Ökonomen warnen vor „Handelskrieg“: Multilaterale Freihandelsabkommen ohne Teilnahme der USA abschließen

"Trump will offenbar internationale Handels- und Investitionsströme Ad Hoc steuern und das, was er für US-Interessen hält, hart durchsetzen", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest der "Welt". "Das beschwört die Gefahr von Handelskriegen herauf, bei denen es am Ende nur Verlierer gibt."
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Epoch Times25. Januar 2017

Führende Ökonomen rufen als Reaktion auf die neue US-Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump dazu auf, multilaterale Freihandelsabkommen ohne Teilnahme der USA abzuschließen.

Außerdem warnen Experten nach der Absage Trumps an das Freihandelsabkommen TTP vor neuen Handelskonflikten: „Trump will offenbar internationale Handels- und Investitionsströme Ad Hoc steuern und das, was er für US-Interessen hält, hart durchsetzen“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest der „Welt“. „Das beschwört die Gefahr von Handelskriegen herauf, bei denen es am Ende nur Verlierer gibt.“

Dabei appellieren die Ökonomen an die Europäische Union, sich von den Ankündigungen nicht irritieren zu lassen und nach neuen Handelspartnern Ausschau zu halten. „Auch ohne die USA kann es weiterhin multinationale Freihandelsabkommen geben, mit Selbstbewusstsein man kann das Netz um die Vereinigten Staaten darum herum weben“, sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. „Die Europäer müssten anstatt auf Amerika auf die ASEAN-Staaten schauen.“

China werde als Handelspartner für Deutschland in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen, so Marcel Fratzscher, Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Aber auch China hat einen starken Protektionismus, beispielsweise beim Patentschutz. Es wird in Zukunft wichtiger für die EU werden, Chinas Regierung dazu zu bringen ihr Land zu öffnen und sich an globale Handelsabkommen zu halten“, betonte er.

„Die Absage Trumps an TTP stärkt die Rolle Chinas. Die Volksrepublik wird sich verstärkt um die kleineren Länder Asiens kümmern, und das schon aus dem Grund, weil der erschwerte Marktzugang zu den USA kompensiert werden muss“, sagte Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Auch das Institut für Weltwirtschaft in Kiel bringt die Möglichkeit ins Gespräch, mit China und anderen Staaten über ein Freihandelsabkommen zu verhandeln. „China hat etwa signalisiert, sich als Anwalt offenere Märkte positionieren zu wollen. Warum sollte die EU dies nicht aufgreifen und Gespräche mit China unter Einbeziehung weiterer Partner vorantreiben?“, sagte Institutschef Dennis J. Snower. „Es sind multilaterale Abkommen denkbar, die die USA erst einmal ausklammern.“

Dieser Vorschlag ist allerdings umstritten. „Es gibt gute Gründe, an der wahren Liebe der Chinesen zum Freihandel zu zweifeln“, sagte Gustav Horn, Chef des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Wir erleben hier den Ausbruch eines handelspolitischen Machtkampfs, und Europa muss sich überlegen, auf welche Seite es sich stellt“, sagte Horn. (dts)



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