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Innere und äußere Sicherheit

Generalinspekteur: Müssen „Drohnen gegen Drohnen einsetzen“

Ende des Jahres wird die Bundeswehr erstmals mit „Loitering Munition“ schießen – Kamikazedrohnen, die mit Gefechtsköpfen versehen auf Ziele gesteuert werden können. Gegen Drohnen will Generalinspekteur Carsten Breuer schnell neue Waffensysteme zum Einsatz bringen.

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Generalinspekteur Carsten Breuer

Foto: Kay Nietfeld/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Generalinspekteur Carsten Breuer will in der Truppe schnell neue Waffensysteme zur Abwehr von Drohnen zum Einsatz bringen.
„Eines ist für mich klar: Am Ende wird es vermutlich darauf hinauslaufen müssen, dass wir Drohnen gegen Drohnen einsetzen“, sagte Deutschlands ranghöchster Soldat dpa. Eine effektive Abwehr sei „nur im Mix der verschiedenen Fähigkeiten möglich“.

Kamikazedrohnen in der Bundeswehr

Fortschritte erwartet er binnen Monaten. Dabei verweist Breuer auf den Zeitplan für die Einführung sogenannter Loitering Munition in der Bundeswehr. Dabei handelt es sich um Kamikazedrohnen, die mit Gefechtsköpfen versehen in großer Zahl auf Ziele gesteuert werden können oder diese auch KI-unterstützt selbst suchen.
„Zur Loitering Munition haben wir im März eine Entscheidung getroffen, und Ende des Jahres wird die Truppe das erste Mal scharf damit schießen“, erläuterte er.
„Parallel dazu wird der Kampf Drohne gegen Drohne mit Nachdruck vorangetrieben. Mit dem gleichen hohen Tempo wie bei der Einführung von Loitering Munitions.“

Neben Drohnen andere Entwicklungen beachten

Ein „Fehler“ wäre es aber nach seinen Worten, andere Bedrohungen aus dem Blick zu verlieren. „Wir dürfen jetzt nicht sagen, wir schauen nur auf Drohnen. So zentral die Entwicklung von Drohnen für unsere Verteidigungsfähigkeit ist, wir haben nach wie vor Marschflugkörper, Raketen und Luftfahrzeuge, die eine Bedrohung darstellen.“
Unter den NATO-Verbündeten sorgten in den vergangenen zwei Wochen verstärkte Luftraumverletzungen für Unruhe. So war in der vergangenen Woche eine große Zahl von Drohnen in den Luftraum Polens und damit der NATO eingedrungen.
Estland beklagte am 19. September, drei russische Kampfjets seien in den Luftraum des baltischen NATO-Landes verletzt. Die Nato NATO zuvor schon eine Operation mit dem Namen „Eastern Sentry“ (deutsch etwa: Wächter des Ostens) zum verstärkten Schutz der Ostflanke mit Luftverteidigung und Aufklärung gestartet.

Mit Kampfjets gegen Drohnen?

In der Nacht zum 10. September hatten die polnische Luftwaffe und andere NATO-Verbündete Drohnen abgeschossen. Breuer sprach in diesem Zusammenhang von einer beispiellosen Verletzung des polnischen Luftraums.
„Egal, ob es beabsichtigt war oder ob es unabsichtlich passiert ist: Putin wird unsere Reaktion genau beobachten. Er hat uns als Allianz mit dieser Luftraumverletzung getestet“, sagte Breuer. Er sei sicher, das Bündnis habe diesen Test mit Geschlossenheit und der schnellen Reaktion darauf bestanden.
Dass NATO-Kampfjets hochwertige Lenkflugkörper auf im Vergleich billige Einwegdrohnen feuern müssen, hatte allerdings öffentlich Zweifel und Kritik am Stand der Vorbereitungen des Bündnisses ausgelöst.
Breuer fordert, beim Waffeneinsatz Gefahren für Menschen und mögliche Sachschäden als Bewertungsmaßstab zu nehmen
„Wie können wir eine sehr viel besseres Verhältnis von Kosten und Wirkung erreichen? Bei der Beantwortung dieser Frage stehen wir längst nicht mehr am Anfang. Wir beschaffen beispielsweise bereits wieder Skyranger-Flugabwehrwaffensysteme, deren Munition den Bruchteil einer Flugabwehrrakete kostet.“

Breuer für Vorhaltevertrag zur Drohnenbereitstellung

Bei den neuen Drohnen geht es im Fall der Fälle auch um die Verfügbarkeit großer Mengen – die Entwicklungszyklen sind aber sehr kurz, viel kürzer als bei Granaten oder Raketen.
Es bringt den Militärplaner daher wenig, große Lagerbestände einer Waffe vorzuhalten, die ihre Wirksamkeit in Jahren oder auch Monaten verloren haben könnte.
„Ich kann mir einen Vorhaltevertrag zur Drohnenbereitstellung vorstellen – „drone as a service“. Das heißt: Wir brauchen eine bestimmte Anzahl, mit denen wir die Ausbildung betreiben. Wir brauchen eine bestimmte Anzahl in Depots für den unmittelbaren Bedarf“, sagt Breuer. „Vor allem aber benötigen wir Industriekapazitäten für eine hohe Stückzahl in dem Moment, wenn es darauf ankommt.“

Dobrindt will Verzahnung polizeilicher und militärischer Drohnenabwehr

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt setzt auch für die innere Sicherheit auf eine verstärkte Drohnenabwehr. „Auf der nächsten Innenministerkonferenz platzieren wir das Thema prominent auf der Tagesordnung“, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Unser Ziel ist klar: Kompetenzen zwischen Bund und Ländern bündeln, neue Abwehrfähigkeiten entwickeln, polizeiliche und militärische Drohnenabwehr verzahnen.“
„Wir befinden uns in einem technologischen Wettrüsten zwischen Drohnenbedrohungen und Drohnenabwehr – im hybriden wie im militärischen Bereich“, stellte der Innenminister fest. Die nächste Innenministerkonferenz findet vom 3. bis 5. Dezember 2025 in Bremen statt. (dpa/ks)

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