Myanmar: Verurteilte Reuters-Journalisten begnadigt – Verhaftung war eine Falle

Nach mehr als 500 Tagen im Gefängnis sind zwei in Myanmar inhaftierte Reuters-Journalisten wieder frei. Die wegen ihrer Berichte über die Rohingya-Krise zu sieben Jahren Haft verurteilten Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo wurden begnadigt.
Titelbild
Die Reuters Wa Lone (l) und Kyaw Soe Oo (r) wieder auf freiem Fuß.Foto: ANN WANG/AFP/Getty Images
Epoch Times7. Mai 2019

Nach mehr als 500 Tagen im Gefängnis sind zwei in Myanmar inhaftierte Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters wieder frei. Die wegen ihrer Berichterstattung über die Rohingya-Krise zu sieben Jahren Haft verurteilten Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo verließen das Gefängnis in Rangun am Dienstag nach einem Gnadenerlass des Präsidenten. Wa Lone kündigte an, seine Arbeit nun wieder aufzunehmen.

Die beiden Pulitzerpreisträger winkten und lachten, als sie das berüchtigte Insein-Gefängnis in Rangun verließen. Wa Lone bedankte sich bei den Unterstützern „auf der ganzen Welt“, die sich für ihre Freilassung eingesetzt hatten. „Ich kann es nicht erwarten, in meine Redaktion zu gehen“, sagte der 33-Jährige. „Ich bin Journalist und ich werde weitermachen“.

Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren im September zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Basierend auf einem Gesetz aus der Kolonialzeit wurden die Reporter für schuldig befunden, „Staatsgeheimnisse“ verraten zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verfügten sie über geheime Informationen über Sicherheitseinsätze in der Region Rakhine, wo die Armee hart gegen die muslimische Rohingya-Minderheit vorgegangen war.

Journalisten in Falle getappt

Ein Polizist sagte allerdings aus, die beiden seien in eine Falle getappt. Ein Vorgesetzter habe die Übergabe geheimer Dokumente an die Journalisten angeordnet, um sie anschließend festnehmen zu lassen. Nach Überzeugung von Reuters sollten die beiden Journalisten damit zum Schweigen gebracht werden, nachdem sie ein Massaker an zehn Rohingya untersucht hatten.

Die muslimische Minderheit der Rohingya wird im ehemaligen Birma seit Jahrzehnten unterdrückt und verfolgt. Die Lage eskalierte im August 2017, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen mehrere Grenzwächter töteten. Das Militär in dem mehrheitlich buddhistischen Land reagierte mit brutaler Gegengewalt – fast 700.000 Menschen flohen ins Nachbarland Bangladesch. UN-Ermittler sprechen von Völkermord.

Gegen das Urteil hatte es internationale Proteste gegeben. Im April wurden Wa Lone und Kyaw Soe Oo mit dem prestigeträchtigen Pulitzerpreis ausgezeichnet. Kurz darauf hatte der Oberste Gerichtshof Myanmars die Berufung der beiden Journalisten gegen die Gefängnisstrafe aber abgewiesen.

Begnadigung wegen „langfristiger Interessen“ Myanmars

Freigelassen wurden sie nun im Zuge einer Amnestie für mehr als 6000 Gefangene. Ein Regierungssprecher sagte, die Familien der Reporter hätten Briefe an Präsident Win Myint und an De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi geschrieben. Bei der Begnadigung sei es auch um die „langfristigen Interessen“ Myanmars gegangen.

Die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi stand wegen des brutalen Vorgehens gegen die Rohingya und der Haftstrafe für die beiden Reuters-Journalisten international in der Kritik. Auf der einstigen Freiheitsikone hatte die Hoffnung geruht, dass sich die Menschenrechtslage in Myanmar verbessert. Sie hatte selbst bis zum Ende der Militärherrschaft 2010 viele Jahre im Gefängnis und im Hausarrest verbracht.

Reuters-Chefredakteur Stephen Adler begrüßte die Freilassung der „mutigen Reporter“. Sie seien zu „Symbolen für die Bedeutung der Pressefreiheit auf der ganzen Welt“ geworden, erklärte Adler. Die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney erklärte, es sei ihr eine „Ehre“ gewesen, die beiden Journalisten zu vertreten.

Keine Meinungsfreiheit in Myanmar

Auch das UN-Menschenrechtsbüro begrüßte die Freilassung der beiden Reporter. Eine Sprecherin wies allerdings darauf hin, dass es für die Meinungsfreiheit in Myanmar weiterhin „düster“ aussehe. Der Vize-Asien-Direktor von Human Rights Watch, Phil Robertson, kritisierte, dass die beiden „niemals“ hätten festgenommen werden sollen. Die EU begrüßte, dass die Reporter ihre „wichtige“ Arbeit nun wieder aufnehmen könnten.

Auch die Familien der Journalisten reagierten erleichtert. „Wir sind sehr glücklich“, sagte die Frau von Kyaw Soe Oo, Chit Su Win. Ein Foto der beiden Paare mit ihren Töchtern wurde vielfach im Onlinedienst Twitter geteilt. Wa Lone hatte im Gefängnis die Geburt seiner Tochter verpasst.

(afp)



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