Notre-Dame und der lange Weg zum Wiederaufbau

Titelbild
Diese Ansicht zeigt teilweise das Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris während eines Besuchs des französischen Präsidenten am 15. April 2021 in Paris.Foto: BENOIT TESSIER / POOL / AFP über Getty Images
Epoch Times16. April 2021

Zwei Jahre nach dem Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame am 15. April gestalten sich die Arbeiten mühsam. Durch die Corona-Krise hat sich der Wiederaufbau verzögert. Klar ist: Für Besucher wird das mehr als 850 Jahre alte Gotteshaus noch jahrelang geschlossen bleiben.

Der eigentliche Wiederaufbau von Notre-Dame dürfte erst Anfang 2022 beginnen. Auch zwei Jahre nach dem Brand ist die weltberühmte gotische Kathedrale, die in den Jahren 1163 bis 1345 errichtet worden war, noch nicht vollständig gesichert. Im Inneren der Kathedrale arbeiten Fachleute derzeit auf hohen Gerüsten an dem Gemäuer. Sie bringen unter anderem Stützbalken aus Holz unter den Spitzbögen an und bereiten die Reinigung der großen Orgel vor.

Die Traditionalisten haben sich durchgesetzt

Das Einsturzrisiko des Gewölbes von Notre-Dame ist nach Einschätzung von Chefarchitekt Philippe Villeneuve gebannt. Ein 500 Tonnen schweres Eisengerüst, das darauf lastete und durch das Feuer teilweise eingeschmolzen war, ist seit Ende vergangenen Jahres abgebaut. Das Gerüst war für Arbeiten an dem Spitzturm von Notre-Dame angebracht worden. Er stürzte durch das Feuer ebenso ein wie große Teile des Bleidachs.

Die Traditionalisten haben sich durchgesetzt: Chefarchitekt Villeneuve will den eingestürzten Spitzturm identisch wieder aufbauen – nach dem Vorbild des mehr als 90 Meter hohen Turms, den Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert auf die Kathedrale setzte. Auch der hölzerne Dachstuhl soll ungeachtet der Brandgefahr rekonstruiert werden. Dafür wurden in Frankreich bereits rund tausend Eichen gefällt. Präsident Emmanuel Macron hatte ursprünglich einen modernen Wiederaufbau befürwortet, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Ein Arbeiter betritt das Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris vor einem Besuch des französischen Präsidenten zwei Jahre nach dem Brand, bei dem der Turm zusammenbrach und einen Großteil des Daches zerstörte. Foto: BENOIT TESSIER / POOL / AFP) (Foto von BENOIT TESSIER / POOL / AFP über Getty Images

Was wird der Wiederaufbau kosten und was war die Brandursache?

Dazu gibt es noch keine verlässlichen Angaben. Fachleute gehen aber davon aus, dass die nach dem Brand geflossenen Spenden in Höhe von gut 830 Millionen Euro ausreichen werden. Allein 70 Millionen Euro kamen aus dem Ausland, viele von Privatleuten.

Die Pariser Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Kurzschluss oder die achtlos weggeworfene Zigarette eines Bauarbeiters auf dem Dach den Brand verursachte. Hinweise auf gezielte Brandstiftung gibt es nicht. Die Ermittlungen seien aber immer noch nicht abgeschlossen, sagt eine anonyme Quelle: „Es ist ungewiss, ob wir die Ursache des Feuers jemals eindeutig benennen können.“

Diese Ansicht zeigt ein Gerüst unter dem Gewölbe der Kathedrale Notre-Dame de Paris vor einem Besuch des französischen Präsidenten zwei Jahre nach dem Brand, bei dem der Turm einstürzte und einen Großteil des Daches zerstörte. Foto: IAN LANGSDON / POOL / AFP über Getty Images

Hunderte Tonnen hochgiftiges Blei

Bei dem Brand schmolzen hunderte Tonnen hochgiftiges Blei vor allem aus dem Dach der Kathedrale. Eine hohe Bleibelastung wurde unter anderem an Schulen und Kinderkrippen in der Nähe festgestellt. Nach Untersuchungen bei 750 Kindern gaben die Behörden aber Entwarnung. Umweltverbände bleiben skeptisch, da der Bleistaub auch am Gemäuer haftet.

Der französische Präsident Emmanuel Macron (L) geht mit Rektor Patrick Chauvet (2. L), Jean-Louis Georgelin (3. L), der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (3. R) und dem für die Restaurierung zuständigen Architekten Philippe Villeneuve (R) schauen sich während eines Besuchs der Kathedrale Notre-Dame de Paris am 15. April 2021. Foto: IAN LANGSDON / POOL / AFP über Getty Images

Wiedereröffnung bis zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024

Präsident Macron hat eine Wiedereröffnung bis zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 versprochen. Wegen der Bauverzögerungen in der Corona-Pandemie scheint dies aber unwahrscheinlich. Der Vorplatz der Kathedrale ist bereits seit knapp einem Jahr wieder geöffnet. Wegen des Corona-Lockdowns in Frankreich müssen sich Touristen aber noch gedulden. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion