Moskitonetze für Afrika

Kanadier bewegen etwas im Kampf gegen Malaria
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Ein an Malaria erkanktes Kind umsorgt von seiner Mutter. (Foto: Chris Bouroncle/AFP/Getty)

Im Sommer 2004 machte sich Debra Lefebvre – mit einem Stock bewaffnet, um sich giftige Schlangen vom Leib zu halten – auf den Weg in ein abgelegenes Ueinwohner-Dorf in Uganda. Aber statt einer befürchteten Schlange im hohen Gras erblickte sie den ohnmächtigen, von Krämpfen geschüttelten Körper eines Jungen im Endstadium der Malaria. Dieses Ereignis machte Lefebvre mit Malaria bekannt und veränderte ihr Leben völlig.

Heute setzt sich die ausgebildete Krankenschwester und Mutter für Millionen hilfloser afrikanischer Kinder ohne Stimme ein, die an der Krankheit sterben.

„Ich hatte keine Ahnung, dass sich Malaria so dramatisch zeigen kann… es ist eine unbestreitbare Tragödie, dass diese zu hundert Prozent heilbare Krankheit die Hauptursache für den Tod afrikanischer Kinder ist“, sagte sie.

Nach ihrer Rückkehr gründete Lefebvre 2004 in Kanada „Buy-a-Net“, eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation, die es sich zur Aufgabe macht, Malaria durch die Verteilung von mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen und Medikamenten zur Behandlung der Krankheit, diese in Afrika „Dorf für Dorf“ zu verhindern und zu therapieren. Bei einem „Parlia-Net“-Empfang im kanadischen Parlament im Oktober sagte Parlamentssprecher Peter Milliken, dass Buy-a-Net „die erste kanadische, von Bürgern gelenkte Initiative zur Verhinderung von Malaria“ sei.

Debra Lefebvre und ihre Organisation "Buy-a-Net" rücken der Krankheit mit Moskitonetzen zu Leibe. (Debra Lefebvre und ihre Organisation "Buy-a-Net" rücken der Krankheit mit Moskitonetzen zu Leibe. (Foto: www.buyanet.ca)

Der Empfang, auf dem Lefebvre sprach, brachte 4.350 Dollar an Spendengeldern zum Kauf von Moskitonetzen. Ein Netz kostet sechs Dollar. Buy-a-Net arbeitet mit etablierten örtlichen Organisationen in Uganda zusammen, welche die Netze verteilen und ihre Anwendung kontrollieren.

„Dies gewährleistet Rechenschaft und Integrität gegenüber unseren Spendern in Kanada“, sagt Lefebvre, die zweimal jährlich nach Uganda reist.

Laut der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind schätzungsweise 40 Prozent der Weltbevölkerung durch Malaria gefährdet. Während afrikanische Länder südlich der Sahara die meisten Malariafälle und Toten aufweisen, sind Asien, Lateinamerika, der Mittlere Osten und Teile von Europa ebenfalls betroffen.

Die Statistik für Afrika ist erschütternd. Der WHO zufolge entfallen 90 Prozent der weltweit auf eine Million geschätzten Malariatodesfälle auf Afrika, täglich sind es 3.000, meistens kleine Kinder. Das bedeutet, alle dreißig Sekunden stirbt ein Kind.

Kein Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem

Malaria, das grippeähnliche Symptome verursacht wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen ist eine parasitäre Krankheit, die durch den Stich einer infizierten Anopheles-Mücke übertragen wird. Es gibt vier Typen der Malaria; die WHO beschreibt Plasmodium Falciparum als die gefährlichste. „Den gefährlichstenTypus haben wir in Uganda gefunden“, so Lefebvre.

Menschen jeden Alters können an Malaria erkranken, aber Immunität aufbauen. Allerdings sind Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen mit einem schwachen Immunsystem besonders anfällig. Bei Kindern kann innerhalb von 24 bis 48 Stunden der Tod eintreten, falls sie nicht behandelt werden.

„Eines der größten Probleme in Afrika ist, dass die Menschen keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben, und so sind in jüngster Zeit die zu spät verabreichten Medikamente immer weniger wirksam“, sagt Madeleine Thompson, langjährige Wissenschaftlerin am Internationalen Forschungsinstitut für Klima und Gesellschaft (International Research Institute for Climate and Society) und Beraterin des PAHO-WHO Collaborating Centre für klimaabhängige Krankheiten New York.

Thompson, die an der Erprobung der Bettnetze in Afrika beteilt war, ist überzeugt, dass die Netze der einzig wirkungsvolle Weg sind, Malariafälle und Tote zu verhindern bzw. zu reduzieren. Sie sagt, der Global Fund zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria habe gemeinsam mit anderen Organisationen geholfen, die Mittel zur Umsetzung der Malaria-Kontrolle bereitzustellen.

Moskitonetze und Insektenspray

„Vor zehn Jahren war es schwer, jemanden zu finden, der sich für die Malaria-Kontrolle interessierte. Aber in jüngster Zeit ist weltweit eine veränderte Einstellung gegenüber der Krankheit zu erkennen.“
Die in Uganda geborene kanadische Senatorin Mobina Jaffer, die Premierminister Stephen Harper auf seiner letzten Reise zum Commonwealth-Gipfel in Uganda begleitete, hat mehrere Malariaanfälle in ihrer Kindheit überlebt – aber nur, weil es sich ihre Eltern leisten konnten, sie behandeln zu lassen.

Jedoch gibt sie zu, dass ihr das Ausmaß des Problems erst klar wurde, als sie die Rede von Debra bei dem Milliken-Empfang hörte. Jaffer engagierte sich und verteilte Netze am Mulago-Krankenhaus (dem größten Krankenhaus in Kampala, Uganda), die von einem Teil des bei dem Empfang gespendeten Geldes gekauft wurden.
„Es gab einen grundlegenden Unterschied zwischen der Station, die die mit Insektiziden behandelten Malarianetze hatte und der anderen Station, die diese nicht hatte, das hat mich wirklich erschüttert“, sagt sie.

Jaffer weist darauf hin, dass das Bevölkerungswachstum gemeinsam mit einer fehlenden Kanalisation und dem nicht fließenden Wasser die Wahrscheinlichkeit, Problem an Malaria zu erkranken, vergrößert. Hinzu kommt erschwerend und als weitere Ursache die drückende Armut in vielen Teilen Afrikas.

Aber Erziehungsprogramme, die Anwendung von DDT und Insektensprays im Haus sowie der Einsatz des Bettnetzes verbessern die Lage. In mehreren afrikanischen Ländern, darunter Tansania, Eritrea, Namibia und Sansibar, zeigen sich positive Ergebnisse bei der Beherrschung der Krankheit. Ein UNICEF-Bericht stellte fest, dass zwischen 2000 und 2005 in Äthiopien – wo 18 Millionen mit Insektiziden behandelte Netze verteilt wurden – bei den Kindern 20 Prozent weniger Todesfälle zu verzeichnen waren.

Die konservative Regierung hat für die nächsten fünf Jahre 105 Millionen Dollar versprochen, um „500 Menschenleben in Afrika zu retten“. Jaffer möchte wissen, wie viel davon direkt in die Malariaprävention gehen.
Afrika braucht 352 Millionen Netze und Uganda allein benötigt sieben Millionen. Die Mitglieder der Initiative Roll Back Malaria (RBM), Vertreter der globalen Malaria-Hilfsorganisationen, haben sich vergangenen Monat in Addis Abeba, Äthiopien, getroffen, um einen globalen Plan zur Eindämmung der Malaria auszuarbeiten.

RBM hat ermittelt, dass die Malaria Afrika allein durch verlorene Produktivität 12 Milliarden Dollar jährlich kostet. Kingston, wo Lefebvre lebt, hat als erste kanadische Stadt den 25. April 2008 zum Welt-Malaria-Tag erklärt. Der Kingston Whig-Standard würdigte Lefebvre kürzlich als eine der „örtlichen Heldinnen“.

Text erschienen in Printausgabe Epoch Times Deutschland Nr. 18



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