Epstein rekrutierte New Yorker Tänzerinnen während seiner Gefängniszeit in Florida

In einem Artikel der New York Times erklären Tänzerinnen wie sie von Kolleginnen Jobangebote für "privaten Tanzunterricht" für Jeffrey Epstein angeboten bekamen. Einige stimmten zu ...
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Balletttänzerinnen.Foto: iStock
Von 4. September 2019

Lisa war 17 Jahre alt, als eine Tänzerkollegin nach einer Ballettstunde im Jahr 2002 auf sie zukam und fragte, ob sie einem wohlhabenden Mann namens Jeffrey Epstein privaten Tanzunterricht geben wolle.

Eine weitere Tänzerin, Priscilla, erhielt 2006 von einer Frau eine ähnliche Anfrage, jedoch um Herrn Epstein eine Massage zu geben. Im selben Jahr wurde eine dritte Tänzerin, Marlo Fisken, gefragt, ob sie Epsteins persönliche Trainerin werden möchte.

Das alles geschah zu der Zeit als Epstein bereits Dutzende von Mädchen aus High Schools und vor Einkaufszentren rekrutierte und sie anschließend in seinen vermeintlichen Sexhandelsring lotste und auch selbst missbrauchte. So lockte er diese, laut Gerichtsakten, beispielsweise zu seiner Villa in Palm Beach in Florida und nötigte sie, ihm erotische Massagen gegen Bargeld und unter Drohungen zu geben.

Jedoch hatte Epstein in New York City eine andere Herangehensweise: Tanzstudios.

Tanzstudios in New York als Nährboden für Missbrauchsopfer

Der Umfang von Jeffrey Epsteins Machenschaften in Manhattan ist seit seinem Tod [Selbstmord durch Erhängen] klarer geworden, da mehrere Klagen gegen seinen Nachlass in den Tagen darauf eingereicht wurden.

Den Anklagen zufolge gewann Epstein mithilfe eines Netzwerk von Rekrutiererinnen in den Tanzstudios von New York City neue Opfer, während er in Florida Teenager in die sexuelle Ausbeutung lockte.

Auch 13 Monate Aufenthalt im Gefängnis zwischen 2008 und 2009 konnten ihn nicht dazu bewegen, von seinem Verhalten abzulassen. Epstein bekannte sich 2008 im Rahmen einer Nicht-Verfolgungsvereinbarung vor einem Gericht in Florida wegen Anstiftung zur Prostitution Minderjähriger schuldig.

Jedoch war es ihm während seiner Haftzeit erlaubt, zwölf Stunden täglich, sechs Tage die Woche, das Gefängnis zu verlassen.

Laut Gerichtsakten nutzte er seine Ausgangszeit, die als Arbeitszeit deklariert war, unter anderem, um zwei von ihm rekrutierte Tänzerinnen aus New York nach Florida einfliegen zu lassen und zwang sie dazu, Sex mit ihm zu haben.

Eine Frau, die in den Gerichtspapieren als Priscilla Doe angeführt wird, sagte, dass sie während Epsteins Gefangenschaft nach Florida flog und Geschlechtsverkehr mit ihm in seiner Villa hatte, während er einen Knöchelmonitor trug.

Doe sagte laut New York Times, dass sie zwei Jahre zuvor im Alter von 20 Jahren in seinen Sexhandelsring hineingezogen wurde.

Die Taktik

Anfangs hatte sie ihm nur Massagen gegen Bezahlung gegeben. Danach begann Epstein jedoch, sie sexuell mit seinen Händen und Sexspielzeug zu belästigen und ihr zu sagen, dass er über Mittel und Wege verfügte, ihre Tanzkarriere voranzutreiben, „wenn sie tun würde, was er wollte“.

In der Klage ist zu lesen, dass Priscilla 2007 auf Epsteins Privatinsel in die Karibik flog und Fotos über ihre Reise in den sozialen Medien veröffentlichte. Am Morgen nach ihrer Ankunft soll Epstein so wütend gewesen sein, dass er sie an den Handgelenken packte und ihr drohte, sie solle niemals jemanden etwas über „seine Aktivitäten auf der Insel“ erzählen.

Danach war sie „in Angst um ihre Sicherheit und um ihr Leben und wusste, dass die strikte Einhaltung der Vorschriften dieses sehr mächtigen Mannes Voraussetzung für die Aufrechterhaltung ihrer Sicherheit war“.

Herr Epstein zwang sie bis 2010 Sex mit ihm zu haben, so die Anklageschrift.

Die zweite Frau, die in den Akten als Kaitlyn Doe bezeichnet wird, sagte aus, dass ihr durch ihre Schwester Herr Epstein vorgestellt wurde. Sie sagte, dass Herr Epstein ihr wiederholt versprach, 20.000 Dollar für eine für sie notwendige medizinische Behandlung zu zahlen, wenn sie seinen sexuellen Anforderungen nachkomme. Sie engagierte sich bis 2014 weiterhin in sexuelle Handlungen mit ihm im Austausch für Geld.

Rekrutierung

Jeffrey Epstein wurde in den Anklagen beschuldigt, Frauen sexuell auszubeuten, bis sie weniger wie Teenager aussahen. Danach versuchte er angeblich, zwei der Frauen in Rekrutiererinnen zu verwandeln, und forderte sie auf, „in ihr Tanzstudio zu gehen und andere Tänzer zu finden“. Eine Tänzerin drängte er dazu, eine ausgebildete Masseuse zu werden.

Diese Frauen sagten, dass Herr Epstein die Abgeschlossenheit und Besonderheit der Tanzwelt ausnutzte, in der sich die Tänzerinnen und Tänzer auf einander verlassen, um Arbeit zu finden und darauf vertrauen, dass diese Tipps legitim sind.

Ballettstudio Foto: istock

„Es gibt eine Art Vertrauen bei Menschen in den Ballettstudios“, so Nadia Vostrikov, eine ehemalige Tänzerin, die sagte, dass sie im Jahr 2013 von einer anderen Frau in einem Tanzstudio angeworben wurde, um persönliche Trainerin für Herrn Epstein zu werden. „Es gibt diese Art von Vertrauen, wir sind alle Teil derselben Gemeinschaft. Du würdest kein unsicheres Geschäft mit jemandem teilen.“

Die Masche mit dem „Privatunterricht“

Frau Vostrikov sagte, dass sie damals 26 Jahre alt war, jedoch jünger aussah, als sie zum ersten Mal kontaktiert wurde. Eine jung aussehende Frau näherte sich ihr im Badezimmer des „Steps on Broadway Dance Studios“ und sagte, sie suche jemanden, der einen ihrer privaten Ballettkunden übernimmt.

Frau Vostrikov stimmte zu, mit dem potenziellen Schüler über Skype zu sprechen und war überrascht, als die Person auf dem Bildschirm ein älterer Mann war. Er wollte sie sogar zum Unterricht nach Florida einfliegen lassen und sagte ihr, dass er ein registrierter Sexualstraftäter sei und bat sie, seinen Namen „Jeffrey Epstein“ zu googeln, bevor sie sich für den Job entscheide.

Sie fand bald heraus, dass Epstein eine kurze Gefängnisstrafe von 13 Monaten in Florida, wegen Anstiftung zur Prostitution Minderjähriger abgesessen hatte. „Ich konnte es nicht glauben“, sagte Vostrikov zu Pointe am Dienstag in einem Interview.

Er hatte ein genaues Skript, weil er vorher in Schwierigkeiten geraten war. Er fand einen Weg, das, was er tat, innerhalb der Grenzen der Tanzwelt zu tun.

„Ich habe nie wieder mit ihm gesprochen“, so die Tänzerin.

Das gleiche Muster

Frau Fisken, die heute ihr eigenes Tanzstudio leitet, sagte, dass sie eine Frau in einer Bar in New York City kennenlernte, die sich für ihre Tanzkarriere interessierte. Diese meinte, dass sie einen wohlhabenden Mann kannte, der auf der Suche nach einem persönlichen Trainer war. Frau Fisken, die damals Anfang 20 und neu in der Stadt war, nahm den Job an.

Beispielfoto: Bar Foto: istock

Als sie in Epsteins Stadthaus in Manhattan ankam, wollte er nicht trainieren, sondern schien sich nur für bizarre Dehnungsbewegungen zu interessieren. Während einer Sitzung schlug Epstein vor, dass sie seine Hoden massieren könnte, um ihm bei seiner Flexibilität zu helfen. Er sagte:

Weißt du, meine russische Ballettlehrerin, sie massiert meine Hoden, weil es meiner Flexibilität hilft“, erinnert sich Frau Fisken. „Ich sagte: „O.K., das kann ich nicht für dich tun.“

Die Tänzerin sagte, sie habe nur wenige Wochen für Herrn Epstein gearbeitet und wurde auch gebeten, Unterricht für zwei Teenager zu geben, die in einer seiner Wohnungen lebten und die er „meine Mädchen“ nannte. Frau Fisken sagte, dass die Vereinbarung beendet wurde, nachdem sie Herrn Epsteins suggestive Vorschläge abgelehnt hatte.

„Es war mit Sicherheit kein persönliches Tanztraining“, sagte sie über den Unterricht.



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