Neue Freundschaft nach langem Streit: Japans Premier zu Gast in Seoul

Am Ende eines langen Streits zwischen Japan und Südkorea steht eine neue Freundschaft. Gemeinsam will man sich der „gegenwärtigen ernsten internationalen Lage“ und der nordkoreanischen Bedrohung stellen.
Titelbild
Der japanische Premierminister Fumio Kishida (2. v. r.) und seine Frau Yuko Kishida (r.) erweisen bei einem Besuch auf dem Nationalfriedhof in Seoul am 7. Mai 2023 eine stille Ehrung.Foto: Chung Sung-Jun / POOL / AFP via Getty Images
Von 9. Mai 2023

Am 7. Mai trafen sich der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol und der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida in der Hauptstadt von Südkorea, Seoul. Zuvor hatte bereits Präsident Yoon im März Tokio besucht. Beide Länder hatten vereinbart, die gegenseitigen Handelsbeschränkungen aufzuheben. Die Annäherung der lang zerstrittenen und mit den USA verbündeten Staaten erfolgte vor dem Hintergrund der zunehmenden nuklearen Bedrohung durch das kommunistische Nordkorea und der angespannten internationalen Situation. Bereits in der Vorwoche hatte es ein Treffen der Finanzminister von Japan und Südkorea gegeben.

Erster bilateraler Besuch seit zwölf Jahren

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärte Japans Premier Kishida: „Ich möchte Präsident Yoon und den Menschen in Südkorea meinen tief empfundenen Dank für ihre herzliche Gastfreundschaft bei meinem ersten bilateralen Besuch seit zwölf Jahren als japanischer Premierminister aussprechen.“ Der letzte offizielle bilaterale Gipfel zwischen Japan und Südkorea fand im Oktober 2011 in Seoul statt.

Präsident Yoon bestätigte, dass sich seit dem Treffen mit Kishida in Tokio „die koreanisch-japanischen Beziehungen deutlich und ernsthaft“ verbessert hätten. Der Präsident sagte: „Ich fühle mich verpflichtet, bessere Zeiten zu schaffen als die guten Zeiten zwischen den beiden Ländern in der Vergangenheit.“

Premier Kishida kündigte an, dass das Treffen keine einmalige Sache bleiben wird: „Unsere Shuttle-Diplomatie geht weiter“, erklärte der japanische Regierungschef. „In zwei Wochen werde ich Präsident Yoon [zum G7-Gipfel] in Hiroshima willkommen heißen.“ Der G7-Gipfel findet in diesem Jahr vom 19. bis 21. Mai 2023 in Japan statt.

Nordkorea-Gefahr und internationale Lage

Auf der Pressekonferenz meinte Kishida, dass die Situation in der internationalen Gemeinschaft eine Zusammenarbeit zwischen Japan und der Republik Korea „umso unverzichtbarer“ mache. Man habe sich auf die Notwendigkeit geeinigt, die Sicherheitskooperation zu verstärken, um Nordkoreas anhaltende „provokative Aktionen“ anzugehen und gleichzeitig die Tür für einen Dialog offenzuhalten. Kishida betonte, dass auch Verhandlungen über die Wiederbelebung des Paktes zum Austausch militärischer Geheimdienste im Gange seien, um den Nuklear- und Raketenbedrohungen des nordkoreanischen sozialistischen Regimes entgegenzuwirken.

Kishida und Yoon hatten jedoch nicht nur über Nordkorea gesprochen. Der japanische Premier erklärte: „Wir haben unsere enge Zusammenarbeit bei verschiedenen Themen bekräftigt, mit denen die internationale Gemeinschaft konfrontiert ist.“ Präsident Yoon erklärte, dass in der „gegenwärtigen ernsten internationalen Lage und der globalen Krise“ die Zusammenarbeit zwischen Japan und Südkorea „nicht nur für die gemeinsamen Interessen beider Länder, sondern auch für Frieden und Wohlstand in der internationalen Gemeinschaft“ von wesentlicher Bedeutung sei. Da Korea und Japan universelle Werte teilten, müsse man in der internationalen Gemeinschaft stärker zusammenarbeiten.

Neue Freundschaft bekräftigt

Beim Gegenbesuch in Seoul wollten Yoon und Kishida abends in kleinem Rahme die neue Freundschaft zwischen Japan und Südkorea bekräftigen. Sie verbrachten diesen in Begleitung ihren Ehefrauen bei koreanischem Barbecue. Einem Bericht der „Japan News“ zufolge gab es in kleinster Runde „auf Holzkohle gegrilltes koreanisches Rindfleisch und koreanische Pfannkuchen mit erstklassigem Fisch sowie traditionelle Gerichte wie Gujeolpan und Japchae“. Japanische und südkoreanische Quellen hätten zudem berichtet, dass Kishida und Yoon zudem „Koreas besten kalten Sake“ genossen hätten.

Den Angaben nach fand die Dinnerparty aufgrund von Sicherheitsbedenken im offiziellen Wohnsitz von Präsident Yoon statt. Im April erst hatte es einen Zwischenfall bei einer Wahlkampfveranstaltung von Ministerpräsident Kishida in Wakayama gegeben. Kurz vor seiner Rede detonierte nach Medienangaben eine Rauchbombe. Ein Mann wurde festgenommen. Erst neun Monate zuvor wurde Kishidas Vorgänger, Shinzō Abe, bei einer Wahlkampfveranstaltung auf offener Straße erschossen, was weltweit große Bestürzung verursachte. Abe galt als Taiwan-freundlich.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol (2.v.l.) und seine Frau Kim Keon-hee (l.) zusammen mit dem japanischen Premierminister Fumio Kishida (r.) und seiner Frau Yuko Kishida (2.v.r.) beim Dinner in der Präsidentenresidenz am 7. Mai 2023 in Seoul, Südkorea. Foto: südkoreanisches Präsidialamt via Getty Images

Gedenken an Opfer der Kolonialzeit

Japan und Südkorea vereinbarten, ihre Beziehungen zu vertiefen und den langanhaltenden und historisch begründeten Streit beizulegen. Bei der Pressekonferenz mit Yoon sagte Kishida, dass sein „Herz schmerzt“ für die vielen Koreaner, die unter einer sehr schwierigen und traurigen Erfahrung in der „rauen Umgebung“ der japanischen Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945 gelitten hätten. Es gebe verschiedene Geschichten und Hintergründe zwischen Japan und Südkorea, so Kishida. Nun liege es in seiner Verantwortung als Ministerpräsident, den Kurs der Zusammenarbeit mit Südkorea fortzusetzen.

Zuvor an diesem Tag legte Ministerpräsident Kishida auf dem koreanischen Nationalfriedhof Blumen nieder und gedachte der koreanischen Opfer.

Am 6. März hatte die koreanische Regierung einen Entschädigungsplan für koreanische Opfer von Zwangsarbeit durch japanische Unternehmen während des Zweiten Weltkriegs angekündigt. Die Gelder sollten aus lokalen Mitteln verwendet werden, anstatt japanische Unternehmen zu Entschädigungszahlungen zu drängen. Dadurch wollte Südkorea auch die Beziehungen zu Japan verbessern. Die japanische Regierung begrüßte den Vorschlag und lud den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol zum bereits erwähnten Gipfeltreffen mit Premier Fumio Kishida in Tokio ein.

Allianz USA – Südkorea – Japan

Präsident Yoon war zuvor mehrere Tage in den Vereinigten Staaten zu Besuch und traf dort auch mit US-Präsident Joe Biden zusammen. Yoon Seok-yeol ist ein Befürworter der Asienstrategie der USA, einschließlich der Initiative von Präsident Biden zur Umstrukturierung der globalen Lieferketten, um die Abhängigkeit von China zu verringern. Im März erklärte Japan, dass es die Ausfuhrbeschränkungen für 23 Arten von Spitzentechnologie für die Chipherstellung ausweiten werde, schreibt die chinesischsprachige Epoch Times.

Auch habe Präsident Yoon im Weißen Haus seine bisher stärkste Erklärung zur Taiwanstraße abgegeben und sich entschieden gegen jegliche einseitige Aktion in der Region ausgesprochen. Damit hatte Yoon im Sinn auch die Erklärung der japanischen Kishida-Regierung wiederholt.

Nach Angaben von „Bloomberg“ sagte Cheon Seong-whun, ehemaliger Sekretär für Sicherheitsstrategie im Büro des südkoreanischen Präsidenten: „Es ist wichtig zu erkennen, dass der Hauptgrund für die trilaterale Zusammenarbeit mit den USA darin besteht, Taiwan zu unterstützen.“ Es sei daher entscheidend, einen „gemeinsamen strategischen Dialog mit China zu führen“. Der Schwerpunkt sollte dabei auf Rüstungskontrolle und nicht auf Wettrüsten liegen, so Cheon.

Südkorea und die USA unterzeichneten bei dem sechstägigen Treffen die Washingtoner Erklärung, um den 70-jährigen Vertrag ihrer Länder zu bekräftigen. In der Erklärung geht es unter anderem um eine Reihe von US-amerikanischen Abschreckungsmaßnahmen auf der koreanischen Halbinsel. Biden warnte davor, dass jeder nukleare Angriff Nordkoreas auf die Vereinigten Staaten oder ihre Verbündeten „inakzeptabel ist und zum Ende eines beliebigen Regimes führen wird“.



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