Nach Feuergefecht der Hamas: Netanjahu ordnet Angriffe im Gazastreifen an
Israels Regierungschef Netanjahu wirft der Hamas Verstöße gegen die Waffenruhe im Gazastreifen vor. Er ordnete neue Angriffe der Armee an. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Hamas hätten auf israelische Soldaten geschossen. Zuvor hatte die „inszenierte“ Bergung einer toten Geisel für Empörung gesorgt.
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Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Armee angewiesen, „umgehend massive Angriffe im Gazastreifen“ auszuführen. Das teilte Netanjahus Büro mit.
Im südlichen Gazastreifen war es zuvor ungeachtet der Waffenruhe zu einem Feuergefecht gekommen. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Terrororganisation Hamas hätten auf israelische Soldaten geschossen.
Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es anschließend zu Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Die Angaben sind derzeit nicht unabhängig überprüfbar.
Seit Beginn einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas am 10. Oktober im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump gab es immer wieder tödliche Zwischenfälle.
Hamas kündigt Übergabe weiterer Geiselleiche an
Nach der Übergabe sterblicher Überreste einer bereits beigesetzten Geisel kündigte die Hamas an, eine weitere Leiche auszuhändigen. Das solle um 20:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr MEZ) geschehen, hieß es in einer Mitteilung des militärischen Arms der Hamas, der Kassam-Brigaden, auf Telegram. Die Leiche sei in einem Tunnel gefunden worden.
Die Übergabe der sterblichen Überreste von Geiseln erfolgte bisher stets über Repräsentanten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.
Am Montagabend hatte die Hamas erneut sterbliche Überreste übergeben. Forensische Untersuchungen in Israel brachten jedoch ans Licht, dass diese zu einem Israeli gehörten, dessen Leiche die israelische Armee bereits teilweise im Herbst 2023 nach Israel gebracht hatte.
Dies löste in Israel großen Zorn und Empörung aus und es war der Anlass für die Sicherheitsberatung Netanjahus. Dort wurde über das weitere Vorgehen beraten.
Das Forum der Geisel-Familien forderte die israelische Regierung auf, „entschlossen“ gegen die Hamas vorzugehen: „Angesichts des schweren Verstoßes der Hamas gegen die Vereinbarung gestern Abend (…) kann und darf die israelische Regierung dies nicht ignorieren und muss entschlossen gegen diese Verstöße vorgehen“.
Bezüglich der „Konsequenzen für die Hamas“ sei „derzeit nichts ausgeschlossen“, sagte die israelische Regierungssprecherin Schosch Bedrosian. All dies geschehe jedoch „in enger Abstimmung“ mit US-Präsident Donald Trump „und seinem Team“.
Am 26. Oktober 2025 graben Teams in Hamad City, westlich von Khan Yunis, Gaza, nach den sterblichen Überresten der Geiseln.
Foto: Doaa Albaz/Middle East Images/AFP via Getty Images
Die Hamas hatte einen Sarg mit Teilen sterblicher Überreste am Montagabend im Gazastreifen an das Rote Kreuz übergeben. Auf israelischer Seite war der Eindruck entstanden, damit sei gemäß der Waffenruhevereinbarung die 16. getötete Geisel von der Hamas übergeben worden.
Nach der Identifizierung durch die Gerichtsmedizin stellte sich jedoch heraus, dass es sich um weitere sterbliche Überreste von Ofir Tsarfati handelte – dessen Leichnam bereits vor zwei Jahren von der israelischen Armee im Gazastreifen teilweise geborgen und nach Israel gebracht worden war.
Ofir Tsarfati hatte am 7. Oktober 2023 mit Freunden das Nova-Festival besucht, als die Hamas und ihre Verbündeten die Partygäste überfielen und unter ihnen ein Massaker anrichteten. Der 27-Jährige war wie viele andere Festivalbesucher als Geisel in den Gazastreifen verschleppt und später von der israelischen Armee für tot erklärt worden. Teile seines Leichnams wurden im November 2023 gefunden und von der israelischen Armee nach Israel gebracht.
War die Entdeckung „inszeniert“?
Für Empörung sorgten in Israel zudem Dokumente, wonach die angebliche Entdeckung der sterblichen Überreste Tsarfatis von der Hamas „inszeniert“ wurde.
„Ich kann Ihnen heute bestätigen, dass die Hamas gestern ein Loch in den Boden gegraben, die Teilüberreste von Ofir darin platziert, es wieder mit Erde zugeschüttet und es dem Roten Kreuz übergeben hat“, sagte Regierungssprecherin Bedrosian. Zuvor hatte die israelische Armee entsprechende Luftaufnahmen des Vorgangs veröffentlicht.
„Die Terrororganisation Hamas hat Vertreter des Roten Kreuzes herbeigerufen und die Entdeckung der Überreste einer toten Geisel inszeniert“, erklärte die israelische Armee.
Die Hamas hat immer wieder behauptet, die Suche nach den getöteten Geiseln gestalte sich „schwierig“. Hamas-Sprecher Hasem Kassem sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Islamisten-Organisation wolle die Leichen der israelischen Geiseln „so schnell wie möglich übergeben, sobald sie gefunden“ seien.
Das Forum der Geisel-Familien warf der Hamas dagegen vor, genau zu wissen, wo die toten Geiseln seien.
Im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump hätte die Hamas bereits vor mehr als zwei Wochen insgesamt 28 Leichen von Geiseln übergeben müssen. Die Terrororganisation hat jedoch 13 Leichen bis jetzt nicht übermittelt und erklärt dies mit den schwierigen Bedingungen vor Ort.
Nach Medienberichten erwägt Israel nun als Gegenreaktion auf die Verzögerung unter anderem die Ausweitung des Gebiets, das es in dem Küstenstreifen noch kontrolliert. (dpa/red)
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