Myanmar: Sicherheitskräfte erschießen mindestens acht Demonstranten – UNO spricht von 18 Getöteten
Es war der bisher blutigste Tag der Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar seit der Machtübernahme der Armee vor rund einem Monat: Am Sonntag (28. Februar) sind nach Angaben von Behörden und Rettungskräften mindestens acht Menschen bei pro-demokratischen Demonstrationen erschossen worden.
Bei den Massenprotesten am Wochenende wurden zudem hunderte Menschen festgenommen. Der UNO liegen nach eigenen Angaben „glaubhafte“ Berichte über 18 Tote vor.
In der südlichen Küstenstadt Dawei wurden drei Männer erschossen, als neben Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen auch scharfe Munition eingesetzt wurde, wie der Sanitäter Pyae Zaw Hein der Nachrichtenagentur AFP sagte.
During the crackdown at 5:30 pm in Mandalay, a woman was killed on the spot as the security forces opened fired on the protesters. #WhatsHappeningInMyanmar #myanmarcrackdown pic.twitter.com/5ozh5ZITpe
— Myanmar Now (@Myanmar_Now_Eng) February 28, 2021
Mindestens 20 weitere Menschen wurden nach seinen Angaben durch Gummigeschosse verletzt. Er glaube, dass es noch mehr Opfer geben könnte, „da immer mehr Verletzte eintreffen“, fügte er hinzu. Das örtliche Medienportal „Dawei Watch“ meldete ebenfalls drei Todesopfer.
In der Stadt Bago wurden nach Angaben eines Rettungswagenfahrers zwei Jugendliche erschossen. Auch Lokalmedien meldeten den Tod der beiden 18-Jährigen. Ein Notarzt in der Stadt Mandalay bestätigte AFP zwei Tote durch Schussverletzungen.
One of the injured protesters in Mandalay, who was shot in the head, was pronounced dead. Security forces are now firing shots in the suburban town of Thingangyun in Yangon. We will give full updates about the death and injuries in an upcoming story. #WhatsHappeningInMyanmar pic.twitter.com/FhTwr3lqoH
— Myanmar Now (@Myanmar_Now_Eng) February 28, 2021
Ein 23-Jähriger wurde in der Wirtschaftsmetropole Rangun getötet. „Seine Frau ist zutiefst erschüttert“, sagte ein Sozialarbeiter nach einem Gespräch mit der Witwe des Toten. „Sie ist im dritten Monat schwanger.“ In Rangun begannen Polizisten bereits wenige Minuten vor dem Auftakt der Proteste, die Menschen gewaltsam auseinanderzutreiben. Ob sie dabei ebenfalls scharfe Munition einsetzten, war zunächst unklar.
Soldiers and police indiscriminately opened fired on the protesters in the town of Dawei in southern Myanmar. #2021uprising #myanmarcrackdown pic.twitter.com/vV3k8g7PVE
— Myanmar Now (@Myanmar_Now_Eng) February 28, 2021
Auch in anderen Städten berichteten Augenzeugen von der zunehmenden Brutalität der Einsatzkräfte gegen friedliche Demonstranten. Seit dem Putsch registrierte die Hilfsvereinigung für politische Gefangene mehr als 850 Festnahmen oder Verurteilungen. Die Zahl dürfte nach diesem Wochenende jedoch drastisch steigen. Staatliche Zeitungen berichteten von 479 Festnahmen alleine am Samstag.
UNO liegen glaubhafte Informationen zu 18 Getöteten vor
Die UNO verurteilte das gewaltsame Vorgehen am Sonntag „aufs Schärfste“. „Wir fordern das Militär auf, die Anwendung von Gewalt gegen friedliche Demonstranten sofort einzustellen“, erklärte die Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats, Ravina Shamdasani. Der UNO lägen glaubhafte Informationen zu 18 Getöteten vor.
Die US-Botschaft in Rangun schrieb beim Onlinedienst Twitter: „Es bricht uns das Herz, den Verlust so vieler Menschenleben in Myanmar zu sehen.“ Menschen sollten keine Gewalt erfahren, weil sie ihr Missfallen über einen Militärputsch zum Ausdruck brächten. „Zivilisten ins Visier zu nehmen ist abscheulich.“
Aus mehreren Städten wurden zudem Übergriffe auf Journalisten gemeldet. So soll in Myitkyina ein Reporter laut Berichten der Lokalzeitung „The 74 Media“ von Polizisten geschlagen und festgenommen worden sein. In Pyay im Zentrum des Landes wurde ein weiterer Reporter nach Angaben seines Arbeitgebers von einem Gummigeschoss getroffen. Ein Sprecher der Militärjunta war am Sonntag telefonisch nicht zu erreichen.
Hunderttausende Menschen gehen gegen die Armee auf die Straße
Am 1. Februar hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen.
Seitdem sind hunderttausende Menschen gegen die Armee auf die Straßen gegangen. Dabei ließen sie sich bislang auch von zunehmender Gewalt und Einschüchterungen nicht abschrecken. Bis Sonntag waren mindestens fünf Todesopfer gezählt worden.
Am Montag soll eine Anhörung von Suu Kyi vor Gericht stattfinden. Ihr werden dubiose Vergehen wie der Besitz unregistrierter Funkgeräte vorgeworfen. Ihr Anwalt Khin Maung Zaw sagte zu AFP, ihm sei bisher kein Treffen mit seiner Mandantin ermöglicht worden. „Als Anwalt vertraue ich dem Gericht. Aber in diesen Zeiten kann alles passieren.“ (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion