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Nach Angriff in Kaschmir

Schusswechsel an Grenze – UNO fordert Indien und Pakistan zu „maximaler Zurückhaltung“ auf

Nach Angaben von Pakistsan gab es einen Schusswechsel an der Kontrolllinie in Kaschmir. Die Vereinten Nationen haben Indien und Pakistan angesichts der höchst angespannten Lage zu „maximaler Zurückhaltung“ aufgerufen. Nach einem tödlichen Anschlag auf Touristen in der indisch kontrollierten Teil von Kaschmir kündigen beide Staaten immer stärkere Maßnahmen an.

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Indische Sicherheitskräfte inspizieren den Ort in Pahalgam, an dem Militante am Dienstag wahllos das Feuer auf Touristen eröffnet haben. (Archivfoto)

Foto: Uncredited/AP/dpa

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Lesedauer: 6 Min.

Indische und pakistanische Soldaten haben sich nach Angaben eines Regierungsvertreters einen nächtlichen Schusswechsel in der Region Kaschmir geliefert. Die Schüsse seien im Leepa-Tal an der durch Kaschmir verlaufenden Kontrolllinie gefallen, sagte ein Regierungsvertreter im pakistanisch kontrollierten Teil der Region am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.
Damit steigen die Spannungen zwischen Indien und Pakistan nach dem Anschlag auf Touristen im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs vom Dienstag weiter.
Die indische Armee bestätigte den Schusswechsel und machte Pakistan dafür verantwortlich. Indische Soldaten hätten lediglich auf Schüsse „geantwortet“, erklärte ein Sprecher. Regierungsvertreter Syed Ashfaq Gilani sagte, Zivilisten seien von den Schüssen nicht betroffen gewesen. „Das Leben geht normal weiter. Die Schulen sind geöffnet.“

Pakistan weist Verantwortung für Anschlag von sich

Der pakistanische Senat wies derweil Vorwürfe Indiens zurück, Pakistan sei für den Anschlag mitverantwortlich, bei dem am Dienstag 26 indische Touristen getötet worden waren. Der Senat lehne „jegliche unseriösen und gegenstandslosen Versuche ab, Pakistan mit dem Angriff in Pahalgam in Verbindung zu bringen“ und verurteile eine „Kampagne der indischen Regierung, die pakistanische Regierung zu verleumden“, hieß es in einer am Freitag einstimmig verabschiedeten Erklärung. Das Land sei „bereit, seine Souveränität zu verteidigen“.
Die indische Armee zerstörte nach Behördenangaben am Freitag die Häuser der Familien von zwei der mutmaßlichen Attentäter. Der indische Premierminister Narendra Modi hatte am Vortag erklärt, Indien werde die Verantwortlichen des Angriffs „bis ans Ende der Welt verfolgen“ und „alle Terroristen und deren Unterstützer bestrafen“.
Die „Hindustan Times“ gibt derweil an, dass die Wohnhäuser von zwei Terroristen jeweils von einer Explosion zerstört wurden. In den Häusern sei Sprengstoff gelagert worden, der während einer Durchsuchung der Häuser explodierte.

Vereinte Nationen rufen zur Zurückhaltung auf

Die Vereinten Nationen (UN) fordern Inden und Pakistan zu Zurückhaltung auf: „Wir appellieren an beide Regierungen, größtmögliche Zurückhaltung zu üben und sicherzustellen, dass sich die Situation und die Entwicklungen, die wir gesehen haben, nicht weiter verschlechtern“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Donnerstag vor Journalisten in New York. Alle Probleme zwischen Pakistan und Indien sollten „friedlich“ gelöst werden.
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden Nachbarstaaten Indien und Pakistan war am Donnerstag eskaliert. Die Regierungen in Neu Delhi und Islamabad überzogen sich nach dem tödlichen Angriff im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir gegenseitig mit Strafmaßnahmen:

Indien weist alle Staatsangehörigen Pakistans aus, Pakistan setzt Handel aus

Indien ordnete die Ausweisung aller pakistanischen Staatsangehörigen unabhängig vom Visum bis zum kommenden Dienstag an, während Pakistan indische Diplomaten des Landes verwies und eine Aussetzung des Handels ankündigte. Pakistan kündigte ebenfalls die Sperrung seines Luftraumes für Indische Flugzeuge an.
Der Angriff auf die Touristen wurde am Dienstag im beliebten Urlaubsort Pahalgam verübt, etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt. Die Angreifer töteten 26 Inder und einen Nepalesen. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.
Die indische Polizei fahndete nach drei Angreifern der pakistanischen Extremistengruppe Lashkar-e-Taiba (LeT) und setzte ein Kopfgeld in Höhe von zwei Millionen Rupien (mehr als 20.000 Euro) aus.
Laut Angaben der UN steht LeT mit Al-Qaida in Verbindung. Die Gruppe hat schon mehrfach Terroranschläge in Indien verübt, einschließlich eines Anschlags in Mumbai im November 2008, bei dem mehr als 160 Personen starben.

Schwerster Angriff in Kaschmir seit 20 Jahren

Es war der folgenschwerste Angriff in Kaschmir seit mehr als 20 Jahren. Normalerweise verüben die in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Kaschmir-Region aktiven militanten Gruppen Angriffe geringeren Ausmaßes auf indische Sicherheitskräfte.
Von indischer Seite wurde die Verantwortung Pakistan zugewiesen, das in Kaschmir „grenzüberschreitenden Terrorismus“ unterstütze.
Die indische Regierung hatte bereits am Mittwoch eine Reihe von Strafmaßnahmen beschlossen. Unter anderem verkündete das Außenministerium in Neu Delhi die Schließung des wichtigsten gemeinsamen Grenzübergangs sowie die Aussetzung eines Abkommens zur Verteilung von Wasserressourcen mehrerer Himalaya-Flüsse.

Pakistan wird Gefährdung der nationalen Wasserresourcen als „Kriegsakt“ werten

Die Regierung in Islamabad teilte daraufhin mit, jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Wasserabkommens für den Indus-Fluss in Kaschmir die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als „Kriegsakt“ bewertet.
Der 1960 von der Weltbank ausgehandelte Indus-Wasservertrag ermöglicht die gemeinsame Nutzung eines für beide Länder wichtigen Flusssystems.
Die Landwirte in Pakistan sind auf das Wasser des Indus – der durch das Land fließt und südlich von Karatschi in das Arabische Meer mündet – und seiner Nebenflüsse angewiesen, um ihr Land zu bewässern.
Der Vertrag ist trotz zweier Kriege zwischen Indien und Pakistan (1965 und 1971) und eines Zwischenfalls an der Grenz6e in der Region Kargil in Ladakh im Jahr 1999 in Kraft geblieben.
Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. (afp/red)
Mit Material von theepochtimes.com.

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