Moskau bestellt nach deutscher Kritik an Urteil gegen Historiker Botschafter ein

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Auch der Mord an einem Georgier in Berlin hat zu diplomatischen Irritationen zwischen Deutschland und Russland geführt. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/dpa.Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times9. Oktober 2020

Nach Protesten Deutschlands und Frankreichs gegen die umstrittene Verurteilung des russischen Stalinismus-Forschers Juri Dmitrijew zu 13 Jahren Haft hat das russische Außenministerium die Botschafter beider Länder einbestellt. Moskau betrachte die deutsch-französische Kritik als einen „Akt der Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Russischen Föderation und als einen Versuch, die Entscheidung unabhängiger russischer Gerichte in Frage zu stellen“, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag.

Sacharowa bezog sich auf eine gemeinsame Erklärung der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Bärbel Kofler, und ihres französischen Kollegen François Croquette von Ende September, in der sie die Freilassung Dmitrijews forderten. Dessen Verurteilung bezeichneten Kofler und Croquette als „alles andere als fair“ und als Versuch, „diejenigen mundtot zu machen, die historische Verbrechen in Russland aufarbeiten und das Gedenken an den stalinistischen Terror aufrechterhalten möchten“.

Russische Regierungssprecherin: Deutsch-französische Erklärung ist „unangemessen“ und „unmoralisch“

Die deutsch-französische Erklärung sei „unangemessen“ und der Appell für eine Freilassung Dmitrijews „unmoralisch“, sagte Sacharowa. Der russische Historiker sei wegen „Pädophilie“ verurteilt worden, betonte sie.

Ein Gericht in der russischen Teilrepublik Karelien hatte Dmitrijew am Ende eines international kritisierten Prozesses im September wegen sexuellen Missbrauchs zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Menschenrechtsaktivisten kritisierten das Urteil gegen den renommierten Gulag-Forscher, der für die Nichtregierungsorganisation Memorial tätig war, als politisch motiviert.

Historiker erforschte die stalinistischen Verbrechen

Der 64-Jährige hat mit seiner Arbeit die Aufmerksamkeit auf eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des Landes gelenkt, indem er sich über Jahre der historischen Aufarbeitung der Repression in der Sowjetzeit widmete. Seine Untersuchungen führten auch zur Entdeckung eines Massengrabes mit den Überresten von etwa 9.000 Menschen, die zur Sowjetzeit erschossen worden waren. (afp)



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