Nach Drohnenvorfall in Polen
NATO verstärkt Ostflanke - Deutschland schickt weitere Kampfjets nach Polen
Nach dem Drohnenvorfall im polnischen Luftraum stand die Frage im Raum, wie die NATO reagiert. Nun gibt es erste Antworten.

Deutschland verstärkt seine Beteiligung am Schutz der NATO-Ostgrenze. (Symbolbild).
Foto: Christoph Reichwein/dpa
Nach mutmaßlichen Luftraumverletzungen durch Russland hat die NATO eine Stärkung ihrer Ostflanke angekündigt. Das teilte Generalsekretär Mark Rutte in einer Pressekonferenz mit dem Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, Alexus Grynkewich, mit. Den Angaben zufolge sollen bei der Operation mit dem Namen „Eastern Sentry“ (deutsch etwa: Wächter des Ostens) unter anderem zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten zum Einsatz kommen.
Der Militäreinsatz werde „eine Reihe von Ressourcen“ aus Ländern wie Deutschland, Dänemark, Frankreich und Großbritannien umfassen und beginne „in den kommenden Tagen“. Zusätzlich zu „traditionellen militärischen Fähigkeiten“ werde die Maßnahme „auch Elemente umfassen, die speziell auf die besonderen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Drohnen ausgerichtet sind“, erläuterte der NATO-Generalsekretär.
Der Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa, General Alexus Grynkewich sagte, er habe den Einsatzbefehl bereits gegeben, der neue Einsatz starte „sofort“.
Deutschland kündigte derweil an, die Zahl der zur Überwachung des polnischen Luftraums eingesetzten Eurofighter-Kampfjets von zwei auf vier zu verdoppeln. Sie sind auf dem Fliegerhorst in Rostock-Laage stationiert und sollen mindestens bis Jahresende für Luftverteidigungseinsätze im polnischen Luftraum bereitstehen. Frankreich will drei Rafale-Kampfjets für die Überwachung des Luftraums an der Ostflanke zur Verfügung stellen, Dänemark zwei F-16 und eine Fregatte.
Sikorski: 19 Drohnen können kein Zufall sein
In der Nacht zum Mittwoch waren mindestens 19 Drohnen tief in den Luftraum des EU- und NATO-Lands Polen eingedrungen. Mehrere der Drohnen wurden abgeschossen. US-Präsident Donald Trump äußerte sich zurückhaltend zu der Verletzung des polnischen Luftraums und schloss ein Versehen Moskaus nicht aus: „Es könnte ein Fehler gewesen sein“, sagte er.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erwiderte im Onlinedienst X: „Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Fehler war. Aber das war er nicht.“ Auch Außenminister Radek Sikorski wies die Möglichkeit eines Versehens zurück: „Ein oder zwei Drohnen könnten ein technischer Defekt sein – aber 19 Drohnen? Das ist kaum vorstellbar.“
Moskau wiederum weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet den Drohnenvorfall als „inszenierte Provokation“ der Ukraine, um Polen und andere NATO-Staaten in den Konflikt hineinzuziehen. Rutte sagte am Freitag, die Bewertung der Vorfälle vom Mittwoch dauere noch an.
NATO-Verbündete wie Deutschland verurteilten den Vorfall als gezielte Provokation Russlands gegen das gesamte westliche Militärbündnis.
Deutschland bestellt russischen Botschafter ein
Die Bundesregierung bestellte wegen des Drohnen-Vorfalls den russischen Botschafter ein. „Mit russischen Drohnen im NATO-Luftraum“ handele der russische Präsident Wladimir Putin „gefährlich und inakzeptabel“, erklärte das Auswärtige Amt dazu am Freitag auf X. Auch der russische Botschafter in Paris wurde einbestellt, die EU bestellte die Botschafter von Russland und Belarus ein.
Russland startet Militärmanöver „Sapad-2025“
Das Verteidigungsministerium in Moskau verkündete am Freitagmorgen derweil den Beginn des Militärmanövers „Sapad-2025“ (Westen-2025). Der Großteil der Übungen findet nach Angaben aus Belarus bis Dienstag östlich der Hauptstadt Minsk statt – rund hundert Kilometer von der Grenze zum EU- und Nato-Land Litauen entfernt. Nach Angaben der russischen Armee werden einige „praktische“ Übungen auch auf russischem Staatsgebiet sowie in der Barentssee und in der Ostsee stattfinden.
Polen, Litauen und Lettland haben wegen des Manövers ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft und den Flugverkehr eingeschränkt. Polen ordnete zudem die Schließung seiner Grenze zu Belarus an. Die Nato erklärte, von den Übungen gehe keine „unmittelbare militärische Bedrohung“ aus. Sie beobachte das Militärmanöver jedoch genau. (afp/dpa/dl)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.







