Versprechungen für ihre Dienste angeworben, einigen wurden die Pässe abgenommen. Bekannt wurden die Zustände, weil Bedienstete flüchteten und die Behörden informierten.

Wegen Menschenhandel und erniedrigender Behandlung ihrer Angestellten wurden sie  zu jeweils 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem soll jede eine Geldstrafe in Höhe von 165.000 Euro zahlen. Davon ist laut Richterspruch jeweils nur die Hälfte sofort fällig.

Die Auszahlung des Restbetrags sei nur dann fällig, wenn sich die Prinzessinnen nach belgischem Recht etwas zu Schulden kommen ließen. Die Familie habe aber längst das Land verlassen. Vertreten werde sie vor Gericht, wie ihre Opfer auch, von Anwälten.

Mildernde Umstände

Da die Tat schon neun Jahre her ist, fiel das Urteil der Richter milder aus als von den Klägern gefordert. Diese plädierten für jeweils 18 Monate und insgesamt fast 1,9 Millionen Euro. Mildernd wirkte sich in dem Fall auch aus, dass nicht die Prinzessinnen sondern ein Privatunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Emiraten der Arbeitgeber der Angestellten war. Nicht ins Gewicht fiel dabei, dass der Scheich-Familie die Firma gehört.

Einige Opfer erhalten Geld für den erlittenen „moralischen Schaden“, nicht für den erlittenen materiellen Schaden, so Focus weiter. Die Beträge variieren, mal sind es 5000, mal 1800 Euro. Ein Anwalt hätte deutlich mehr gefordert. Berufung sei möglich.

Nebenklägervertreter Jean-Pierre Jacques habe nach dem Urteil kritisiert, dass die Prinzessinnen eindeutig die Arbeitgeber seiner Mandantinnen gewesen seien. Er und seine Kollegen seien allerdings zufrieden, dass das Gericht hier eindeutig eine moderne Form von Sklaverei erkannt habe.

Einen ähnlichen Fall wie den in Brüssel gab es 2011 in Berlin. Dabei soll ein saudi-arabischer Diplomat jahrelang seine indonesische Haushälterin wie eine Sklavin gehalten haben. 17 Stunden soll sie am Tag gearbeitet haben mit keinem freien Tag. Zu essen gab es nur was übrig blieb, physische und psychische Misshandlung gehörten dazu.

Fast 50 Millionen Sklaven weltweit

„Walk Free Foundation“ geht davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit 45,8 Millionen Menschen in 167 Ländern versklavt waren. 58 Prozent davon lebten in Ländern wie Indien, China, Pakistan, Bangladesch und Usbekistan. Proportional zur Bevölkerung sind allerdings die meisten Menschen in Nordkorea betroffen, nämlich 1,1 von 25,1 Millionen Einwohnern.

Auch in Deutschland sollen rund 14.500 Menschen ausgebeutet werden. Laut dem Bundeskriminalamt werden jährlich einige 10.000 Frauen nach Deutschland geschleust und hier zwangsprostituiert.

Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Frauen aus Rumänien, Bulgarien, Litauen und der Slowakei, aber auch um Frauen aus Ländern außerhalb Europas, wie Nigeria, China und Brasilien. Diesen Frauen würde man die Papiere abnehmen, sie vergewaltigen, sie gewaltsam in unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen halten und zur Prostitution zwingen, so lautet der Report der NGO. Auch Flüchtlinge können betroffen sein.

Leider zählen auch immer mehr Flüchtlingskinder zu den Opfern. Laut Europol werden rund 10.000 registrierte Flüchtlingskinder europaweit vermisst, darunter 5000 in Italien und 1000 in Schweden.  Sie werden zur sexuellen Ausbeutung, Sklaverei und  Zwangsarbeit auf Feldern und in Fabriken entführt.

 

 



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