In Kürze:
- Florida plant, alle Impfvorschriften im US-Bundesstaat abzuschaffen.
- Alle 50 US-Bundesstaaten haben Impfpflichten für Schulkinder.
- AAP, die größte Berufsvereinigung von Kinderärzten, kritisiert Floridas Initiative.
Der Gesundheitsminister von Florida, Dr. Joseph Ladapo, kündigte am 3. September an, sich für die Abschaffung sämtlicher Impfpflichten im Bundesstaat einzusetzen, inklusive für Schulkinder.
„Das Gesundheitsministerium von Florida wird gemeinsam mit dem Gouverneur daran arbeiten, alle Impfvorschriften aus den Gesetzen des Bundesstaates zu streichen“, erklärte Ladapo auf einer Pressekonferenz. „Alle – ausnahmslos. Jede einzelne dieser Vorschriften ist falsch und atmet Verachtung und Sklaverei.“
Er stellte die grundsätzliche Frage nach der Legitimation staatlicher Eingriffe:
„Wer bin ich als Vertreter des Staates – oder überhaupt als Mensch –, dass ich Ihnen vorschreiben dürfte, was Sie Ihrem Körper zuführen? Wer bin ich, dass ich entscheide, was Ihr Kind seinem Körper zuführen soll? Dieses Recht habe ich nicht. Ihr Körper ist ein Geschenk Gottes. Was Sie ihm zuführen, ist allein Ihre Entscheidung – in Verantwortung vor sich selbst und vor Gott.“
Ladapo betonte, dass weder er noch der Staat das Recht hätten, Impfungen vorzuschreiben. Stattdessen rief er dazu auf, dem Staat diese Befugnis zu entziehen und selbstbestimmte, informierte Entscheidungen zu treffen.
Anwalt verweist auf „körperliche Selbstbestimmung“
Unterstützung erhielt er von Jeff Childers, einem Anwalt aus Gainesville, der sich während der COVID-19-Pandemie mehrfach juristisch gegen Masken- und Impfpflichten gewehrt hatte und den Blog
„Coffee and Covid“ betreibt.
Childers sprach von einer „Bestätigung“, dass er richtig lag. Der Vergleich mit „Sklaverei“ sei keineswegs nur ein rhetorisches Mittel, sondern berühre den Kern des Themas: die körperliche Selbstbestimmung.
„Es geht hier um eine grundlegende menschliche Freiheit“, so Childers gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times. „Die Frage nach der Unantastbarkeit des eigenen Körpers oder ob der Einzelne als Eigentum der Gemeinschaft betrachtet werden darf, ist so polarisierend wie die Frage nach der Sklaverei.“
Laut Childers gebe es dabei keinen Mittelweg: „Entweder glaubt man, dass sich jeder für das Kollektiv opfern sollte, wenn es verlangt wird, oder man ist überzeugt, dass niemand gegen seinen Willen dazu gezwungen werden darf.“
Impfpflichten für Schulkinder in allen 50 Bundesstaaten
Ladapo erläuterte, sein Ministerium habe bereits damit begonnen, Vorschriften seiner Vorgänger aufzuheben, die bestimmte Impfungen verpflichtend machten. Nun wolle er gemeinsam mit dem republikanischen Gouverneur Ron DeSantis und dem Parlament von Florida daran arbeiten, auch die übrigen Regelungen zu streichen.
„Wir müssen damit Schluss machen“, sagte er. „Es ist der richtige Weg. Und es wäre großartig, wenn Florida der erste Bundesstaat wäre, der diesen Schritt geht.“
Zu den bestehenden Regelungen gehören insbesondere Impfpflichten für Kinder, die eine Kindertagesstätte oder Schule besuchen.
Laut der
National Conference of State Legislatures bestehen solche Vorschriften in allen 50 Bundesstaaten sowie im District of Columbia. Zwar erlauben die meisten Staaten religiöse oder – in geringerem Umfang – auch weltanschauliche Ausnahmen, doch in fünf Bundesstaaten sind ausschließlich medizinische Ausnahmen zugelassen.
Das Gesundheitsministerium von Florida listet aktuell mehrere verpflichtende Impfungen für Kinder auf, darunter gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Haemophilus influenzae Typ b, Pneumokokken sowie Hepatitis B.
Childers zufolge könnte Ladapo innerhalb weniger Tage mit der Aufhebung einzelner Regelungen beginnen. Eine dauerhafte Änderung sei jedoch nur durch formelle Gesetzesänderungen möglich.
Kritiker warnen vor der Ausbreitung ansteckender Krankheiten
Kritik kam von der American Academy of Pediatrics (AAP), der größten Berufsvereinigung von Kinderärzten in den Vereinigten Staaten. Sie warnte, die Abschaffung von Impfpflichten würde Kinder in öffentlichen Schulen einem höheren Krankheitsrisiko aussetzen und die Ausbreitung ansteckender Krankheiten begünstigen.
„Schulen sind ein wichtiger Teil dieser Gemeinschaft, aber der enge Kontakt mit anderen Kindern begünstigt die schnelle Ausbreitung ansteckender Krankheiten. Deshalb verlangen die meisten Schulen routinemäßige Impfungen für Kinder“, erklärte die AAP.
Childers wies diese Argumentation zurück. Die AAP stelle Behauptungen ohne Belege auf. „Es geht nicht einmal darum, ob Impfstoffe wirken oder nicht“, sagte er. „Der entscheidende Punkt ist: Niemand darf gezwungen werden, Medikamente einzunehmen, die er nicht will.“
Die Ankündigung fiel zeitlich zusammen mit der Vorstellung einer Initiative von DeSantis: der staatlichen Kommission „Make America Healthy Again“ (Amerika wieder gesund machen). Den Vorsitz dieses Gremiums soll Floridas First Lady Casey DeSantis übernehmen.