Spannungen in Syrien
Nach Zusammenstößen: Syrische Truppen und Kurden einigen sich auf Waffenruhe in Aleppo
Nach bewaffneten Zusammenstößen zwischen syrischen Regierungstruppen und den kurdisch geführten Kräften in Aleppo haben sich beide Seiten auf eine Waffenruhe geeinigt.

Nach der Machtübernahme von Al-Scharaa herrschen noch immer Spannungen mit Kurden. (Archivfoto)
Foto: Uncredited/SANA/dpa
Nach bewaffneten Zusammenstößen zwischen syrischen Regierungstruppen und den kurdisch geführten Kräften in Aleppo haben sich beide Seiten auf eine Waffenruhe geeinigt. Wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Dienstag berichtete, erzielten die syrische Armee und die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in der nordsyrischen Stadt auf eine entsprechende Übereinkunft.
Am Vortag waren die Spannungen in Aleppo eskaliert. Einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens zufolge wurden am Montag mindestens ein Mitglied der syrischen Sicherheitskräfte und ein Zivilist bei mutmaßlichen Luftangriffen der SDF getötet. Sana zufolge wurden mehrere verletzte Zivilisten ins Krankenhaus gebracht.
Kurdische Einheiten in Aleppo
Aktivisten zufolge setzten syrische Regierungstruppen in zwei vorwiegend von Kurden bewohnten Stadtteilen von Aleppo mit Sprengstoff beladene Drohnen ein. Die Kommunikation in den Vierteln Scheich Maksud und Aschrafieh sei unterbrochen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Stadtteile waren demnach von Verstärkungseinheiten der syrischen Armee umzingelt.
Beide Stadtteile sind nach der Machtübernahme der HTS-Islamisten in Damaskus unter der Kontrolle kurdischer Einheiten verblieben, die mit den SDF verbunden sind.
Die syrischen Kurden kontrollieren einen Großteil des ölreichen Nordosten Syriens. Seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 genossen sie dort de facto Autonomie. Beim Sieg über die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien 2019 spielten die von den USA unterstützten SDF eine entscheidende Rolle.
Integration kurdischer Autonomieverwaltung bisher nicht gelungen
Im März hatten sich die SDF mit der islamistischen Übergangsregierung in Damaskus auf eine Integration der kurdischen Autonomieverwaltung in die staatlichen und militärischen Institutionen des Landes geeinigt. Meinungsverschiedenheiten beider Seiten haben die Umsetzung des Abkommens aber verzögert. Zuletzt haben sich die Spannungen verschärft.
Die SDF bestritt, Sicherheitskräfte der Regierung angegriffen zu haben. Sie warf vielmehr regierungsnahen Kräften vor, kurdische Stadtviertel in Aleppo belagert und versucht zu haben, „mit Panzern“ vorzudringen. Die SDF erklärten, die Einwohner hätten zu den Waffen gegriffen, um die kurdischen Sicherheitskräfte bei der Verteidigung der Stadtteile zu unterstützen.
Die von Übergangs-Staatschef Ahmed al-Schaara angeführte islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppierungen hatten im Dezember den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt. Der frühere Dschihadist al-Schaara gibt sich seit seinem Amtsantritt moderat.
Allerdings hat seit Assads Sturz die Sorge um die Rechte und die Sicherheit von Minderheiten in Syrien zugenommen. Die islamistische Regierung in Damaskus ist dem Vorwurf ausgesetzt, Minderheiten wie Alawiten, Drusen oder Kurden nicht ausreichend zu schützen. Bei dem am Wochenende als undemokratisch kritisierten Auswahlverfahren zur Bestimmung der Mitglieder des ersten Parlaments nach dem Sturz Assads durften von ethnischen Minderheiten dominierte Regionen nicht teilnehmen. (afp/read)
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