Nord Stream 2 ist fertig und sorgt weiter für Streit

Der russische Energieriese Gazprom hat die Fertigstellung der umstrittenen deutsch-russischen Gas-Pipeline Nord Stream 2 verkündet. Die Leitung soll noch vor Jahresende in Betrieb gehen.
Titelbild
Das Gazprom-Hauptgebäude in Moskau.Foto: ALEXANDER NEMENOV/AFP via Getty Images
Epoch Times11. September 2021

Gute drei Jahre nach Baubeginn ist die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 fertig – und lässt einen alten Streit neu aufflammen: Der Kreml forderte am Freitag eine zügige Inbetriebnahme, die ukrainische und die US-Regierung erklärten, sie lehnten das Projekt weiterhin ab. Zuvor hatte der russische Energieriese Gazprom, der an der Pipeline maßgeblich beteiligt ist, die Fertigstellung verkündet.

Die Bauarbeiten an Nord Stream 2 seien am Freitagmorgen „vollständig abgeschlossen“ worden, sagte Konzernchef Alexej Miller nach Angaben von Gazprom. Die Betreiberfirma der Pipeline, die Nord Stream 2 AG, bestätigte dies einige Stunden später. „Heute wurde der von der deutschen Küste kommende Abschnitt des zweiten Strangs der Nord-Stream-2-Pipeline mit dem aus den dänischen Gewässern kommenden Abschnitt durch eine so genannte Überwasserschweißnaht verbunden“, erklärte das Unternehmen.

Ein Verlegeschiff habe die Röhren aus dem Wasser gehoben, dann seien sie zusammengeschweißt worden. „Im Anschluss wurde die verbundene Pipeline als ein durchgehender Strang auf dem Meeresboden abgelegt.“ Nun folgten „die erforderlichen Aktivitäten vor der Inbetriebnahme“, führte die Firma aus. „Das Ziel ist, die Pipeline noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu können.“

Die Ukraine will gegebn Nord Stream „kämpfen“

Die russische Führung mahnte zur Eile. „Wir haben alle ein Interesse daran, dass es so schnell wie möglich passiert“, antwortete Kreml-Sprecher Dmitri Peskow auf die Frage, wann die nötigen Genehmigungen für den Start des Gastransfers vorliegen würden.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, forderte Kritiker des Projekts zur Aufgabe ihrer Position auf. „Es ist allen klar, auch den Kritikern von Nord Stream 2 und denen, die sich verzweifelt gegen den Bau gestemmt haben, dass das Projekt nicht gestoppt werden kann“, schrieb sie im Messengerdienst Telegram.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hingegen „hat immer betont, dass die Ukraine gegen dieses politische Projekt Russlands kämpfen werde“, sagte Selenskyjs Sprecher Sergiy Nykyforow. Dies gelte „bis zur Fertigstellung und danach und auch nach Beginn der Gaslieferungen“.

Auch die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jalina Porter, erklärte, Washington „lehnt diese Pipeline als russisches geopolitisches Projekt weiterhin“. Sie sei „ein schlechtes Geschäft für Europa“.

Die Bundesregierung wollte sich zum weiteren Ablauf nicht äußern. Was die nächsten Schritte seien, würden die Betreiber entscheiden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Zufrieden zeigte sich der Linken-Wirtschaftspolitiker Klaus Ernst. Die Fertigstellung der Pipeline sei „ein Erfolg für den deutschen Gaskunden, industriell wie privat“, erklärte er.

Schwierige Fertigstellung

Der Bau von Nord Stream 2 hatte im Mai 2018 begonnen. Die etwa 1200 Kilometer lange, aus zwei Leitungen bestehende Pipeline soll künftig in weitaus größerem Umfang als bislang russisches Erdgas nach Deutschland bringen. Hinter dem Projekt stehen neben Gazprom auch Uniper und Wintershall Dea aus Deutschland, der französische Konzern Engie, der britisch-niederländische Konzern Shell sowie OMV aus Österreich als Finanzinvestoren.

Der Bau der Röhren auf dem Grund der Ostsee hatte sich insbesondere wegen Widerstands der USA verzögert. Ende 2019 verhängte die damalige Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen, um die Fertigstellung der Pipeline zu verhindern. Die Bauarbeiten wurden daraufhin ausgesetzt.

Erst im Juli dieses Jahres gab es zu dem Projekt eine Einigung mit den USA. Umstritten ist das deutsch-russische Projekt auch innerhalb Europas. Befürchtet wird, dass sie die Position traditioneller Gas-Transitländer wie der Ukraine schwächen könnte. Umweltschützer wiederum kritisieren die Pipeline aus klimapolitischen Gründen. (afp/oz)



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