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In Australien gilt Wahlpflicht

Nach Wahlsieg: Australiens Premier für „disziplinierten“ Kurs gegenüber USA

Australien will seinen eigenen Weg gehen. Premierminister Anthony Albanese wurde bei der Wahl im Amt bestätigt und erklärt: „Wir suchen unsere Inspiration nicht im Ausland." Die US-Politik verschaffte den unbeliebten Sozialdemokraten Gewinne, erklärt ein Politologe.

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Der wiedergewählte australische Premierminister Anthony Albanese besucht am 4. Mai 2025 in Sydney eine lokale Brauerei, nachdem seine Partei die Wahl gewonnen hat.

Foto: David Gray/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Bei der Parlamentswahl in Australien ist die Regierung von Premierminister Anthony Albanese im Amt bestätigt worden. Nach einem von der US-Zollpolitik überschatteten Wahlkampf gewannen die Sozialdemokraten mehr als die Hälfte der Sitze im Parlament.
Der Spitzenkandidat der oppositionellen Konservativen, Peter Dutton, räumte seine Niederlage ein. Ihm hatte seine als zu groß empfundene Nähe zu Trump zuletzt an Zustimmung gekostet.

Der „australische Weg“

Bei Wahlfeierlichkeiten am Sonntag versprach Albanese angesichts der von Trumps Zollpolitik ausgelösten jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen eine „disziplinierte, geordnete“ Regierung in seiner zweiten Amtszeit.
„Wir werden jeden Tag hart arbeiten“, sagte der wiedergewählte Regierungschef in seinem Stammlokal in der Innenstadt von Sydney, umgeben von Anwohnern und Journalisten. Bereits unmittelbar nach seinem Wahlsieg hatte er angekündigt, dass seine Regierung den „australischen Weg“ gehen werde.
„Wir suchen unsere Inspiration nicht im Ausland.“
Teilergebnisse vom Sonntag zeigten einen deutlichen Sieg der Sozialdemokraten: Diese gewannen mindestens 83 der 150 Parlamentssitze. Duttons Koalition erreichte den Angaben zufolge zunächst nur 38 Sitze, weitere Parteien 12. Die Verteilung von 17 Sitzen war zunächst noch unklar.

US-Politik verschaffte unbeliebten Sozialdemokraten Gewinne

Nach Ansicht von Analysten hatten die Turbulenzen rund um die US-Handelszölle der zuletzt eher unbeliebten sozialdemokratischen Regierung kurz vor der Wahl starken Aufwind verschafft.
„Wenn wir verstehen wollen, warum sich ein Großteil der Wähler in den letzten Monaten des Wahlkampfs umentschieden hat, dann ist das meiner Meinung nach der größte Faktor“, sagte der Politikwissenschaftler Henry Maher.
„In Zeiten großer Instabilität wenden sich die Menschen erwartungsgemäß an bekannte Amtsinhaber.“
Wie deutlich der Wahlsieg ausfiel, überraschte selbst Sozialdemokraten. „Unsere optimistischsten Erwartungen“ wurden übertroffen, sagte der Schatzmeister der Partei, Jim Chalmers.
Albanese hatte mit seinem Wahlsieg vor drei Jahren ein Jahrzehnt konservativer Regierungen in Australien beendet.

Konservative gratulieren

Der Konservativen-Spitzenkandidat Dutton erklärte derweil, er habe Albanese angerufen, um ihm zu gratulieren. „Wir haben in diesem Wahlkampf nicht gut genug abgeschnitten (…) und ich übernehme die volle Verantwortung dafür.“ Dem Sender ABC zufolge verlor Dutton auch seinen eigenen Parlamentssitz, den er 24 Jahre lang besetzt hatte.
Hochrangige Politiker aus dem Ausland beglückwünschten Albanese zu seinem Wahlsieg, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der im Onlinedienst X die „enge“ Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Australien hervorhob.
US-Außenminister Marco Rubio erklärte, die USA freuten sich darauf, die „Beziehungen zu Australien zu vertiefen“. Ähnlich äußerte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking erklärte, China strebe mit der neuen australischen Regierung eine „reifere, stabilere und produktivere“ Partnerschaft an.
Albanese kündigte an, die Ukraine weiterhin gegen die russische Invasion zu unterstützen: „Das ist die Position meiner Regierung. Das war gestern so und wird auch so bleiben.“
Rund 18,1 Millionen Australier waren am Samstag aufgefordert, die 150 Abgeordneten im Parlament in Canberra zu wählen. Australien zählt zu den Ländern mit der höchsten Wahlbeteiligung weltweit. Das liegt an der Wahlpflicht. Wer nicht wählt, muss 20 australische Dollar (11,40 Euro) Strafe zahlen. (afp/red)

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