Weinflaschen für "MAGA-Papst“
„Extra omnes“: Konklave im Vatikan hat begonnen – Erster Wahlgang ohne Mehrheit
In Rom hat am 7. Mai das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes begonnen – nach dem Tod von Franziskus. Während sich Kardinäle aus aller Welt versammeln, werfen Berichte über politische Einflussversuche und unklare Teilnahmen dunkle Schatten auf das traditionsreiche Verfahren.

Konklave zur Wahl eines neuen Papstes beginnt: Kardinäle kleiden sich, um die Messe «Pro eligendo Romano Pontefice» im Petersdom zu feiern.
Foto: Oliver Weiken/dpa
In der Sixtinischen Kapelle in Rom hat am Mittwoch, 7. Mai, das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes begonnen. Die Wahl ist erforderlich geworden, weil der seit 13. März 2013 amtierende Franziskus am 21. April an den Folgen eines Herzversagens verstarb. Zuvor war der Pontifex infolge eines Schlaganfalls ins Koma gefallen. Ein erster Wahlgang war bereits für den ersten Nachmittag angesetzt. Weißer Rauch, der für eine erfolgreiche Wahl steht, ist erwartungsgemäß noch nicht aufgestiegen.
Derzeit sollen sich 133 von 135 wahlberechtigten Kardinäle aus mehr als 70 Ländern im Konklave befinden. Aus gesundheitlichen Gründen verhindert sind Medienberichten zufolge der emeritierte Erzbischof von Valencia, Antonio Cañizares und der emeritierte Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljić.
Kontroverse um einzelne Teilnehmer und deren Geburtsdaten
Eine Kontroverse gibt es auch um den kenianischen Kardinal John Njue. Hatten Zeitungen vor Tagen berichtet, er sei ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen verhindert, äußerte Njue selbst in kenianischen Medien, „nicht eingeladen“ gewesen zu sein. Erzbischof Philip Anyolo widerspricht dieser Darstellung: Njue sei eingeladen gewesen, habe jedoch gesundheitliche Probleme als Hinderungsgrund angeführt.
Ebenso wie im Fall des Kardinals Philippe Quedraogo aus Burkina Faso wurde in Njues Fall das offiziell angegebene Geburtsdatum im Vorfeld des Konklaves korrigiert. Dadurch behielten beide ihr Wahlrecht – das mit Vollenden des 80. Lebensjahrs wegfällt.
Eine genaue Bezifferung, um das wievielte Konklave es sich insgesamt handelt, ist strittig. Mindestens vier davon fanden unter Bedingungen einer Kirchenspaltung statt und wählten Gegenpäpste zu zuvor gewählten Amtsträgern. In mehreren Fällen wurden Päpste auch im Rahmen von Konzilien gewählt. Ohne Berücksichtigung der nicht anerkannten Gegenpäpste wäre das derzeitige Konklave das 76. seit Einführung des Systems. Es wäre das 77., zählt man die Papstwahl von 1216 in Perugia dazu. Allerdings wurde diese kurzfristig und spontan am Todestag von Papst Innozenz III. anberaumt.
Wie sich das Konklave als Wahlform durchsetzte
Das erste reguläre Konklave fand 1274 statt, nachdem Papst Gregor X. diese Prozedur vorgeschrieben hatte, um Zustände wie bei der vorangegangenen Papstwahl zu verhindern. Diese erstreckte sich über die Jahre 1268 bis 1271 und war von Machtkämpfen geprägt. In dieser Zeit herrschte eine Sedisvakanz und die Entscheidungsfindung war von politischen Einflussversuchen gekennzeichnet.
Das Konklave sollte dadurch, dass die wahlberechtigten Kardinäle eingeschlossen und ihnen mit Fortdauer der Zeit Essensrationen gekürzt wurden, einen effizienteren Wahlvorgang gewährleisten.
Bis ins 11. Jahrhundert waren Päpste im Konsens zwischen dem Klerus und dem Volk Roms gewählt worden – dessen Bischof das jeweils amtierende Kirchenoberhaupt bis heute ist. Das Papstwahldekret von 1059 beschränkte anschließend das Wahlrecht auf die Kardinäle.
Entscheidungsfindung dauerte seit 20. Jahrhundert nie länger als fünf Tage
Die Dauer der Konklaven hatte sich zuletzt deutlich verkürzt. Keine einzige Zusammenkunft zur Wahl eines Papstes im 20. Jahrhundert hatte länger als fünf Tage gedauert. Kardinal Jorge Bergoglio, der spätere Franziskus, nach 26 Stunden und fünf Wahlgängen als Papst fest. Gleiches galt für Kardinal Ratzinger, der 2005 nach vier Wahlgängen das Amt als Benedikt XVI. antreten konnte.
Die Tradition, einen eigenen Papstnamen anzunehmen, begründete ein Amtsträger, der den Namen „Mercurius“ trug. Da dieser ihm als zu heidnisch erschien, wählte er für sich den Namen Johannes II. – er amtierte von 533 bis 535. Als längste Pontifikate der Kirchengeschichte galten jene von Pius IX., das von 1846 bis 1878 (31 2⁄3 Jahre) dauerte, und jenes von Papst Johannes Paul II. (1978 bis 2005).
Das kürzeste nicht anerkannte Pontifikat dauerte vier Tage. Am 25. oder 26. März 752 wurde Stephan II. bereits in fortgeschrittenem Alter zum Nachfolger seines Vorgängers Zacharias gewählt. Noch vor seiner gültigen Weihe verstarb er jedoch an den Folgen eines Schlaganfalls. Mangels Weihe wird er in offiziellen Listen nicht als Papst geführt. Der am 15. September 1590 gewählte Urban VII. verstarb 12 Tage später an Malaria. Seine gilt als die kürzeste Amtszeit eines geweihten Papstes.
„Papal Foundation“ soll vor dem Konklave nach Rom gereist sein
Um Papst zu werden, benötigt ein Kandidat die Zweidrittelmehrheit, er muss also mindestens 89 Stimmen auf sich vereinen. Dass diese bereits am Mittwoch ein Kardinal auf sich vereinigen kann, gilt als unwahrscheinlich. Je länger ein Konklave dauert, umso gespaltener dürfte das Kardinalskollegium sein.
Während bereits der Rücktritt Benedikts XVI. und die Wahl Kardinal Bergoglios zu seinem Nachfolger Gerüchte über mögliche politische Einflussversuche angestachelt hatten, werden solche auch mit Blick auf das derzeitige Konklave gestreut. So schreibt die Plattform „Daily Beast“, reiche konservative Katholiken aus den USA hätten eine „Pilgerreise“ nach Rom anlässlich des Konklaves unternommen.
So sollen 80 Mitglieder der philanthropischen Vereinigung „Papal Foundation“ sich auf den Weg gemacht haben, um Stimmung für die Wahl eines „MAGA-freundlichen“ Papstes zu machen. Dafür habe man „Weinflaschen im Wert von 100 US-Dollar und großzügige Spenden an die Kirche“ in Aussicht gestellt. Der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan ist der Vorsitzende der Stiftung. Er ist Kardinal – und Teil des Konklaves. Neben ihm gilt auch Kardinal Raymond Burke als Wunschkandidat der Trump-Regierung.
Clinton, Podesta, Soros und der „Katholische Frühling“
In der Gegenrichtung hieß es aus konservativen Kreisen, reiche Gönner der Demokraten und Akteure wie Hillary Clintons späterer Wahlkampfmanager John Podesta hätten einen „Katholischen Frühling“ initiieren wollen. Unter diesem Motto sollen sie seit Anfang der 2010er Jahre gezielt Gruppen mit liberalen Ansichten finanziert haben, die innerhalb der Kirche für eine Lockerung der Sexualmoral oder LGBTQ*-Rechte werben sollen.
Einige Theorien beschuldigen Podesta, Clinton und den Philanthropen George Soros sogar, Benedikt XVI. zum Rücktritt gedrängt und die Wahl von Franziskus gefördert zu haben. Belastbare Beweise für die Behauptung gibt es nicht. Allerdings hatte die Soros-Stiftung Open Society Foundations in den 2000er-Jahren eine sechsstellige Summe für demokratische Outreach-Projekte zur Verfügung gestellt.
Diese sollen helfen, Katholiken, für die Fragen wie Abtreibung oder LGBTQ* nicht die primären Wahlmotivationen darstellen, für die Demokraten und die Agenda Barack Obamas zu gewinnen. Im Jahr 2012 wählten Katholiken mehrheitlich den demokratischen Amtsinhaber.
Frankreich weist Gerüchte um Einflussversuche Macrons zurück
Im Vorfeld des Konklaves gab es auch Berichte, wonach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versuchen soll, Einfluss zugunsten des Erzbischofs von Marseille, Jean-Marc Aveline, zu nehmen. Dieser gilt als EU-freundlich und Gegner souveränistischer Bestrebungen. Frankreich hat seit 1378 keinen Papst mehr gestellt. Außenminister Jean-Noel Barrot wies entsprechende Behauptungen als „Fake-News“ zurück.
Tatsächlich haben, wie nicht zuletzt die vergangenen Konklaven gezeigt hatten, die Wahlprozesse der Kardinäle ihre eigenen Gesetze und Dynamiken. Deshalb setzen sich selten Favoriten durch. Im Jahr 1978 gab es etwa ein Patt zwischen zwei Lagern. Als eine Einigung immer unwahrscheinlicher wurde, entschloss sich das Konklave zur Wahl eines Außenseiters – des polnischen Kardinals Karol Wojtyla.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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