Nordzypern öffnet trotz Kritik seit Jahrzehnten abgesperrte Stadt Varosha

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Ruinen von Hotels im Stadtteil Varosia von Famagusta, Zypern.Foto: iStock
Epoch Times9. Oktober 2020

Die türkische Republik Nordzypern hat am Donnerstag die seit Jahrzehnten abgeriegelte Stadt Varosha wieder geöffnet – trotz möglicher Spannungen mit dem griechischen Teil Zyperns und Griechenland. Hunderte Menschen besuchten in Begleitung von Soldaten den einst beliebten Badeort, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die türkische Armee hatte Varosha abgesperrt, nachdem die griechischen Zyprer wegen des türkischen Einmarsches in Nordzypern 1974 von dort geflohen waren.

Unter den Besuchern am Donnerstag waren auch ausländische Touristen. Sie filmten die inzwischen trostlose und von Bauruinen durchzogene Landschaft. Einige posierten in den seit Jahrzehnten verlassenen Gebäuden.

Varosha galt als das „zypriotische St. Tropez“

Vor der Krise war der Ort wegen seines kristallklaren Wassers und der wilden Partys als das „zypriotische St. Tropez“ bekannt. Zu den Besuchers des Badeortes gehörten einst Hollywood-Stars wie Elisabeth Taylor und Richard Burton.

Der Regierungschef von Nordzypern, Ersin Tatar, hatte die Öffnung von Varosha am Dienstag nach einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan angekündigt. Dies kritisierten nicht nur das EU-Land Zypern sowie die EU selbst, sondern auch ein Koalitionspartner von Tatar: Außenminister Kudret Özersay zog sich einen Tag später aus der Regierung zurück. Der Streit kommt nur Tage vor der Präsidentenwahl in Nordzypern, die am Sonntag abgehalten wird.

Zypern, das rund zwei Drittel der geteilten Insel kontrolliert, verurteilte die Wiedereröffnung Varoshas. Präsident Nicos Anastasiades bezeichnete den Schritt als „eklatanten Verstoß gegen das Völkergesetz“. Er habe bei der UN und der EU Beschwerde eingelegt.

Wiedereröffnung kann Spannungen zwischen der Türkei, Zypern sowie Griechenland verstärken

Die Wiedereröffnung Varoshas könnte auch die Spannungen zwischen der Türkei und Zypern sowie Griechenland weiter verstärken, nachdem zuletzt der Konflikt um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer eskaliert war. Athen warnte Ankara, dass es Zypern zur Seite springen würde, wenn es um mögliche EU-Sanktionen gegen die Türkei gehe. Wegen der Wiedereröffnung Varoshas sei die EU „sehr beunruhigt“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Varosha soll am Donnerstag am Rande eines vom Think-Tank Globsec organisierten Forums in Bratislava auch Thema zwischen Griechenlands Außenminister Nikos Dendias und seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu gewesen sein. Dendias habe Athens Position zu Varosha Cavusoglu geschildert, berichtete die griechische Nachrichtenagentur Ana mit Verweis auf eine Quelle aus dem griechischen Außenministerium. (afp)



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